Mit Freude in den Krieg: Warum?

Ich erkläre einmal kurz, was immer wieder in den Medien gefragt, aber nie beantwortet wird:

Warum gehen junge Männer und Frauen mit Freude in einen Krieg?
Gesellschaften und Individuen unterliegen einem Entwicklungserfordernis. In der gut integrierten mittelalterlichen Gesellschaft lebte das Individuum in einer freiraumarmen Rollenidentität. In der aktuellen Gesellschaft überlebt das Individuum nur dann ohne Schaden und mit Gewinn, wenn es eine flexible Ich-Identität (Lothar Krappmann) gelernt hat.
Die Statuspassage vom Kind zum Erwachsenen entspricht dem Wandel von der mittelalterlichen zur modernen Gesellschaft. Deshalb erinnert die Pubertät auch sehr stark an die französische Revolution.
GelingtdieStatuspassage nicht, dann gibt es sehr verschiedene individuelle,leidbegleitete Lösungen. Eine Lösung wäre es, eine mittelalterliche Gesellschaft aufzusuchen, die als das Neue erscheint, aber zu praktizieren erlaubt, was das Kind gelernt hat, nämlich ineinerRollenidentität zu leben. Diese Versuche eines islamischen Staats bietet so etwas an. Sie werden eine Episode, weil sich gesellschaftliche Entwicklungen nicht umkehren lassen. Das stört ihre Protagonisten nicht.

Die Sprache drückt solche Entwicklungen aus: Wenn Papa und die heiligen Bücher nicht mehr Recht haben, dann habe ich vielleicht schon bald eine Meinung.
Das ist die Fassung für die eingefleischten Kurztextleser.
Die langen Fassung muss ich noch etwas ausarbeiten.

Falsche Freunde…!?

Gegen die posthume Vereinnahmung der toten Mitarbeiter von Charlie Hebdo wehren sich jetzt die Überlebenden. Sie lehnen die „Freunde“ ab, die sich nun per Mausklick oder Demo millionenfach aufdrängen, weil deren Motive eigentlich nur abseits des Selbstverständnisses von Charlie Hebdo liegen können. Die geschlossene Front der demonstrierenden Politiker gehört ihnen ebenso zu den falschen Freunden wie die Rassisten, die nun strategische Solidarität zeigen.
Diejenigen Politiker, die da in den vorderen Reihen mitmarschiert sind, sind zum großen Teil dafür bekannt, dass sie es mit der Friedfertigkeit selbst nicht so genau nehmen. Die öffentliche Präsenz war – ob mit oder ohne Trauer – politisch vor allem nützlich. Mittlerweile gibt es gottzeidank ja auch eine öffentliche Debatte über diejenigen, die die Ereignisse in Paris zum eigenen Vorteil instrumentalisieren. Allein das Geschäft mit dem Logo „Je suis Charlie“ von Joachim Roncin haben T-Shirthersteller und sogar Geschäftemacher aktiviert, die sich das Logo als gute Einnahmequelle schützen lassen wollte.

Es war also wohl doch durchgängig kein Platz für tränenverwaschene Worte, die eine umfassende Solidarität in trunkenem Mitgefühl ausdrücken, so wie es das Erste Deutsche Fernsehen uns mit der Überschrift „Paris trauert!“ weiß machen wollte.
Die begleitende Presse hätte nicht die Aufgabe haben sollen, die Situation katalytisch auf die Spitze zu treiben und auch noch Menschen ins Feld zu führen, die ihr Land lieben.
Die hat es wohl versäumt, gerade in dieser Situation auf trennscharfe Begriffe zu setzen und einen journalistischen Mehrwert zu markieren.
Ich schätze auch das Spiel mit der Sprache, aber eben nicht als journalistische Nebelmaschine.

Wer soll das bezahlen?

Eine alte karnevalistische Frage stellt sich auch angesichts unüberschaubarer Atomabfälle.
Der Tagesspiegel möchte von ihren Lesern gern wissen: Wer soll das bezahlen?
Mir fällt das ein:

Wir werden den Atommüll Jahrtausende mit uns herumtragen, weil unsere Endlagervorschläge dieser langfristigen Perspektive nicht folgen können.

Die Frage nach dem Kostenträger läßt sich auch nur für wenige Jahre beantworten und ist ebenfalls immer wieder neu zu stellen. Die Politikerhaftung ist problematisch. Die Energieunternehmen sollten zahlen, werden sich aber nach dem Badbankmodell schnell aus der Verantwortung stehlen. Zum Schluss wird der Steuerzahler sich selbst schützen und arm rechnen. Der Atommüll landet final vagabundierend auf den Weltmeeren in der Nachbarschaft zu den Flüchtlingsschiffen unter ständiger Beobachtung der Meerestiere.

Mein Brückentag

Nach Brückentagen befragt, fällt mir nur ein, dass ich gern einmal die Leverkusener Rheinbrücke einen Tag lang, abwechselnd in beide Richtungen befahren möchte.

Aber wahrscheinlich sind bereits vor mir viele PKW- und LKW-Fahrer auf die Idee gekommen. Brücken haben etwas Verbindliches und gestatten einen ausschweifenden Blick auf Frauen vor Flusslandschaft.

Weißgott haben eigentlich alle Brücken so einen Tag verdient.

Zum neuen Jahr

 

HNY15x

Zum neuen Jahr wünsche ich euch, dass ihr euch ganz ohne Vorsatz für ein sozial gefälliges Leben einfindet und das Bambi von seiner Umarmung durch Laudatoren und Preisträger befreit:

TÖTET „BAMBI“!

Spielart des globalen Altruismusgewerbes

Wer weiß es besser als der Beobachter von Facebook und ähnlich heißgelaufenen Webcommunitys:

Wer Zustimmung will, braucht knallharte, einfache Positionen, damit er likefähig bleibt. Ob die Position ethischen, fachlichen und praktisch Ansprüchen genügt, ist dabei unwichtig. Positionen mit Feindbild entsprechen also sehr gut dem Ideal der unbedingten Likefähigkeit.

Jetzt sammeln wenige Manager des Unheils nach diesem Muster verstörte Bürger um sich und um ein Akronym, das eine Bewegung nahelegt, wo es keine gibt. Und in der Gegenbewegung sammeln nun in der Folge selbsternannte Bessermenschen in Pseudopetitionen die „Likes“ für eine Gegenbewegung. Und alle aus dem simulierten antifaschistischen Widerstand machen mit.
Dabei geht es – wie schon in den Wirren der Weimarer Republik – nicht darum, wer die größte Zahl hinter sich weiß, sondern um den herrschaftsfreien Dialog der Subjekte.
Anstatt einer unregierbaren Frontenarithmetik per Mausklick und der Eingliederung in Marschformationen der Widersacher sollte das Gespräch von Angesicht zu Angesicht genutzt werden, die versäumten Grundlagen zu erarbeiten, die ein selbst- und mitverantwortliches Leben in einer vielfältigen, inkludierten Welt erforderlich machen. – Dass das nicht so einfach ist, räume ich ein. Das ist aber auch gut so!
Es wird aber auch unvermeidlich sein, die Bürgerverdrossenheit der professionalisierten Politikerkaste auf den Prüfstand zu stellen und Gerechtigkeit im Wohlstand auf den Weg zu geben anstatt so zu tun, als seien die Bürger verdrossen. Wenn der Bürger den Politiker ablehnen, dann nicht deshalb, weil der Politiker Maut, Soli usw. nicht hinreichend vermittelt hat, sondern weil der Bürger es nicht will, weil es ungerecht ist und den Wohlstand einschränkt.
Nachtrag:
Jetzt passiert, was ich vermutet habe. Das globale Altruismusgewerbe macht den Durchmarsch:
Wer bei #nopegida unterschrieben hat, bekam von Change, der Plattform für Onlinepetitionen, die Empfehlung, das auch bei der Pro-„Pegida“-Aktion zu tun, die nun ebenfalls Gefolgsleute sammelt.
 
Es ist daran zu erinnern, dass die sogenannten Onlinepetitionen ein Geschäft sind, aber keine Petitionen im Sinn des Grundgesetzes, die im Artikel 17 geregelt sind.
 
siehe auch

Bewegte Bürger

Ich lese gerade, dass der Zulauf von FRIGIDA, oder wie das heißt, damit zu begründen sein soll, dass der Bürger parteien- und politikverdrossen ist. Dem folge ich nicht!

Es ist nämlich so, dass jedes im Kern demokratisch ausgerichtete Volk über Volksvertreter in Parlamenten und Regierungen verfügt, die es selbst gewählt hat. Deshalb gilt der Satz, dass Politik grundsätzlich nicht besser und nicht schlechter ist, als das Volk selbst. Abweichungen werden in Wahlen korrigiert.
Dem Reden von der Verdrossenheit liegt zudem eine Verwechslung zugrunde. Nicht der Modalbürger ist verdrossen. Er spiegelt nur die Verdrossenheit einer scheinbar professionell abgehobener Politikerkaste, die meint, sie wäre nicht mehr abwählbar. Politiker sind also bisweilen Bürgerverdrossen und nicht umgekehrt.
Umso wichtiger ist es, die fatale Genügsamkeit des Es-ändert-sich-ja-doch-nichts zugunsten einer fundierten und gut diskutierten Wahlentscheidung aufzugeben. Zum Lohn gibt es dann die Politik, die wir verdienen.

Feiertage

Ich spreche mich ja schon sehr lange für eine Inklusion aller bedeutender Festereignisse aus, die dann auch ausschweifend über das ganze Jahr gefeiert werden. 

Musik als Weihnachtsgeschenk

Ich habe als Weihnachtsgeschenk für zwei Halbwüchsige unter 3 Jahren eine Doppel-CD gebastelt, auch weil sie bereits dabei sind, die Kinderlieder hinter sich zu lassen.

Dazu habe ich aus meinem Fundus einzelne Musikstücke ausgewählt, die mir gefallen, jeweils mit einem Seitenblick auf die beiden, die beschenkt werden sollen. Das Ganze ist als unverwüstliches Bilderbuch gestaltet, in dem die Musiker zu sehen sind. Ich habe Fotokollagen beschriftet und in Folien eingeschweißt. Die CDs sind in dieses Buch integriert in eigens geschweißten Taschen, die entstehen, wenn man eine passend gefaltete Papiertüte, die aus der Schweißfolie heraus ragt, mit einschweißt und die schließlich abgeschnitten und mit einem flachen Plastikdruckknopf verschlossen wird. Alle 10 Seiten wurden an der Seite gelocht und dann mit Hülsenmuttern und Schrauben miteinander verbunden.

Man könnte das Buch sogar noch erweitern oder auch mit Sekundenkleber an den Schrauben unauflöslich gestalten.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie das Buch mit den CDs ankommt.

Auf die Idee bin ich auch gekommen, weil beide nun seit langer Zeit mit ebenfalls selbstgemachten aber kleineren Fotobilderbüchern spielen, die ich ebenfalls nach gleicher Grundidee selbst hergestellt habe.

 

FlatToMove

Der Silberstreif

So lange die FDP – die Presse berichtet darüber – breitere Parkstreifen für breitere Autos in engen Innenstädten fordert, wird es ihr nicht helfen, wenn sie die Farben und das Logo der Partei ändert.
Es sagt der Protagonist Eddie Felson im Film „Die Farbe des Geldes“ von Martin Scorsese zum Schluss: „I’m back!“

  • Ein typischer Cliffhanger!

Mal sehen wie es weiter geht.