Nepal ist überall

Nichts funktioniert so gut, wie die Spendensammlung im Katastrophenfall.

Die Hilfsorganisationen bitten schon um zweckungebundene Spenden, weil sie das Geld anderenfalls nicht sinnvoll verwerten können. Die Nothilfe ist nun auch in Nepal gesichert. Langfristige Hilfen – in Nepal beispielsweise für die Infrastruktur und sichere Gebäude – funktionieren dagegen nicht. Es wäre schon gut, Fischern nicht ihre Fanggründe leerzufischen, mit unseren abgelegte Textilien und Schlachtabfällen nicht ferne Märkte zu verstopfen und über private Rechte an Saatgut die Landwirtschaft zu erschweren …

Ganz nebenbei wäre damit der Umzug übers Mittelmeer nicht mehr die letzte Chance zur Menschenwürde.

Es verwischt nur die Fronten für ein gutes Gefühl, wenn man aus seinem Überfluss spendet. Es ist obendrein ungerecht, weil die eher ärmeren Leute zum Spendenaufkommen überproportional beitragen, während dieser reicheren Menschen ihr aktives Spenden auch wirtschaftlich nutzen.
Zu raten ist, eine Entscheidung dafür zu treffen, keine Märkte auszubeuten und historische Ausbeutungen weitestmögliche auszugleichen. Daran kann jeder allein schon durch bedachte Kaufentscheidungen mitarbeiten.

siehe auch

Studideldumm …

DieWirtschaftskonzerne und ihre Verbände sprechen neuerdings davon, dass Hochschulabsolventen für die Praxis schlecht ausgebildet sind und fordern, daran etwas zu ändern.

Sie verwechseln offenbar aus Eigeninteresse ein Studium mit einer Berufsausbildung. Während in einer Berufsausbildung feststeht, welche Kenntnisse und Fertigkeiten zur Berufstauglichkeit gehören, ist das Studium voraussetzungslos darauf ausgerichtet, selbstverantwortlich um der Erkenntnis willen die Einzelheiten des jeweiligen Fachbereichs – durchaus auch mit Erkenntnissen und Methoden anderer Fachbereiche – in Frage zu stellen.
Nun ist es in dem umstrittenen Bolognaprozess der EU mit Anfeuerung der Wirtschaftskonzerne gelungen, alle Studiengänge mit Studienordnungen so zu verschulen, dass es unter Beibehaltung des Namens Studium zur Berufschulausbildung verkommen ist. Studenten beklagen das, doch sie wissen bald nur noch über historische Dokumente, wie ein Studium sein könnte und spielen die Fortsetzung der Schule mit, denn das können nach einem langen Schülerleben.
Die aktuelle Initiative der Wirtschaftskonzerne ist offenbar darauf ausgerichtet, ihre Investitionen in die Berufsausbildung einzusparen und sie auf Kosten der Allgemeinheit auf die Hochschulen zu verlagern. Der Bachelor ersetzt folgerichtig den Facharbeiter und er ist auch finanziell nicht besser gestellt. Die hohe Zahl der Hochschulabsolventen deutet also nicht unbedingt auf ein hohes Bildungsniveau hin. Arme und reiche Menschen trennt immer mehr, der Hochschulabschluss vereint sie aber alle. Die Wirtschaftskonzerne wollen mit gleicher Zielsetzung auch keine Arbeitslosen oder Flüchtlinge ausbilden, sondern die Zuwanderung ausgewiesener Experten aus anderen Ländern, in denen diese selbstverständlich vorrangig gebraucht werden.
Die Wirtschaft steuert ihre Gewinne über die Herrichtung von Märkten und Konsumenten, die speziell für den erwarteten Konsum sozialisiert sind, damit auch noch die letzten Armutsgroschen zu Ihnen zurück fließen. Abweichendes Verhalten, Verweigerungen und Überforderungen sind nicht gern gesehen. Ein richtiges Studium könnte so etwas jedoch fördern. Deshalb geben sich die Wirtschaftskonzerne auch mit Halbheiten nicht zufrieden. Es zählen bereits diverse Gesundheitsapps unsere Schritte, um uns so zu optimieren. Nur noch über das Zeitgeistsyndrom Burnout finden wir einen Ausstieg hin zur großen Freiheit.
Es bleibt daran zu erinnern, dass der Fortschritt nur über abweichendes Verhalten möglich ist. Alles andere endet in einem geschlossenen System, in dem die Superreichen ihr Vermögen im Investitionsnotstand gern auch mit wohltätiger Attitüde immer wieder weitergeben und der Ausgebildete sich dem Kanon der für ihn gruppierten Inhalte und Verfahren auf ewig beugt.

Frau Merkel skandalisiert sich nun selbst

Sie will direkt mit dem Bürger sprechen und übergeht damit die Volksvertreter.

Die Regierung sucht also jetzt den Dialog mit dem Bürger. Die Kanzlerin Merkel betont heute, dass man dem Bürger ohne Filter zuhören wolle um zu erfahren, was er will. Sie kündigt aber auch an, dass man das alles auch fachgerecht verrechnen muss, damit die Eindrücke handhabbar werden. Die Besonderheit des Dialogs, nämlich die Wechselseitigkeit, wird dabei umgedeutet, weil es offenbar ja gar nicht darum geht, was die Regierung den Bürgern zu sagen hätte.
Entweder will die Bundesregierung das Parlament entmachten, denn dort sitzen doch, wie in der Verfassung vorgesehen, die Volksvertreter, oder aber der Regierung und dem Parlament ist es ganz egal, was die Bürger denken. Deshalb bastelt man sich mit empirischen Verfahren den neuen Modalbürger. Es ist auch denkbar, dass sie das parlamentarische Prinzip mit der Volksvertretung in der Regierung überhaupt nicht verstanden haben.
Wir sehen schon seit Jahren, dass Expertenkommissionen und Gutachter Politik machen. Und wir warten ja schon lange darauf, dass die Meinungsforschungsinstitute die Parlamente besetzen. Sie wissen ja, wie Google und Konsorten auch, wen und was wir eigentlich wollen. Unser Widerspruch ist zwecklos! Und jetzt brauchen wir ja das bewährte Verfassungssystem nicht einmal mehr mit unserer Stimmabgabe zu den üblichen Wählen zu speisen, weil wir ja den direkten Kanal zur Kanzlerin bekommen.

Ich halte dagegen viel davon, wenn der eine oder andere Volksvertreter sich sein Mandat verstärkt bei den Bürgern holt und der Bürger ihm auf die Pelle rückt, um sein Mandat mit Inhalt und Ziel auszustatten.
Es könnte alles so bleiben wie es ist, wenn wir das ausfüllen, was das Grundgesetz vorgibt. Es ist unbestritten, dass es so schlecht nicht ist.

Der Dialog mit dem Bürger mag Sympathien für die Politik wecken. Das täuscht aber darüber hinweg, dass der Bürger immer mehr mit guten Gefühlen ausgestattet wird, die zu haben, es keinen guten Grund gibt.
Die Verdrossenheit der Politik gegenüber dem Bürger steuert auf einen Höhepunkt zu.

Gandhi als Vorbild

Es macht mir keinen Spaß mehr, Mahatma Gandhi, Albert Schweitzer oder John Kennedy als Vorbild präsentiert zu bekommen!

Das hat damit zu tun, dass Vorbilder lediglich positive Eigenschaften bündeln und ihnen damit einen Status zugeschrieben wird, der ihnen icht zusteht.
Das hat aber auch damit zu tun, dass das Vorbild seinen Zweck noch in gut integrieren mittelalterlichen Gesellschaften erfüllt hat, aber angesichts neuzeitlicher Anforderungen für Erwachsene unbrauchbar ist. Kinder müssen bei einer gelungenen Entwicklung mit der Jugend ihre Helden aufgeben und ihre Identität aus einer nie endenden Balance unterschiedlicher Erwartungen beziehen.
Hinzu kommt, dass solche überaus beliebten Vorbilder gern einmal benutzt werden, weil sie sich posthum ja auch nicht mehr wehren können. So liest man beispielsweise häufig, Gandhi habe vegan gelebt und Schweitzer habe sein Urwaldhospital nach medizinisch und menschlich vorbildlich geleitet. Kennedy wird gar gegen alle Belege zur Kunstfigur des Guten gestylt. Das stimmt doch alles nicht. Vorbilder lassen sich in jedem Fall entzaubern und verschwinden dann stets im Gewühl der Jahrhunderte.

Eltern haften

Immer wieder lese ich, dass Eltern für ihre Kinder haften.

Elternhafta

Das ist falsch!

Dieser Fall, dass jemand von Gesetzes wegen für jemanden anderen haftet, ist in Deutschland nirgendwo vorgesehen.

Es ist stets so, dass man lediglich für das haftet, was man selbst anstellt.

So haben die Eltern beispielsweise den Kindern gegenüber eine Aufsichtspflicht. Wenn sie also ihre Kinder nicht sorgfältig beaufsichtigen – das kann von Situation zu Situation und von Kind zu Kind höchst unterschiedlich sein – dann haften sie dafür, aber eben nicht für die Kinder.

aus meinem Zyklus: Trauer 2.0

Wenn die Ministerpräsidentin #Kraft heute bei Facebook postet: „Ich habe keine Worte für die grausame Wahrheit.“ dann ist es so, wie wenn ein Kind sagt: ich schlafe schon! Auch bei wenigen Worten sind noch weniger Worte noch mehr.
Ich registriere nur ein Trauertrittbrettfahren.

Unverhältnismäßige Anteilnahme

In der TAZ wird heute, einen Tag nach dem Flugzeugunglück zwischen Barcelona und Düsseldorf, kommentiert
Der Kommentar von Edith Kresta folgt der These, wir würden lokal fühlen und global denken und deshalb sei der Gefühlehype zugunsten der Betroffenheit der Deutschen in den Medien ganz normal.
Ich meine aber:
Die TAZ ist auf dem richtigen Pfad, bricht den Flug durch die Gefühle aber mitten in der Luft ab.
Die Nähe, die Gefühle auslöst, ist die unmittelbare Beziehung. Volkstrauern war früher verordnet und wird heute durch soziale Medien rekonstruiert. Sie erlauben jedem, Gefühle zu zeigen, die er gar nicht hat und fordern ihn sogar dazu auf: „Bitte teilen!“ So entwickelt sich die Spezies der Trittbrettfühler, die sich kritiklos in den sozialen Medien ausleben können.
Neben den Gefühlen steht uns aber auch das Denken zur Verfügung.
Wir leisten uns die sichersten Verkehrsmittel der Welt. Dieser für uns käufliche elitäre Wohlstand kostet aber auch – konstruktionsbedingt – ab und zu eine größere Anzahl von Toten. Nach Angaben von UNICEF aus dem Jahr 2009 sterben derzeit jedes Jahr 8,8 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Viele davon an Unterernährung oder Krankheiten, die leicht zu verhindern/behandeln wären. Auch diese leisten wir uns ohne mit der Wimper zu zucken. Und es gibt unzählige Beispiele mehr.
Der aufgeklärte Mensch beschränkt sich nicht, — weder auf Gefühle, noch auf Gedanken — und widersteht dem gut versteckten Nationalismus in diesem TAZ-Kommentar.

Und das auch noch zum Thema I
„Die ganze Welt“ die nach den aktuellen Medienberichten trauert, hat gar keinen Zugang zu den Medien, um sich in den Trauermedienhype einklinken zu können.
Es hilft sehr, wenn wir die Trauer der Angehörigen respektieren und nicht als Betroffenheitstrittbrettfahrer entern.

Und das auch noch zum Thema II
Weil die Absturzstelle unwegsam ist, wurde die Kanzlerin an einem zugänglichen Ort in der Nähe erwartet. Unmaßgeblicher Zwischenruf aus meiner Nachbarschaft: „Die sollen die ***** *** mal mit dem Heli abseilen! Das muss schon sein, wenn sie ihre Chancen als kommende Bundespräsidentin wahren will.“
Dann sind auf einmal die Helfer der Bergwacht sauber aufgestellt, und berichten. Frau Merkel benötigt also die Medien nicht einmal zur Information, lediglich zur Präsentation . Es erinnert alles etwas an den Hype um Charlie Hebdo: Ein Riesenschau der Betroffenheit …

Ich kenne dich

Die Zeitschrift „Brigitte“ berichtete unlängst über eine vielbeachtete Rede der Schauspielerin Sibel Kekilli zum Weltfrauentag und speziell über die freie Frau in der türkischen Kultur.
Beeindruckend, weil genau bezeichnend, sind zwei aufeinander bezogene Postings dazu bei Facebook.
Ihnen ist deshalb nichts hinzu zu fügen.
A

Ich glaube auch christliche Eltern hätte  was gegen eine Tochter die Pornos dreht und zwar Hardcorefilme mit echt schlechter Qualität wie bei Sibel Kekilli.

B

Falsch! Christliche Eltern haben vermutlich etwas gegen die Tatsache, dass die Tochter Pornos dreht, aber nicht gegen die Tochter! Das ist ein verdammt großer Unterschied!

Sei doch nicht immer gleich beleidigt!

In letzter Zeit ist alle Welt beleidigt. Sogar meine Mutter wird immer wieder beleidigt.

Jetzt soll laut WAZ der Manager von Bayern München den Manager von Werder Bremen beleidigt haben. Zitat: „Sammer beleidigt Eichin: ‚Zu häufig ’nen Puck an den Kopf bekommen'“ (WAZ vom 12.3.2015)

Ist es nicht vielmehr so, dass die angebliche Beleidigung nicht den Angriff auf den anderen ausmacht, sondern die Behauptung, man selbst oder irgend jemand anderes sei beleidigt worden? Das Beispiel ist offenbar das Konstrukt eines Angriffes zur Aufmerksamssteigerung der Zeitungsleser.

Dass die Beleidigung in der aufgeklärten Welt ihren Charakter ändert, wird oft unterschlagen. Früher konnte ja schon die selbstgewählte Position im Raum beleidigend sein. Beleidigung wird juristisch als ein Ehrdelikt gehandelt.

Ich kenne die aktuelle Reinform des Beleidigtseins in der Alltagspraxis vor allem von den gut glaubensintegrierten jungen Moslems männlichen Geschlechts, die hauptsächlich dafür leben, ihre Lieben vor Beleidigern zu schützen. Und prompt werden sie fündig, so wie nun auch die WAZ.

In der aufgeklärten Gesellschaft ist es allerdings überlebenswichtig, Kritikern nicht das Wort zu verbieten, in dem man den Beleidigten spielt und auch noch Gefühle ins Feld führt, die es nicht gibt, nämlich die trendigen sogenannten „religiöse Gefühle„.
Die Toleranz der Demokraten lässt sich nicht aus der Grundposition des Beleidigten und Dauerverletzten heraus praktizieren.

Meinung

Wenn ich eine Meinung habe, dann ist es gegebenenfalls besser, wenn ich sie äußere, als wenn ich eine vorkonfektionierte Meinung teile. –

EIGENE MEINUNG? — TRAU DICH!


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