Immer wieder gibt es Berichte in den Medien, dass dem geöffneten Klodeckel beim Abspülen allergefährlichste Aerosole zu verdanken sind. Der Rat ist dann, stets den Deckel vor dem Abspülen zu schließen. Das behindert die Krankheitserreger, verhindert sie aber nicht. Wenn ich nun das Klo sauber verlassen will, öffne ich nach 15 Minuten, wenn sich der Aufruhr der Aerosole gelegt hat, den Deckel abermals, um mit der Klobüste nachzuarbeiten, wiederhole das Deckelprozedere und besetze oder verriegele den Toilettenraum für weitere 15 Minuten während die Bürste ungeschützt so vor sich hin sprenkelt.
Man beachte die zarte Klofußumpuschelung!
In der Theaterpause dürfte das nicht zu schaffen sein. Wir brauchen den gläsernen Klodeckel, der sich für eine bestimmte Zeit am Topf festsaugt und eine auf Knopfdruck selbsttätige Klobürste, die völlig unzugänglich arbeitet. Die Ingenieure vom Fach haben da wohl etwas verkackt.
Es gibt Garagen, die es gar nicht gibt. Sie stehen gern in stark verdichteter Innenstädten mit ziemlich alter Bebauung. Man erkennt sie daran, dass sie für neuzeitliche Autos nicht die erforderliche Höhe und Breite haben, meist eine sehr alte zweiflügelige Holztür besitzen und eigentlich niemals geöffnet werden. Das angebrachte Schild „Ausfahrt bitte freihalten“, wird aber wohl öfter geputzt.
Wenn ich nun jemanden unterstütze, der durch mehrere Handicaps lange Stadtwege nicht machen kann, dann parke ich in unmittelbarer Nähe, manchmal eben vor einer solchen Ausfahrt und warte dort.
Heute kommt so ein EdelSUV und hält neben mir. Der Fahrer macht mir Zeichen, dass er meinen Parkplatz beansprucht. Bei heruntergedrehten Fenstern sagt er dann, dass er auf meinen Parkplatz will und begründet das mit den bezeichneten Schild. (Bild 1) Die ganze Straße ist zugeparkt. Ich sage ihm dann, dass ich den Parkplatz freigebe, wenn er die Garage öffnet, um dann da rein zu fahren. Er kündigt an, dass er mich mit meiner Zustimmung nun blockieren wird. Er fährt also zwei Meter vor und öffnet seinen Kofferraum. Er braucht zehn Minuten, um zehn Säcke Trockenputz auszuladen und durch einen zweiten kleinen Eingang ins Haus zu tragen. Blockiert war ich nicht wirklich. Ich hätte mit meinem smarten Cabrio da locker rausrangieren können. Dann setzt er seinen SUV auf einen anderen freigewordenen Parkplatz, nicht ohne wüste Mutmaßungen über mich und mein Seelenleben von sich zu geben und ohne mich anzugucken oder anzusprechen. Als er dann im Haus verschwindet, bekomme ich das Zeichen, um mein Auto wieder in Bewegung zu setzen.
Mir ist die Angelegenheit nicht so sehr gleichgültig, dass ich darauf verzichte, die Situation zu dokumentieren. In jeder Stadt gibt es vermutlich die eine oder andere „lost garage“ die ein Privatjudiz befeuert und für Unannehmlichkeiten sorgt. Ich kenne auf Anhieb fünf solcher Garagen, darunter eine Arztausfahrt (Bild 2), obwohl es den Arzt schon ewig lange nicht mehr gibt und am Garagentor die Wildkräuter wuchern, sowie ein als Garage getarntes Handwerkerlager in bester Verkehrslage.
Bild 1Bild 2 „Arztausfahrt Tag u. Nacht freihalten“Bild 3 – Da hat sich offenbar ein Kleinunternehmer ein innenstadtnahes Lager aufgebaut
Ich finde heute in meiner Timeline ein Kaufangebot für Gartenzwerge mit einer AK47 dem Urvater der russischen Handfeuerwaffen und folgenden Text:
„😍🔥🎁Lassen Sie die militärischen Gartenzwergstatuen zum Highlight Ihres Gartens werden🪴💣 und zeigen Sie Ihren einzigartigen Geschmack und Ihre Persönlichkeit. Betreten Sie jetzt mit Ihrer Neugierde diese geheimnisvolle und wunderschöne Welt💖!✨“
Das erinnert doch stark an Mutter Courage, der Marketenderin, die gut vom Krieg lebt aber letztlich ohne ihre Kinder dasteht. Eine Mahnung an alle, die Geschäfte mit dem Krieg machen.
Mein „einzigartiger Geschmack“ veranlasst mich, die kämpfenden Gartenzwerge geschmacklos zu finden und vom Kauf abzuraten. – Es ist nicht lustig!
Ich habe schon oft etwas über Beutekunst und die Beninbronzen geschrieben.
Das Fazit ist – ganz kurz:
1 Kunst gehört der Öffentlichkeit. Erst die Vermarktung erschafft Preise, die von ausgesuchten Kunstwerken losgelöst sind.
2 Kunst hat selten einen festen Ort und kann im Prinzip fest überall öffentlich verfügbar sein.
3 Geraubte Kunst ist kein Sonderfall. Vielmehr gehört es immer schon zur Kriegsführung (im weitesten Sinn) staatlich und auch privat Kunst zu enteignen oder mit Druckmitteln billig zu bekommen.
4 Meist kann man Beutekunst gar nicht zurückgeben, weil es Zweifel am rechtmäßigen Vorbesitzer gibt oder weil sich durch den Gang der Geschichte kein ehemaliger Eigentümer feststellen lässt.
5 Das Königreich Benin – dem die besagten Bronzen entstammen – hat als zweifelhaften Rechtsnachfolger Nigeria, das noch in den 60er Jahren die Neugründung des Staates Benin mit Gewalt verhindert hat und nun die Schätze droht zu verscherbeln.
In der Outdoor-Gartenabteilung sprach ein älterer, wohl etwas desorientierter Kunde halb für sich und halb für mich.
Er wies auf eine unspezifische Werbetafel hin, nach der Rindenmulch gegen Unkraut nutzt. Er fand nun aber keinen konkreten Rindenmulch, der auf der Verpackung dieses Spezifikum aufweist. Ich habe ihm erläutert, dass das Mulchen grundsätzlich die Erde abdeckt und damit verhindert, dass irgendetwas keimt. Es ist ja eigentlich auch unvorstellbar und wohl auch unzulässig, dass Mulch mit Unkrautbekämpfungsmitteln aus dem Giftschrank aufgepimpt wird. Seine Erkenntnis war: „Das hilf mir ja alles nicht. Ich will Mulch, der Unkraut verhindert!“
Das ist mir mal wieder ein Beispiel dafür, wie richtige Informationen abwegige Assoziationen auslösen, die man auch vorbeugend nicht verhindern kann. Wo das Ende so einer Denkspirale ist, das weiß ich nicht. Es kann sein, dass das nur der Anfang des sich immer mehr verdichtenden Grumpy-old-man-Syndroms ist.
Gestern war ich im Theater (Krefeld/Mönchengladbach) und habe Cabaret gesehen, eine Musical, das an der Wende zum Nationalsozialismus in Berlin spielt. Es war eine hervorragende Inszenierung. Weil der wichtige Darsteller des Clifford Bradshaw und auch der Ersatzdarsteller krank waren, wurde in der Not kurzfristig Garbor Biedermann aus Stuttgart eingebaut, der seine Textsicherheit mit der Hilfe von Textblättern herstellte, die er immer auf der Bühne mit sich herum trug. Bekannt ist dieser Akteur ja auch aus der TV-Serie Rosenheim-Cops, in der er einen freundlich-eigenbrödlerischen Bürokraten spielt. Wenn jetzt so ein Mann plötzlich als brotloser Schriftsteller in der großstädtischen Halbwelt agiert, verschwimmen dem fernsehgeprägten Zuschauer die Rollen. Aber: Gut gemacht!
„What good is sitting alone in your room? Come hear the music play. Life is a Cabaret, old chum, Come to the Cabaret.
Put down the knitting, The book and the broom. Time for a holiday. Life is Cabaret, old chum, Come to the Cabaret …“
Ich habe in den 50er und 60er Jahren an ziemlich einsamer Stelle in der Großstadt gewohnt, eingerahmt von drei Bahndämmen mit vielen Gleisen und diversen Abwasserbächen. Die D-Zugstrecke führte nahe am Haus über eine Stahlbrücke, deren donnerndes Geräusch für mich zum täglichen und nächtlichen Alltag gehörte. Mit dem Fahrplan in der Hand konnte man mit etwas interpolierendem Geschick danach sogar die Uhr stellen. Wir spielten an den Dämmen und in einem Waldstück, das nur über die Gleise zu erreichen war. Zu der Zeit war es noch häufig, dass man mit dem Zug fuhr. Mit 11 oder 12 Jahren bin ich in den Sommerferien ganz allein mit dem großen Koffer zu Freunden nach Frankreich gefahren und am Anfang oder Ende jeder Fahrt kam ich an unserem Haus vorbei.
Auf all meinen Zugfahrten hatte ich nie ein Buch dabei. Vielmehr war das Abteilfenster mein bunter Fernseher in die Welt. Ich habe ohne Langeweile geguckt und geguckt, niveauvoll und ohne Sinn für Medienkritik. An jedem Fenster stand so eine international aufgebrezelte Bedienungsanweisung.
Ich konnte den Textauszug, den nur eine professionelle Übersetzungsapp geliefert haben konnte, schnell auswendig. Das ganze war mir vertrauenswürdig. Es kam ja von der Deutschen Bundesbahn. Mit der Zeit wurde das Zugfahren durch das Trampen und danach durch das Autofahren ersetzt. Ich bin allein und mit anderen sicherlich zigtausend Kilometer durch ganz Europa getrampt, voller Abenteuer und Erlebnissen. In Norwegen wurde sogar mal unser Fahrer auf freier Strecke verhaftet und in Schweden hielt ein Fahrer ständig eine Dose Bier zwischen den Beinen standfest bereit und verbrauchte davon ca. 2 Dosen für 100 Kilometer – und die Strecke war lang. Das mit den treuen Auto wurde und wird zunehmend uninteressanter. Mit dem obligatorischen Käfer der 80er Jahre musste man bei feuchten Wetter noch mit dem Heck zur Mauer parken, damit der Verteiler nicht nass wurde und man musste an heißen Sommertagen zur Kühlung des Motors die Heizung an machen und im Winter dann die Heizung abdrehen – mit einer Schraube im Fußraum – damit der Motor Betriebstemperatur aufbauen konnte.
Bei allen Mobilitätseskapaden war die Zeit mit der Bahn nicht unübel. Ich habe dort mein reisetaugliches Fernsehen erfunden. Ab und zu kommt mir noch das Schild an den Zugfenstern in den Sinn. Ich kann es noch auswendig vortragen: Nicht hinauslehnen usw.
Der Heinemann ist überregional beliebt für den erstklassigen Kuchen. Mir schmeck er auch. Die Filialen haben exquisite Standorte und man zahlt dort auch gern einmal einen Euro mehr.
Heinz-Richard H. kommt überall und tagtäglich vorbei, um am Puls der Zeit die neuesten Depeschen zu lesen. Den Schlüssel hat er ganz allein und gut in der Kleidung versteckt. Da kommt sonst niemand ran, wenn nicht gerade das Publikum – gern etwas älter und mit Hut – etwas abseits sitzt. Wenn einmal wieder die Preiserhöhung von einer Kuchenstückverkleinerung abgelöst wird, soll der Kasten schon mal überquillen. Ich habe das aber noch nie gesehen. Also: Ich hab den Herrn auch noch nie gesehen. Meine Hand passt sehr gut in den Lüftungsschlitz.
Meinen Blog habe ich etwas verwaisen lassen. Was wichtig im Leben ist, muss man manchmal neu bestimmen. Jetzt ist es soweit, wieder Texte im Zeitgeist vorzuführen. Es ist viel liegen geblieben. Ich wünsche viel Spaß!
Die Skulptur des ersten Ruhrbischofs Hengsbach will das Bistum von einem öffentlichen Ort in der Stadt Essen entfernen, weil es posthum ernsthafte Hinweise gibt, dass der Bischof sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hatte.
Für derart skurrile Kunstwerke kenne ich kein passendes Museum. Gleichwohl ist es gerade jetzt sammelwürdig. Es wird mutmaßlich in einer heimlichen und gottverlassenen Privatkapelle landen, wenn es nicht unhistorisch in aller Öffentlichkeit geschleift wird. Es würde gegebenenfalls und bedauerlicherweise nur die öffentliche Berichterstattung von einem finalen Ereignis überdauern.
Die Künstlerin Silke Rehberg hatte die Auftragsarbeit geschaffen und hat sie urheberrechtlich zu vertreten. Ihr Vorschlag ist es nun, die Skulptur als Folge der aktuellen Diskussion zu verdrehen und auf den Kopf zu stellen. Man würde, wenn man der Künstlerin folgt, aus einem immer schon kultig-fragwürdigen Denkmal ein echtes „Denk mal“ machen, ohne abermals etwas unter den Teppich zu kehren.
Nachtrag am 25. September 2023:
Damit bloß niemand eine bessere Lösung findet: Gut verzurrt wird das Denkmal auf einen Lastwagen verfrachtet. Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn.