Ein Kuchen ohne Hilfe eines professionellen Bäckers kann vorteilhaft sein.
Ich habe heute einmal einen Kuchen gebacken. Es ist nichts besonderes: Hefeteig, Kirschen aus dem Glas und Streusel. Dass besondere ist aber, dass ich so viel Hefeteig verarbeitet habe, wie üblicherweise für zwei oder drei Bleche gebraucht wird. Es ist eine unsägliche Entwicklung in der Praxis der Profibäcker, dass man den Teig knapp hält und dann aber den Kuchen mit viel feuchtem Zeug und viel Zucker und etwas Farbe hochpimpt. Der Konsument muss sich darauf einstellen, dass er auf süß und nass abfahren muss, um solchen Kuchen zu mögen. Bäcker verschweigen gern, dass sich ihre feucht-süßen Kuchen eine verhältnismäßig lange Zeit verkaufen lassen. Das ginge bei meinem Kuchen nicht, aber ich verkaufe ihn ja auch nicht. Besser ist es, wenn ein Kuchen frisch gegessen wird. Bei einem Hefekuchen ist das am besten an Tag des Kuchenbackens.
Also mein Kuchen schmeckt mir fabelhaft. Weil er aus kommerziellen Zwängen befreit ist, kann ich ihn überhaupt backen. Es ist eine Freude, den Standardbäcker einfach mal abzuschalten.
Übrigens gilt die Unsitte nass auch für gekochte Speisen. Dabei kommt anstatt süß die Eigenschaft knackig als weitere Unsitte hinzu. In Soße ertränkte Speisen und knackige Salate sind mir ein Gräuel, wie auch die vertikale Anrichtung der Speisen und alle Geschmacksexplosionen.