Facharztbingo

Ich habe heute aus Gründen einem bestimmten Facharzt gemailt …

„Guten Tag,

zum zeitigen Besuch ihrer Arztpraxis orientiere ich mich an den auf ihrer Website ausgewiesenen Sprechzeiten. Und ich finde es gut, dass sie im wesentlichen auf Terminvereinbarungen verzichten. Allerdings finde ich es aber irgendwie auch unwürdig bis anstrengend, wenn sich im Treppenhaus lange Schlangen bilden.

Heute kam ich so um 10:30 Uhr zu ihnen und die Schlange war kurz. Dann sah ich die überklebten Öffnungszeiten, die nun wohl schon länger mit den Angaben auf der Website überhaupt nicht übereinstimmen und schließlich keine Vergewisserung ermöglichen und eine gewisse Beliebigkeit vermitteln. Als dann eine Patientin vor mir sehr seltsam am Empfang angeranzt wurde, weil die Sprechzeit um 10 Uhr abgelaufen war, habe ich mich dann doch aus dem Staub gemacht. Ich möchte mir als Patient keinen Zugang zum Arzt erkämpfen müssen. Ich habe insgesamt etwa eine Stunde des Tages sinnlos vertrödelt. – Jetzt sind sie dran …“

Aus der Erfinderszene

Die Erfinderszene arbeitet insgesamt antizyklisch. Es ist also davon auszugehen, dass die Erfinderin zu Höchstform aufläuft, wenn es eine wirtschaftliche Krise gibt.

Jetzt habe ich einen Fernsehbericht gesehen, in dem ein Erfinder vorgeführt wird, dessen Erfindung nach reichlicher Investition von Gehirnschmalz, Zeit und Geld jetzt für den medizinischen Einsatz zugelassen ist. Er hatte die Idee zur Erfindung, nachdem er seinen Sohn mühsam vor dem Ersticken gerettet hatte. Die Erfindung ist so etwas wie eine in der Funktion umgedrehte Luftpumpe. Das ist in etwas so wie die Wärmepumpe, die ja ein in der Funktion umgekehrter Kühlschrank ist. Die Luftpumpe ist also ein Luftsauger. Er wird im Ernstfall über den Mund gestülpt. Man zieht dann kräftig am Griff und die Luftröhre  wird sofort von Verstopfungen befreit. Im Modell fliegen jedenfalls bunte Kugeln aus dem Gummidummy. 

Ich will nun nicht böse sein und die Erfindung herabwürdigen, aber der Klempner kennt den Vorgang ja auch vom Umgang mit verstopften Toiletten. Sein bewährtes Werkzeug ist eine einfache Pumpe nach dem gleichen Prinzip. Meine Frage an Radio Jerewan ist also, ob ich den Notfall mangels besserer Pumpen auch mit der Toilettenpumpe bewältigen können sollte.

Dass medizinische Hilfsmittel ihren hohen Preis rechtfertigen, das wird bisher nur selten bestritten. Und nun komme ich, während vor mir jemand mit dem Ersticken kämpft und ich habe vorsorglich mal meine Vakuumpumpe dabei …

Regierung sucht Geld

„Könnte 1,8 Milliarden Euro

pro Jahr einsparen

REGIERUNG PRÜFT 

STREICHUNG VON 

PFLEGEGRAD 1“

FOCUS 28.9.2025

Wird eine Pflegebedürftigkeit beantragt und ist sie auch begründet, dann stellt ein Gutachter zum Einstieg den Pflegegrad 1 fest. Er macht das meistens auch dann, wenn ein höherer Pflegegrad gerechtfertigt wäre. Offenbar stärkt das seine Position im Verfahren zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit. Der Pflegebedürftige selbst ist damit in der Regel zufrieden. Er kennt ja nur sein eigenes Leid. Und es mag ja immer sein, dass es anderen Menschen noch schlechter geht. Die an der Einschätzung beteiligten Angehörigen sehen es meist nicht anders. Für den Pflegegrad 2 muss alles weitaus schlimmer werden. Ich weiß das, weil ich aus Gutachten und gutachtendienlichen Gesprächen um die fehlende Beurteilungstiefe weiß. Die Gutachten sind in der Regel formal und verrechnen Antworten auf vorgegebene Abfragen nach einem spitzfindig durchdachten Punktesystem. Der grundempathische Mensch könnte damit auch ohne Fachkenntnis ein Gutachten fertig bringen.

Wenn nun aber die Regierungsfraktionen – so wie es in diesen Tagen diskutiert wird – den Pflegegrad 1 abschaffen würden, um 1,8 Milliarden Euro einsparen zu können, dann würde  das Pflegesystem nicht verbessert, sondern einfach nur der Pflegegrad 2 zum Einstiegspflegegrad werden. Die Variabilität der Pflege würde eingegrenzt und kein einziger Euro eingespart. Weniger Pflegebedürftige gäbe es ja dadurch nicht. Die Qualität der Gutachten ließe sich allerdings verbessern, wenn man das Abfragekorsett aufweichen würde, um die Fachlichkeit der Gutachter höher wert zu schätzen. Das würde gerechter und wohl auch teurer. Gerechtigkeit und Hilfe haben einen Preis.

Von einem nichtfiktiven Fall weiß ich zu berichten. Ich tue das hier nur, um einmal abseits aller Pflegegrade für eine angemessene Pflege zu sensibilisieren:

Der Patient hatte lebenslang eine schwere, angeborene Herzerkrankung kompensiert und  nach langen Krankenhausaufenthalten als Kind ein gesundes und eher extrem aktives Leben geführt. Ärzte hatten ein kurzes Leben vorausgesagt und die Familie hatte weitestgehende Normalität zur Orientierung vorgegeben. Mit dem Rentenalter hörten aber trotzdem aus heiterem Himmel die Kompensationsmöglichkeiten des Körpers und auch der Seele auf. Alle Organe des Körpers hatten ihre Grenze erreicht, allen voran eben das Herz. Von der Antragstellung einer Pflegebedürftigkeit bis zum Tod, dauerte es gerade einmal drei Monate. Gewährt wurde – zügig nach der Antragstellung – der Pflegegrad 1. Dann kam ein erster unumgänglicher Krankenhausaufenthalt. Es ging etwas besser und es war hoffnungsfroh. Doch dann konnte man von Tag zu Tag zunehmende Belastungen und Einschränkungen miterleben und es wurde ein Pflegedienst für ausgewählte Hilfen bestimmt. Als dann fast nichts mehr ging, blieb nur der Wunsch des Patienten zu leben und das zu Hause. Eine dann notfallmäßig eingeleitete Krankenhausbehandlung konnte den Tod nach wenigen Tagen nicht verhindern. Drei Wochen vor dem Tod wurde eine Überprüfung des Pflegegrads beantragt, die dann nach dem Tod bearbeitet wurde. Mangels einer Möglichkeit der Begutachtung mit dem Patienten, sollten dann die Angehörigen das für Gutachter konzipierte Kategoriensystem mit Inhalten für eine Entscheidung füllen. Die Angehörigen haben sich geweigert, weil es nicht möglich ist, eine Momentaufnahme zu machen, um einen Status-quo festzustellen, wenn in Windeseile alle Grade bis zum Tod durchlaufen werden. Das wurde dann aber akzeptiert mit der Entscheidung, dass ab Antragstellung der Pflegegrad 5 gilt, also die Endstufe. Es gab also posthum das zum Pflegegrad gehörige Pflegegeld. Die dazu passende Pflege wurde also notgedrungen ohne Pflegedienste geleistet.

Fazit: Geld ist wirklich nicht alles, aber alles ist ohne Geld nichts. Praktische Hilfe kann man nur vielleicht kaufen.

Den Pflegegrad 1 zu streichen ist eine technokratische Zerstörung hilfsbedürftiger Lebenswelten.

Corona 2025

Ich habe einmal die Spitze des Berges von Coronatestsets in einem Supermarkt meiner Wahl fotografiert. Es wirkt schon irgendwie niedlich und anbiedernd, die fast abgelaufenen Tests im Krabbelkorb zu beobachten. Sie bewegen sich kaum.

So müsste es in etwa auch in der Wohnung des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn aussehen. 

Das Ohr ist nur ein Korridor

Wenn ich einmal nichts zu tun habe – das ist vorzugsweise bei verordneten Wartezeiten –  dann dokumentiere ich gern ausgesuchte Lebenswelten, meistens als Text, manchmal als Foto.

Ein typisches Beispiel folgt hier:

Wenn die Ohren verstopft sind, dann ist das ein dummes Gefühl. Meist ist ein Ohr besonders stark verstopft. Wenn man dann das andere Ohr zuhält, dann merkt man, dass das Hörvermögen auf der anderen Seite kaum noch eine Kommunikation zulässt und stattdessen das Hören sich nach innen wendet. Man hört also eigentlich alles, was im Kopf passiert, wie zum Beispiel knisterndes Stroh. Ich gehe dann zum Facharzt, der das Problem in wenigen Minuten gelöst hat. Er bot bisher früh morgens eine offene Sprechstunde an. Vor wenigen Jahren hat der Arzt noch mit mir über Gott und die Welt diskutiert zum Abschied gesagt, wenn es wieder so weit ist, solle ich ganz unproblematisch vorbei kommen.

Vor zwei Jahren gab es dann das Problem, dass die offene Sprechstunde gerade abgelaufen war, als ich kam. Die Diskussion dauerte eine Viertelstunde, bis ich als Ausnahme ins Wartezimmer durfte, nachdem der Arzt im Vorbeilaufen festgestellt hatte, dass niemand weggeschickt wird. 

Heute stand ich in geselliger Runde bereits vor der Praxis, bevor sie um 8 Uhr geöffnet wurde. Dann wurde mir gesagt, dass die offene Sprechstunde nur für Notfälle gilt und das auch nur für maximal zehn Personen. Der elfte Notfall ahnt also nicht, was ihn in seiner Not erwartet. Des Friedens Willen habe ich nicht gesagt, dass ich die Logik dieser Vorgabe nicht verstehe. Denn Notfälle sind ja so gelagert, dass in der Not niemals nach Termin gehandelt werden kann. Nach einer Beratung unter den Fachkräften wurde dann für mich eine Ausnahme gemacht, denn ich habe mich nicht abwimmeln lassen. Ich fühlte mich jetzt in die falsche Rolle des eingebildeten Kranken gedrängt, um eine Chance zur Behandlung zu bekommen. Dann gab es den Hinweis, ich solle demnächst rechtzeitiger kommen „Wir empfehlen alle drei Monate eine Reinigung“ (Zitat). Ja und dann durfte ich nach der weltfremden Ansprache mit Sondergenehmigung ins Wartezimmer und bin ganz hinten in einer nicht näher definierten Warteliste.

Mein Nachbar auf den Wartestühlen hustet, schnauft und schnieft auf das Schärfste und hat gerade wartezimmeröffentlich verkündet, dass er an einer schlimmen Allergie leidet und nicht anders kann. Ich glaube trotzdem nicht, dass seine kontaminierten Ausstoßwolken für die Mitmenschen so harmlos sind, wie er meint.

Nun denke ich darüber nach, ob ich mir beim nächsten Mal nicht von der Feuerwehr die Ohren ausspritzen lasse, wie es mir mein Opa damals empfohlen hat.

Auf der Website des Arztes taucht übrigens die offene Sprechstunde schon gar nicht mehr auf. Jetzt werden reihenweise Patienten kaltschnäuzig freundlich weg geschickt. Gerade kommt die Bundesgesundheitsministerin Warken in die Praxis, wohl um sich nach meinem Wohl zu erkundigen. — Oh, sie geht vorbei, tuschelt an der Theke und ist bald schon wieder weg. Schade! Aber vielleicht hat sie ja auch die Ohren verstopft oder sie ist eine Doppelgängerin.

Es sind zwei Stunden vergangen. Die ärztliche Behandlung war gut, schnell und erfolgreich. Bemerkenswert ist nur, dass das nicht merkbar betroffene Ohr auch absolut sauber war. Das führt ja auch den abermals formulierten Vorschlag ad absurdum, man solle die Ohren in Zeitabständen reinigen lassen. Offenbar ist jedes Ohr derart autonom, dass sich Reinigungsroutinen nicht empfehlen. Es bleibt nur die Frage, ob ein einziges Ohr abgerechnet wird oder auch noch ein anderes – wenn man gerade schon mal nah dran ist. Nach zwei Stunden war ich draußen. Leider war die freie Parkzeit von 90 Minuten abgelaufen. Ich habe zum Abschied den Automaten noch mal schnell mit zwei Euro gefüttert.

Jetzt wird zu Hause das Frühstück gefuttert …

Im Irrgarten einer Arztpraxis

Arztpraxen sind oft etwas verwinkelt. Da erlebt man lustige Sachen. Heute wurde in so einer Praxis mein Name gerufen. Jetzt konnte ich aber nicht orten, aus welcher Richtung ich gerufen wurde. Es fehlte die gewünschte Orientierung.  Die Lösung war verblüffend. Durch Wände, eine Treppe und Türen  kompliziert, waren zwei Laufwege möglich aber nicht überschaubar, die in nahezu gleicher Entfernung zur Schallquelle führten. Gedankenloses Laufen wäre die Lösung gewesen. Aber so funktioniert ein Lebewesen mit Ohren einfach nicht. Erst als ich nach der Behandlung an der Stelle meiner Desorientierung auf andere Leute traf, die einfach nicht wussten, wo sie hinlaufen sollten, hatte ich die Schallfalle durchschaut und die zwei Wege zum Ziel erkannt. Ich schmunzelte angesichts der desorientierten anderen.

So eine Praxis bleibt in Erinnerung. Wäre ich auch so ein Arzt, würde ich das vermutlich mit etlichen Versuchsreihen bewusst so einrichten und niemals ein Wort darüber verlieren.

Pfleglicher Umgang

In diesen Tagen bin ich mit dem Thema Pflege befasst. Je nach Leid uns Lebensumstand gibt es Pflegegeld für den, der pflegt und einen Zusatzbeitrag für Ausgaben, die darüber hinaus erforderlich sind. Wenige Länder sind damit so großzügig wie Deutschland. Deutschland ist aber  auch federführend im Datenschutz. Es gibt stets rechtliche Bedenken, wenn es um Gesundheitsdaten konkreter Menschen geht. Das ist richtig, führt aber meist zu einem Stau von Merkwürdigkeiten, damit umzugehen. Der zu pflegende Mensch und sein Pfleger werden dadurch zum Opfer. Jede Übergabe von Daten wird vermieden und wenn sie unvermeidlich wird mit einer Datenschutzerklärung verbunden. Das alles passiert dann fast immer von Angesicht zu Angesicht. Dass die Post zur Vereinfachung genutzt wird, ist selten und kostet Porto. Die mediale Datenübermittlung gibt es im Grunde nicht. Der von mir bewunderte Fortschritt ist allerdings das E-Rezept. Daran wurde jahrelang gearbeitet. Die Kritik aus den Arztpraxen verstummt langsam und das Verfahren wird in der Anwendung optimiert. Für den Patienten ist es ein Segen. Er bestellt mit oder ohne Hilfe online und geht kurz danach zur Apotheke – fertig. Für Überweisungen zu Fachärzten und Verordnungen von Hilfsmitteln und Pflege bleibt das Oldschoolmodell: Der Kranke parkt sein Auto für Geld, geht mühsam durch die Straßen der Stadt zur Arztpraxis und holt die Verordnung ab und bringt sie dann auch noch irgendwo hin. In der Praxis ist es allerdings so, dass das ein Angehöriger oder eine pflegende Person macht, sofern sie auf ihrer Reise nicht am Datenschutz scheitern.

Um das offensichtliche Problem aus der Welt zu schaffen, gibt es eben Geld. Das wissen aber auch die mittlerweile betriebswirtschaftlich hochprofessionalisierten Arztpraxen und Pflegedienste. Die Arztpraxen könnten das eine oder andere in die Post geben, sind aber gehalten, nun auch das als selbstständiges Produkt gerechnete Porto zu sparen und die kostenlose (sic!) Abholpflicht des Patienten zu nutzen. So ein Brief kostet den Umschlag und ein Porto ab 0,85€. Das ist viel, vor allem, wenn man viele Patienten hat. Aber weil viele Patienten auch viel Geld bringen, ist das wohl nicht erwähnenswert. Der Aufwand für den Überbringerdienst des Kranken und seines Beauftragten kostet dagegen ein Vielfaches. Die Situation ist für den Kranken unausweichlich und despektierlich. Zurückliegend war es so, dass die Pflegedienste die Kontakte zu den Ärzten gepflegt haben und dann immer auch gern die Verordnungen für ihre Patienten mitgenommen haben. Jetzt ist es so, dass Arztpraxen gar nicht oder nur noch mühsam zu erreichen sind und dass oft eine datenschutzrechtliche Befugnis zum Abholen angezweifelt wird und die Pflegedienste gezwungenermaßen sich darauf zurückziehen, dass sie lediglich einen Deal mit dem Patienten haben, der also die Verordnungen wohl oder übel vorzulegen hat. Anderenfalls ist die Hilfe zu Ende. Deshalb sind Pflegedienste und Ärzte sich pragmatisch einig, dass der Ergänzungsbeitrag zur Pflege am besten angezapft wird. Entweder deponiert der schwerkranke Mensch geldwerte, frankierte Umschläge beim Arzt, der dann aus reiner Gefälligkeit das verschickt, was eigentlich abzuholen wäre oder den Pflegedienst gegen Geld beauftragt, die Papierstück für ihn abzuholen. Das transportieren über den Pflegedienst erscheint dabei noch unwirtschaftlicher als die anderweitig stellvertretende Wanderung zum Arzt.

Dass es ein Segen wäre, dererlei Kommunikation per Boten statt dessen als E-Variante anzubieten, ist richtig und passt auch eher in die Zeit als die Begehrlichkeit auf Geld, das einem anderen zur Verfügung steht.

Letztens wollte sich ein gepflegter Mensch mit Briefmarken beim Personal einer Arztpraxis für ein entgegenkommendes Zuschicken eines neuen  Medikamentenplans bedanken. Ich fand das kleinkariert und würde mich schämen, wenn ich so etwas tun oder erhalten würde. Mittlerweile ist es aber wohl ratsam, beim Arzt des Vertrauens ein gepflegtes Guthabenkonto zu unterhalten, um ab und zu die gute alte Post und ihre sprichwörtliche Zufriedenheit für einen Übermittlungsdienst zu nutzen.

Ich vermisse eine allgemeine Aufklärung über die neuen Produkte im Medizinmanagement, in denen Herzschrittmacher neben Briefmarken abgerechnet werden. Der Bürger soll doch wissen, von wem er im Gesundheitsbereich erwartet wird und warum.

Ich frage mich mal …

Das ist die Rückseite der Visitenkarte eines Facharztes, wie sie für die Patienten zur Verfügung steht.

Die Vorderseite ist kaum zu beanstanden. Dass sie die Praxis als Medizinisches Versorgungszentrum des Dr. X und Kollegen GmbH ausweist, daran habe ich mich ja schon gewöhnt. 

Aber diese Rückseite zeigt unleserlich aber deutlich, dass das dort erwirtschaftete Geld hinten und vorn nicht reicht. Ich sollte dort mal den Steuerberater zum Blutdruckmessen dort vorbei schicken.

Es könnte aber auch sein, dass ganz wenige Ärzte im Nebenjob eine sehr große Anzahl solcher Zentren betreiben, während die allein standortbeständige Praxishilfe die Geschäftsführung übernommen hat. Aber das erklärt ja die offensichtliche Armut nicht. – Die Fragen bleiben …

Reerding oder Wir sind am kompostieren

Reerding soll eine neue Form der Bestattung sein. So geht es jedenfalls mit Werbeeffekt durch die Presse. Eigentlich geht es dabei um das kontrollierte Schnellkompostieren. Man kennt das aus dem Hinweis in der Bibel (1 Mose 18,27) entnehmen (Asche zu Asche, Staub zu Staub …).  Als man noch Ehrfurcht davor hatte, dass die Natur das eigentlich selbst macht, was jetzt in gepimpter Form in den Markt gedrückt werden soll, entnahm man derartige Hinweise meist aus der Bibel. Das Ergebnis des Reerdings ist jedenfalls naturnah und weitgehend umweltfreundlich, also voll im Zeitgeist. Dagegen ist die so beliebte Feuerbestattung zunächst einmal ein Fanal der ökologischen Verzweiflung, das 242 Kilogramm CO₂ pro Person in den Himmel oder sonst wo hin bläst.

Das extra geschöpfte Wording „Reerding“ schwappt ebenfalls im Zeitgeist umher. Es ist erdig deutsch und in der Verlaufsform (Gerundium) doch reines Englisch. Da lacht der englische Nativespeaker sich schlapp und der Deutschsprachlerin nimmt wohlwollend und bereichernd einen Hauch Internationalismus in sein endliches Leben auf.

Wenn dich der Tod wirklich interessiert, empfehle ich trotzdem: Bert Brecht: Es gibt viele Arten zu töten, aus: Me-ti. Buch der Wendungen …

 Corona im Griff

Wir erinnern uns an das Virus, das weltweit mit dem schnellen Tod Furore gemacht hat. Nach ein paar Jahren wurde es in die Reihe der üblichen Viren zurückgestuft, mit denen der Mensch gelernt hatte, irgendwie zurecht zu kommen. In der kollektiven Erinnerung hat die fundamentale Verletzlichkeit des Menschen als schwebende Drohung überdauert. Ich habe in der Zeit der Pandemie ohne Unterlass Essays produziert, die Details der Seuche fokussieren und hin und her wenden. Ich habe sie in meiner Sammlung „Coronagate – ein Virus geht viral“ verfügbar gemacht.

Ich möchte heute aber noch einen Schlusspunkt hinzufügen. In der Zeit der Pandemie gab es zunächst keine von den erforderlichen Masken. Ich habe zunächst nach einer Anleitung alte T-Shirts zurecht geschnitten. Dann gab es das eine oder andere Hobby-Schneiderlein, das seine Werke bundesweit vertrieb. Dann gab es die Affären um Krisengewinnler, die im internationalen Maskenhandel Millionen verdient haben. Vielfach gab es keine der besonders wirksamen FFP2 Masken zu kaufen, danach nur für viel Geld in der Apotheke. Schließlich gab es Masken sogar im Supermarkt. Erst als sie fast nicht mehr gebraucht wurden, waren sie erschwinglich. 

Heute – im Jahr 2024 – rächt sich die Einkaufspolitik der Supermärkte. Sie bieten heute noch in ihren schmuddeligen Ecken Masken zum Schnäppchenpreis an. Doch niemand muss mehr vorsorgen. Jeder Mensch hat an vielen Stellen  in der Wohnung noch reichlich Päckchen mit Masken liegen, direkt bei den Einmaltests, die aber wohl bald verfallen sein werden. Hier ein Foto von Heute: Kisten aus dem Supermarkt meiner Wahl voller Masken.