Ich spiele gern so rum

Im Studiengang Schauspiel bieten sich  nach Medienlage Studiengänge für Fachschauspieler an. Diese Idee basiert auf der Erfahrung, dass unverhältnismäßig viele Schauspieler in Fernsehserien mit vielen Polizisten und Ärzten landen. Ein Fachschauspieler Polizei entspricht zum Beispiel selbstverständlich nicht der Grundausrichtung der Studienanfängerinnen, bietet sich aber über kurz oder lang in der Schauspielpraxis an. Wenn man die Gesetze kennt, Handschellen anlegen kann und den fürsorglichen Druck auf den Kopf des Delinquenten beim Einstieg in den Streifenwagen beherrscht, sieht es am Set doch gleich sehr viel besser aus. Man könnte mit dem Studium sogar eine Doppelqualifikation im Sinn eines dualen Studiums verbinden und die Berufsmöglichkeiten von Schauspielern erweitern und ganz nebenbei sogar zur Entlastung des Arbeitsmarktes beitragen. In der Fachdisziplin Schauspieler in der Medizin wäre das auch möglich. Man könnte professionelle Spritzen setzen, spektakuläre Wundversorgungen vorführen und die Abrechnung mit der Krankenkasse verantworten sowie den kranken Hilfspfleger zur Extraschicht motivieren. Man könnte sogar folgende ärztlich Zweitmeinung kultivieren: „Sie sehen Scheiße aus.“

Ich schreibe das nur, weil ich mit Vorliebe den eingebildeten Kranken spiele, um ärztlich Fähigkeiten auszutesten und die Polizei mit den vorgespielten Straftaten eines SchLauspielers hinters Licht zu führen.  Das bildet ungemein. Mein Spezialgebiet ist es, Gefühle zu zeigen, die ich überhaupt nicht habe.  – Nehmen Sie die Waffe runter!!!

Pandas unter unseresgleichen

Jetzt sind auch schon die Pandamädchen im Berliner Zoo explodiert. So habe ich das gelesen. Dabei sind sie so richtig chillige Couchpotatoes. Wahrscheinlich können sie das Wort süß schon lange nicht mehr hören. Aber sie sind ihm schutzlos ausgeliefert.

KI oder was?

Ich wollte gerade „haptisch“ schreiben.

Und dann stand da „Hauptsicherung“.

Ein Hoch auf die vagabundiernde Intelligenz zur automatischen Worterkennung –

bevor mir die Sicherung durchbrennt.

Das Metropol

Das Metropol war meist ein Fenster in ferne Welten. Jetzt werden die Fensterscheiben blind.

Es gab einmal Zeiten, da hatte jede große Stadt und hatten viele kleine Städte ein Metropoltheater – als Schauspielhaus oder als Lichtspielhaus, manchmal als Hotel. Es war extrem schwer, sie tot zu kriegen. Auf dem Bild sieht man das Metropol aus Erkelenz. Wenn man die nur noch angedeutete Leuchtreklame in der Vorstellung zum Leuchten bringt und vielleicht noch das Werk eines Kinoplakatmalers dazu phantasiert, dann wähnt man sich in einer richtigen Stadt. Nichts gegen Erkelenz. Dort müht man sich für ein genüssliches Kulturleben ab, das dann aber in der Multifunktionsstadthalle stattfindet und online gebucht wird. Derweil ist aber der Zahn der Zeit verdammt schnell. Das Metropol zerfällt im Downcycling, bis an seiner Stelle Eigentumswohnungen gebaut werden. Der Beruf des Kinoplakatmalers ist bereits in den 60er Jahren ausgestorben.

,Zur Vollständigkeit gehört, dass es tatsächlich in unmittelbarer Nähe seit Jahren ein neues Kino gibt. Das heilt die ein- oder angeschlagene Welt der Metropole aber nur in Erkelenz – ein bißchen, woanders aber eher nicht.

Zeitenwende: wenden erlaubt

Ich haben den letzten Tagen das ausgeleierte Kartenmaterial der letzten Jahrzehnte entsorgt. Es wird schlichtweg nicht mehr gebraucht. Am wenigsten der legendäre Autoatlas in der Plus-Version.

Da fällt mein Blick in die Wühlkiste eines der letzten Buchhändler. Auf drei Euro herunter gesetzt – Karten sind verdammt billig geworden!

Frisch aus der Blase

Ich habe einen Beitrag, der in meine Timeline geschwappt war, der facebookinternen Selbstkontrolle gemeldet. Der Grund war ein offenbar werbewirksamer Gesetzesverstoß. Ich bin froh, dass das in meiner Timeline gestrandet ist, denn sonst hätte ich die Hässlichkeit der Welt nicht so unmittelbar erfahren können. 

Im Rechtsstaat gibt es bekanntlich ja auch immer viel Unrecht, aber nicht so eine privatindividualistische Instanz, die noch mal eine Bewertung auspackt, die die Rechtslage neu deutet und sich ihr sogar entgegenstellt.

Jedenfalls konnte man mit den Richtlinien des Konzerns nichts anfangen, um dem geschilderten Rechtsverstoß auf die Spur zu kommen.

Und dann kam aus der Richtlinienblase ein gedankenloser Angriff mit rücksichtsvoller Sorge um mein Seelenheil: Zu meiner Entlastung hat man nur für mich – nicht für andere – die beanstandete Werbung einfach nur weggeknipst. Damit ist dann das passiert, was ich auf keinen Fall will: Eine sich selbst regulierende Scheinwelt wird an das künstlichen hergestellte Gefühl gekoppelt, man sei wirklich ein einflussreicher und geachteter Kapitän im Weltgeschehen. Die Facebookblase wird von Tag zu Tag also nichtssagender und fächert dort alles Unbedeutende nur auf, wo der mutmaßlich errechnete Bürgerwille erfahrungsgemäß so gern klickt. Reichweite bekommst du nur, wenn du dich irgendwie ausziehst. Die echte Innovation ist zu anstrengend für die Märkte.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine ganzen Facebook-Postings gar keinen Einfluss auf das allgemeine Weltgeschehen haben.

WLAN grenzenlos

Eine WLAN-abweisende Klotür gehört zur Sonderausstattung, vereitelt aber meist zuverlässig, dass sich das Klo als Ort des Mailcheckens etabliert.

Das Kabel als Fortschritt

Die EU hat sich jetzt einen Fortschritt ausgedacht, der jedem Bürger helfen soll: Die Ladekabel für Elektrogeräte  werden vereinheitlicht. Das klingt auf den erste Blick ja fantastisch. Aber die Sache hat bei näherer Betrachtung auch Nachteile und ist schon fast aus der Zeit gefallen.

Die sich entwickelnde Vielfalt  in allen Lebensbereichen garantiert stets Verbesserungen für die Zukunft. 

Das gilt ebenfalls für Ladekabel. Wir haben es ja selbst mitbekommen, dass das zusammenstecken mit jeder Innovation, also mit jedem neuen Stecker einfacher und das Laden leistungsfähiger geworden ist. Solche Entwicklungen werden bei Vereinheitlichungen abgeschnitten. 

Diese schnöden Ladekabel stehen auch ohnehin schon vor dem aus, so wie damals die analoge Bildaufzeichnung. Jeder Stecker kostet Geld und ist störanfällig. Kabellos wird es voraussichtlich besser gehen. Und ein Handy ohne Stecker ist sogar im Dreck und unter Wasser robuster.

Ich habe mich zudem noch nie in einem Ladekabelsalat verheddert und verloren. Fabrikneuer Elektroschrott fällt trotzdem immer wieder an. Man glaubt es aber erst, wenn die Dinge für ein Jahrzehnt gehortet worden sind.

Eine Kramkiste von vielen …

Alles ist politisch, nur der ESC nicht

Mich beschäftigt gerade die Frage, ob der ESC eine politische Veranstaltung ist. Von mir aus wäre ich auf diese Fragestellung nicht gekommen. Aber nun gibt es nach Vorkommnissen bestimmte Presseberichte, die das behaupten.

Der ESC war in seinen Anfängen seit 1956 ein biederes Schlagerfestival mit guter Laune, geschöpft aus eher seichten Texten und mit einem Ambiente, das die Stimme der Sänger mit der Musik verband und schnörkellos darbot. Die Punktevergabe zur Siegerermittlung war langweilig, hielt das Publikum aber durch so eine Art Volks- und Experten-Abstimmung bei Laune. Daraus wurde mit den Jahren – seit ABBA – eine Showveranstaltung mit Kultstatus und Fangemeinde in ganz Europa und darüber hinaus. Gerade die abweichende Optik mit einem sympathisch aufgemotzten abweichenden Verhalten wirkte bombastisch, was nicht unbedingt gut bedeutet, aber stärker als je zuvor beachtet wurde. Man merkte durch die Jahre schnell, wie es um die länderübergreifenden Freundschaften bestellt war, die bei kühler Beleuchtung dann auch eher als eine Abhängigkeiten zu erkennen waren. An der Punktevergabe von Land zu Land konnte man das ablesen. Der ESC wurde politisch benutzt, obwohl die Darsteller samt Entourage mit der Politik nie etwas im Sinn hatten auch wenn sie ab und zu auch mal für den Weltfrieden im großen Theater gesungen und die Lampen immer wieder an und aus geknipst haben. 

Im Jahr 2024 war der ESC so schrecklich unpolitisch wie zuvor. Aber gerade deshalb bot er sich  an, für fragwürdige politische Botschaften genutzt zu werden und die breite mediale Öffentlichkeit damit aufzuladen. Aus dem Islam heraus wurde in zahllosen Demonstrationen in zahllosen Ländern, auch in der Veranstaltungsstadt Malmö vorgetragen, die israelische Sängerin dürfe nicht auftreten, weil Israel mit kriegerischen Mitteln gegen Palestinenser vorgeht. Dabei wurde durchgängig verschwiegen, dass dem israelischen Angriff ein beispiellos tödlicher und wahlloser Überfall an israelischen Bürgern durch die im Gasa regierenden Hamas vorausgegangen war. Bei aller berechtigten Kritik an der israelischen Regierung wurde in den Demos auch verschwiegen, dass Israel seit seiner Gründung als demokratischer Staat sehr gut funktioniert. In den mit der Hamas verschwisterten Ländern und Bewegungen ist das jedoch nicht so. Dort wird die Vernichtung Israels gefordert und angestrebt. Diese neuerlichen Demos im Umfeld des ESC stehen für eine ausgedachte Wahrheit, die mit allen Mitteln radikal verwirklicht werden soll und überall Aufmerksamkeit sucht, wo sich ein Trittbrett dazu anbietet.

Ich habe an keiner Stelle gesehen, dass der ESC politischer geworden ist. Die weltweit organisierten Fans wollen allesamt Spaß haben und in Ruhe gelassen werden, wenn es um mehr geht als einen Showpotpourri mit geringer Schöpfungshöhe.

Aus der Mistkäferliteratur

Über Mistkäfer, die kulinarische Ausflüge machen, gibt es unzählige Comics und Witze. Meistens ist es so, dass der Witz aus einem Comic herausgelöst wird und selbstständig durch die Welt vagabundiert. Damit verliert er meist unbemerkt seinen Status als urheberrechtlich geschützte Zeichnung mit Text. Dem puren Witz fehlt die Schöpfungshöhe eines schützenswürdigen Textes und es kann gar sei, dass ein Künstler einen bereits bestehenden Witz ohnehin nur illustriert hat. 

Ich komme darauf, weil ich letzens den Comic der Mistkäferfamilie beim Mittagessen geguckt und gelesen habe und zur Erweiterung den Witz über den Mistkäfer in der Eisdiele hinzugefügt habe. Der Autor des Comics hatte sofort parat, welcher seiner Berufkollegen den von mir erzählten Witz zum Comic gemacht hat. Zum Glück gibt es noch genügend Sätze in der Welt, die ungeschützt sind, weil sie an der Schöpfungshöhe scheitern: „Guten Tag! Ich hätte gern zwei Kugeln Scheiße!“