Tipp Übung auf dem I Fon mit Killer Feature

Den Wieder Stand gegen Rechtschreiben Korrektur geben wir so langsam auf und geben Zähne knirschend nach. Wir halten schließlich Hinterhof Wohnung für eine korrekte Schreibweise und erhoffen dafür den Jury Preis.

Das wird sich rächen – Siri!

Streit um ein Wort – da irrt der Autor

Ein Redakteur der ZEIT, Kai Biermann, meint, man könne der AfD-Sprecherin Pauly den Gebrauch des Wortes völkisch streitig machen. Dabei wartet das Wort, wie jedes andere Wort auch, selbst auf einen Streit. Eine Definitionsprivileg hat Frau Petra nicht, aber der gegnerische Redakteur auch nicht!

Sellerie: Die Fruchtzwerge
Sellerie:
Die Zwerge der Völker

Da irrt der Autor: Wörter dienen der Verständigung und stehen jedem Sprechenden frei zur spezifischen Bedeutungszuweisung zur Verfügung. Weil er allerdings verstanden werden will, nimmt er Rücksicht auf den Mainstream in der Gemeinschaft der Sprechenden und erforderlichenfalls ein paar Nebenstreams der Bedeutungszuweisung und differenziert seinen Sprachgebrauch. Verbrannte Wörter entstehen dadurch, dass es bei einer dominante Bedeutungszuschreibung kaum mehr eine Chance für einen abweichenden Sprachgebrauch gibt. Das Wort ist daran unschuldig. Und die Sprechenden akzeptieren das im Alltag auch. Anstatt einen Friedhof der Sprachlosigkeit mit Wörtern auszubauen, auf dem potentiell jedes Wort zu liegen kommen wird, ist eine Rehabilitierung erforderlich, die die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten zurück gewinnt.

Die Versuche zur Herrschaftsgewalt über Wörter ist nicht nur im Roman 1984 von George Orwell gescheitert, er scheitert auch bei einer petryschen Neudefinition als auch bei der Bewahrung ihrer Bindung an vergangenes Unrecht, so wie es der Autor macht. Zudem zeigt der Autor mit seinem Rekurs auf Definitionen selbst, dass man das besagte Wort gar nicht benötigt, um eine bestimmte Bedeutung auszudrücken.

Die Wörter gehören niemandem.
Respektiert sie bitte.
Und wenn ihr Gebrauch zu einem Missverständnis führt, dann sprecht miteinander. Das ist der alltäglich Normalfall der Kommunikation. Die hundertprozentige Verständigung ist eine Fiktion und hätte die Sinnlosigkeit jeder Verständigung zum Ergebnis.

Ist Nagy Notsch?

Wenn man in einer bestimmten Sprache spricht, dann sind Namen, die ihren Ursprung in anderen Sprachen haben, oft ein Hindernis. Bei den Namen der Länder und vieler größerer Städte muss man meist nicht auf die Ausgangssprache zurück greifen. Man sagt Frankreich und nicht France und Nimwegen und nicht Nijmegen. Bei Namen von Menschen wird es aber brenzlig. Man würde ja den englischen Mr. Miller nicht Herrn Müller nennen und Guiseppe nicht Josef. Wir sind also in solchen Fällen gehalten, das Original beizubehalten und es phonetisch so weit wie möglich nachzubilden. Das führt nicht selten dazu, dass der eine oder andere mangels einschlägiger Fremdsprachkenntnisse sozial auffällig damit umgeht. So machen die Sportjournalisten im ZDF gern aus dem belgischen Weltklassespieler Hazard einen „Hasart“ anstatt einen „Asaar“. Das lässt sich ja verschmerzen, weil nicht im Unklaren bleibt, um wen es da eigentlich geht. Wenn aber nun der ungarische Spieler Nagy „Notsch“ genannt wird, dann verliert man gern den bezeichneten Spieler aus dem Blick. Ich habe recherchiert, dass der Ungar den Namen Nagy tatsächlich „Notsch“ ausspricht. Da hat das Journalistenteam wohl gute Arbeit geleistet. Allerdings ist der Sinn des Journalismus, dem Rezipienten zu einem besseren Verständnis zu verhelfen, dabei auf der Strecke geblieben. Der Modaldeutsche wird wohl Notsch (gehört) und Nagy (gelesen) weiterhin für zwei Personen halten. Vermutlich gibt es noch viele andere sprachliche Missverständnisse dieser Art. Missverständnisse machen uns menschlich. Das Missverständnis ist ja auch der Normalfall der Kommunikation. Ich plädiere trotzdem dafür, in diesem Fall Nagy zu sagen. Ich könnte allerdings auch meinen Hamster Nagy nennen.

Von Land zu Land …

Ich vertrete ja die Ansicht, dass fremde Länder im deutschen Sprachgebrauch in der deutschen Sprache benannt werden.

Ein gutes Beispiel ist Burma, das Übereifrige neuerdings glauben, Myanmar nennen zu müssen.

Zeitonline titelt am 15.3.2016 „Myanmar: Erster ziviler Präsident seit Jahrzehnten gewählt“.

Dass es besser geht, zeigt der Spiegel. Er titelt am gleichen Tag: „Burma: Vertrauter von Suu Kyi zum Präsidenten gewählt“

Warum der Spiegel es in diesem Fall richtig macht, begründe ich hier.

Myanmar als Staatsname wurde übrigens von einer kleinen Clique  isolierter Tyrannen bestimmt, um Burma irgendwie von seiner Geschichte abzuschneiden …

Gut gesagt

Er ist doch viel besser, wenn wir ab und zu einmal selbst einen Spruch raus hauen, anstatt fortgesetzt Sprüche durch die Netzgemeinde zu schieben.
Den ehemalige Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker nehme ich einmal als Beispiel für eine öffentlich beachtete Person, die mit Sprüchen durch die Netzgemeinde geschoben wird. Aus seinen Reden und schriftlichen Aussagen lassen sich bequem tausende von Zitaten generieren. Dazu muss man nur die zusammenhängenden Texte in kleine Sinnsequenzen zerstückeln. Mit solchen Schnipseln, die letztlich nicht einmal authentisch sein müssen, werden Likes in den öffentlichen Medien generiert, die letztlich auch bares Geld bedeuten, wenn sie nur geliebt und geteilt werden. Die Internetseite „Gute Zitate“ pflegt allein 186 solcher Textschnipsel von diesem Bundespräsidenten.

Ich wähle zur Analyse dessen, was da verbreitet wird, einmal folgendes Beispiel:Weizsäcker

Mir geht es darum, herauszuarbeiten, was da überhaupt gespielt wird und die Öffentlichkeit vor der grenzenlosen Auffächerung unbedeutender Inhalte zu schützen.

Das Zitat wirft genau genommen 3 Fragen auf.

  1. Ist es überhaupt ein Zitat?
  2. Warum wird ein vermeintliches Zitat an eine Person gekoppelt?
  3. Ist das vermeintliche Zitat richtig?

Zu 1: Es ist kein Zitat, weil ja nichts zitiert ist. Es könnte trotzdem vom angegeben Autor sei, was sich allerdings kaum überprüfen lässt. Der Satz hat allein genommen auch nicht die Schöpfungshöhe, dass ein urheberrechtlicher Schutz besteht. Jeder kann ihn also im eigenen Namen verwenden. Viele werden das möglicherweise getan haben ohne zu erwägen, dass es überhaupt ein Zitat sein könnte.

Zu 2: Ein Satz der für sich spricht, benötigt keine Koppelung an einen vermeintlichen Urheber herausgehobener Bekanntheit. Das Internet ist trotzdem voll davon. Meistens sind die Kopplungen erfunden, meistens sind die Sätze auf einen Allerweltsniveau (fehlende Schöpfungshöhe), dass sie eigentlich jeder für sich beanspruchen kann. Es ist deshalb ratsam, die feudale Verbindung von Aussage und vermeintlichem Urheber aufzulösen. Der Satz sollte wirklich für sich sprechen können und keinen Fürsprecher benötigen.

Zu 3: Der Satz ist als falsch zu kennzeichnen, weil er bereits im Ansatz widerlegt ist. Einen simplen Wirkzusammenhang von der Schwäche zur Feindlichkeit kann es nicht geben. Es ist dagegen von einem multifaktoriellen Wirkzusammenhang auszugehen, der bei Menschen in ihren sozialen Kontexten stets gegeben ist. Die kolportierte These weicht von der überprüfbaren Erfahrung ab und lässt alle anderen Faktoren außer Acht. Sie ist also für eine Überprüfbarkeit unbrauchbar und dient der Erkenntnis nicht. Zudem ist „Fremdenfeindlichkeit“ ein journalistisch eingeführter, kaum noch gebräuchlicher Begriff, weil es, wenn eine Situation diskutierenswert ist, stets um Rassismus geht und nicht um Menschen, die einfach nur fremd sind, weil sie beispielsweise in einem anderen Stadtteil wohnen, ohne dass sich bereits deshalb regelmäßig eine Feindseligkeit einstellen würde.

Fazit: Der Satz erlangt seine Beachtung erst durch die Kopplung an jemanden, der ihn ebenso gesagt haben kann wie viele andere auch. Er verspricht dadurch eine Bedeutung, die er nicht hat. Es ist insgesamt ein werbendes Arrangement zur Beachtung, also zum liken-und-teilen, wie man das so nennt.

Also: Er ist doch viel besser, wenn wir ab und zu einmal selbst einen Spruch raus hauen.

Zur Integration fällt uns nicht mehr sehr viel ein

Die Integrationsdebatte vergangener Jahrzehnte war sehr intensiv und aber auch differenziert. In der Nähe zur Forschung hat sich dabei ein Bestimmungsrahmen herausgebildet, der dann in der öffentlichen Diskussion nicht aufgegriffen und politisch weitergeführt wurde. Das Modell der Inklusion, das heutzutage fälschlicherweise auf die schulische Teilhabe behinderter Kinder begrenzt wird, zeigt auf, wie es geht. Es wurde über die UNO für viele Länder verbindlich und gründet auf der bekannten Idee aus übersichtlichen Kulturen, dass man zur Erziehung eines Kindes ein ganzes Dorf benötigt. Inklusion verzichtet vollständig darauf, jemanden auf einen verbindlichen Standard einer vorgegebenen Gemeinschaft zu prägen, sondern Vielfalt als eine Bereicherung für alle lebbar zu machen. Das geht am besten von Angesicht zu Angesicht. Das ist allerdings auch für uns nicht vollständig neu. Die ersten Gastarbeiter erfuhren mangels Infrastruktur, die auf Integration ausgerichtet war, zunächst die Arbeitsplätze und in der Freizeit die Bahnhöfe als Orte, an den Inklusion möglich und auch notwendig war. Dort wurde in der Begleitung der Arbeit die Sprache vermittelt, Normen und kulturelle Vorlieben ausgetauscht und Beziehungen geknüpft. Kein aufgelegtes Programm wäre im Ergebnis dem überlegen gewesen. Die Vielfalt hat sich durchgesetzt und unser Leben berechnet, nicht nur in der Gastronomie.
In der aktuellen Debatte bleibt man dem Inklusionsgedanken gegenüber rücksichtslos und der einschlägig guten Erfahrung damit auch. Man sagt Integration und meint damit alles Mögliche, was in den zurückliegenden Jahrzehnten als unmöglich aussortiert wurde. Die Integration der Politikerkaste ist die standardisierte Vermittlung der deutschen Sprache. Viel mehr hört man da nicht. Dabei ist es seit langem klar, dass der Spracherwerb ein Hilfsmittel zur Integration sein kann, aber selbst überhaupt so wenig Integration ist, wie ein Sprachkurs Arabisch an der Volkshochschule.
Diese Bescheidenheit, die Integration als Spracherwerb zu verkaufen, ist dabei parteipolitisch äußerst effizient: Man gibt dem Bürger die Hoffnung, dass sich der Flüchtling ihm annähert, ohne dass er etwas dazu tun muss. Das stiftet Vertrauen. Zumal jeder ja selbst Erfahrungen mit dem schulischen Lernen hat: Man muss sich anstrengen, wenn man ein Schüler ist. Zudem kann der Bürger bei den Integrationstheorien bleiben, die sich bei ihm schon festgesetzt haben. Sie beinhalten sehr häufig, dass die Flüchtlinge einem Regelwerk folgen, das die Lebenskreise des Ureinwohners nicht stört oder einen Sauerkrautkochkurs, der die Flüchtlinge herrichtet, sich bald auch in deutschen Dorfgemeinschaften als Gleicher unter Gleichen einzurichten. Schließlich ist es auch so, dass der Spracherwerb als Premiumintegrationsleistung in einer Zeit volle Wagnisse für einen wohl zweifelhaften Erfolg bis hin zum Zertifikat planbar ist. Die Riege der Sprachinstitute wittert schon das große Geld und dem Bürger fällt im Normalfall auch nicht ein, was daran schlecht sein soll.
Ich möchte dagegen gern die Inklusion für einen Paradigmenwechsel, also als abweichendes Denkmuster anbieten, um der Vielfalt von vornherein eine Chance zu geben. Das ist die preiswertere Abkürzung, die alle einbindet, die irgendwie da sind.

Dazu empfehle ich

Alaaf und Helau

Jetzt, mit den ganzen Flüchtlingen in der Nähe, gibt es den nächsten Versuch, den Karneval verständlich zu erklären. Dabei ist uns immer schon klar, dass sogar intelligente Wesen aus fremden Galaxien bereits am oberflächlichen Verständnis des Karnevals scheitern werden und in die Tiefen des Karnevals wohl niemals vordringen können. Nicht einmal die Sprache der Karnevalisten ist grenzenlos verständlich: Sein Alaaf ist ihr Helau und zwischen ihnen liegen oft nur wenige Kilometer. Trotzdem bleiben wir missionarisch.
Als mir ein alter Bekannter aus den Niederlanden, in denen man den Karneval selbst für einen Horror aus fremden Galaxien hält, berichtete, ihm habe im Rheinland eine Horde wilder Frauen die Krawatte abgeschnitten, habe ich versucht, ihm gegen jede Vernunft einen Zugang zum Karneval zu vermitteln. Ich habe nur ungläubiges Staunen hervorgerufen. Ich habe dann noch einmal versucht, das karnevalistische Küssen, also das Bützen, einzuordnen, um zukünftigen Fehldeutungen vorzubeugen. Mein niederländischer Bekannter hat sich schief gelacht – aber ganz ohne Karneval.
Jetzt werden in den Karnevalshochburgen Lerneinheiten „Karneval für Flüchtlinge“ aufgelegt. Das ist ja rührend und gut gemeint. Wenn alles gut geht, bleibt aber nur der bekannte Vorschlag der Bläck Fööss:
„Drink doch ene met,
stell dich nit esu ann,
du stehs he die janze Zick erüm.
Hässt du och kei Jeld,
dat is janz ejal,
drink doch met unn kümmer disch net drümm.“

Latte vernagelt

Um den richtigen Kaffee bestellen zu können, braucht man ja ein vom Anbieter geschultes Fachwissen, dass sich schon beim nächsten Anbieter als unverständlich erweist. Den Kaffeefachsprachen ist gemeinsam, dass die Substantive sehr häufig auf -latte, -chino und -chiato oder so ähnlich enden. Doch damit nicht genug, jetzt werden von Humorliebhabern, die nicht zwangsläufig Kaffeeliebhaber sein müssen, massenweise Kaffeenamen erfunden, denen noch gar kein Kaffee zugeordnet werden kann, etwa der  Claramel Schumachiato. Mein Beitrag könnte der Ihr-habt-se-nich-mehr-alle-auf-der-Latte sein. Aber das wäre zu provokativ …

Jetzt hast du bestimmt – als letzter in deiner Umgebung – so eine Maschine mit der Anmutung eines Profigeräts zu Weihnachten bekommen. Du bist also ebenfalls aufgefordert, als Kaffeedesigner Profil zu gewinnen und deinen Kreationen sinnfällige Namen zu geben. Ich bin gespannt darauf. Mit Verachtung betrachtet ihr die Omas und die Hipster, die mit historischen Filtertüten dem Kaffee das Finish zu geben versuchen. Aber nicht mehr lange!

Dekarbonisierung

Dekarbonisierung? –
Das ist doch,
wenn dir jemand
gegen deinen Willen
die Kohle
aus der Tasche zieht.

Ein bißchen Hass muss sein …

Der Hass wird ja nicht größer, wenn jetzt in allen Medien irgendetwas mit Hass gekennzeichnet wird.
Der Hass ist ein sehr intensives Gefühl.

Wenn nun vor allem Formulierungen wie: „Ich hasse allen Leute, die …“ die Runde machen, ist mir gewiss, dass die Wortwahl nach den Charts der beliebtesten Wörter getroffen worden ist und dass das jeweils zugeordnete Gefühl in Wirklichkeit so oberflächlich ist, dass man es pimpen muß, um beachtet zu werden.

Dazu Roberto Blanco in einer hier leicht gefälschten Fassung eines vielgesungenen Liedes:

„Ein bisschen Hass muss sein,
dann ist die Welt voll Sonnenschein. 
So gut wie wir uns heute verstehen, 
so soll es weitergehen.“