Corona 2025

Ich habe einmal die Spitze des Berges von Coronatestsets in einem Supermarkt meiner Wahl fotografiert. Es wirkt schon irgendwie niedlich und anbiedernd, die fast abgelaufenen Tests im Krabbelkorb zu beobachten. Sie bewegen sich kaum.

So müsste es in etwa auch in der Wohnung des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn aussehen. 

Da capo: Tafeln schließen (… mal wieder)

Die Presse berichtet, dass den „Tafeln“ die Ressourcen ausgehen.

Wenn der Staat nicht immer wieder am Existenzminimum schrauben würde, dann brauchte der Rechtsstaat keine Ehrenamtler, die das Defizit ausgleichen und deshalb Tische decken und Beutel abfüllen. Dass der Staat sich auf Ehrenamtler zur Grundversorgung von Menschen verlässt, das ist in den USA schon lange beliebt und hat dort seinen Ursprung.

Man sollte sich darauf aber nicht verlassen, denn es führt unweigerlich nur zur Aufhübschung ernsthafter Armut.

Überraschend macht es Kanzler Merz richtig

In diesen Tagen, im August 2025, hat Kanzler Merz unerwartet doch noch geliefert, was sich alle Welt wünscht, nämlich einen Stop deutscher Waffenlieferungen an Israel ohne Federlesen. 

Ich bin übrigens auch der Meinung, dass der rechtsradikale israelische Ministerpräsident Netanjahu die Basis einer gedeihlichen Zusammenarbeit verlassen hat und wohl aus Eigennutz Katastrophen und den Tod  für bestimmte Menschen in seinem Einflussbereich heraufbeschwört.

Nun hat der Kanzler Merz das einfach so gemacht und es nicht einmal für nötig gehalten, mit mir zuvor über seine Absicht zu sprechen. Da dürfte ich nicht der Einzige sein. Er hat aber etwas Glück, denn ich teile – erstmalig übrigens – seine Entscheidung und sogar seine Erklärung. Da habe ich also nichts zu meckern. Sein politisches Umfeld ist da aber nachtragender. Da wollen sehr viele gefragt worden sein. Sie hätten ihn nicht zum Kanzler wählen sollen. Sie wollen ihn vermutlich gern an ihren Strippen durch die Richtlinienkompetenz des Kanzlers führen und selbst das Gefühl haben, den Souverän würdig zu vertreten. Wenn einmal etwas läuft, dann fühlt sich der Abgeordnete in seiner Selbstgefälligkeit so fürchterlich nutzlos, dass der Souverän selbst an der Mitverantwortung des Abgeordneten zweifelt.

Ich fühle in diesen Tagen geradezu meine innere Verbundenheit mit dem Souverän – und grüße Jean-Jaques Rousseau!

Frieden freilegen – fürchterlich

Wenn ich die heutigen Gespräche zur Befriedung der Ukraine betrachte, die im Refugium des amerikanischen Präsidenten stattfinden, dann kann ich die hohe Kunst der Diplomatie und die gewöhnliche Arschkriecherei nicht unterscheiden.

Über die Bestimmung eines Siegers

Es wird öffentlich diskutiert, ob die Engländerinnen die Europameisterschaft im Fußball im Jahr 2025 gegen die Spanierinnen verdient gewonnen haben. 

Ich aber sage euch: Was verdient ist, bestimmt das Regelwerk. Wo kommen wir hin, wenn wir das Ergebnis herbei diskutieren?

Also: Die Spanierinnen haben besser gespielt, die Engländerinnen verdient gewonnen.

Ein starkes Stück

Ein Polizeisprecher aus Ulm erklärte heute ein Zugunglück in Riedlingen mit mehreren Toten und vielen Verletzten mit einem „Starkwetterereignis“.

Experten flüchten bei öffentlichen Stellungnahmen gern in Pseudofachsprachen, um ihren Aussagen das Gewicht unverrückbarer Fakten zu verleihen.

Wie in diesem Fall, gelingt das meist nicht. Er sagt im Grunde nichts, was so konkret ist, dass man schlauer wird. Wetter gibt es schließlich Nonstop.

Das Stammelarium

Der Kanzler Merz pflegt eine Stammelkultur, offenbar ein selbst ausgewähltes Timing zur Aneinanderreihung von Worten, die einmal einen vollständigen Satz ergaben.

Ich erlebe es als Zumutung, wenn er jedes Satzbestandteil in ein eigenes Zeitkontinuum einbettet, so als sei jedes Wort ganz besonders zu wattieren und mithin ganz besonders wertvoll.

Ich werde ihm ab sofort nicht mehr zuhören, weil dieser unbestellte Beachtungsbooster respektlos die Welt der Sprechenden und Hörenden besiedelt und mir die Zeit raubt. Da höre ich doch viel lieber Menschen, die etwas zu sagen haben und mit Leidenschaft auch so vortragen.

So gesehen: Ich gehe sehr gern in jedes Theater — Merz muss weg.

Das Wunder von Basel und ein taktisches Fakenarrativ

Das Fußballeuropameisterschaftsviertelfinale zwischen der französischen und den deutschen Frauen im Sommer 2025 wird mir als Wunder von Basel in Erinnerung bleiben nachdem ich im Alter von sieben Jahren das Wunder von Bern im Fernsehen verfolgen durfte und ebenso beeindruckt war.

Als Kathrin Hendrich in der 13. Minute im Verteidigungskampf einen gegnerischen Zopf instrumentalisierte, wurde es verhängnisvoll. Es hatte einen Platzverweis und einen Elfmeter für die Gegnerinnen zur Folge, der prompt zum Tor führt. Die Schiedsrichterin hatte es zunächst nicht gesehen. Der Video Assistant Referee (VAR) – ein Experte, der alle aufgezeichneten Daten in alle denkbaren Stückelungen ausbreiten und bewerten kann – hat dann aus dem Off die entscheidende Szene fachgerecht aufgearbeitet. Dem hat sich dann auch die Schiedsrichterin angeschlossen. Die Kommentatorin sagte dann auch, dass das Ziehen am Zopf wie ein tätlicher Angriff gewertet wird und unweigerlich zum Platzverweis führt.

Nach einer geschlafenen Nacht – lese ich, dass die DFB-Sportdirektorin Nia Künzer aus einem Gespräch mit der vom Feld verwiesenen Ballkünstlerin es besser weiß: Bei dem Versuch, einen standardmäßig engen körperlichen Kontakt zur Gegenspielerin aufzubauen, habe sich lediglich die Hand im Zopf verfangen. So gesehen wäre ja der Vorfall geradezu unabsichtlich und harmlos, wenn man ausschließt, dass der Zopf geradezu provokant angeboten wurde, um den Gegner zu schwächen.

Mir fallen schon lange im internationalen Fußball Frauen mir provozierend langen Haaren auf. Eine hatte unlängst sogar überdimensionierte Haarteile extra für ein Spiel eingebaut. Selbst der Fernsehzuschauer konnte weder Name noch Nummer aus dem Trikot lesen. Mein Insiderwissen erlaubt mir trotzdem sagen zu können, dass es die eigentlich von mir geschätzte Sveindís Jónsdóttir aus Island war. Ich habe ja schon als Kind gelernt, dass man Mädchen nicht an den Zöpfen ziehen darf. Im Leistungssport thematisiert sich so etwas ja nur, wenn jemand mit einem Zopf heimlich nebenher läuft und ihn zur Übergriffigkeit anbietet. Ich schlage also vor, dass im Fußball alle Frauen einheitliche Kurzhaarperücken tragen müssen, um fußballfremde Faktoren aus dem Spiel zu eliminieren.

Um es kurz zu machen: Mit ungeahnten Kräften hat sich die deutsche Mannschaft nach drei Stunden im Elfmeterschießen den Sieg erarbeitet. Das Spiel war an Leidenschaft und Dramatik nicht zu überbieten.

Tage danach hat der Fußballverband in seiner Zuständigkeit entschieden, dass die rote Karte für ein Spiel und nicht für zwei Spiele gilt. Es ist also offenbar ein bei aller Verwerflichkeit doch minderwertiges Zopfziehen gewesen. Man munkelt, die Stellungnahme des Deutschen Fußballverbandes habe zu diesem Ergebnis beigetragen und die Jury gnädig gestimmt. Ich bin gespannt, wann auch von deutscher Seite davon Abstand genommen wird, dass sich die Spielerin im Zopf verfangen hat. Ich rechne fest damit, dass das Verheddern im Zopf als Fakenarrativ entlarvt wird. Es wird aber wohl noch dauern, wie es bei allen weltbewegenden Ereignissen so ist.

Gleich ist übrigens das Endspiel der Europameisterschaft 2025: Spanien gegen England.

Demokratieversuche im Endstadium

Jetzt prüft die Uni Hamburg die wissenschaftlichen Qualifikationen von Frau Brosius-Gersdorf und ihrem Ehemann doch. 

Wie es vorauszusehen war,: Die Kandidatin wird vom toxischen Gesabbere der Unionspaten in öffentlich verschimmelter Luft derart zersetzt, damit man ihr mitfühlend rät, sich in Sicherheit zu bringen. Und bei alledem: In der öffentlichen Meinung sahnt nicht die CDU, sondern die AfD ab. Die Koalition hat damit ausregiert und die SPD träumt – ganz tief verunsichert – von den Grünen. Zu spät!

Eigentlich sollte das Parlament eine nach den Regeln vorausgewählte Kandidatin zur Bundesverfassungsrichterin wählen.

Der Name schallt und raucht

Der Name ist wichtig. Der Name ist das, was einem meist bleibt, auch wenn alles verloren ist.

Aber wie spricht man einen bestimmten Namen richtig aus? Damit beschäftigen sich Diplomaten und sprechende Journalisten tagtäglich, nutzen dazu etliche Hilfsmittel und haben doch stets schlechte Ergebnisse, die noch schlechter werden, wenn Namen aus entfernten Kulturen kommen.

Das kann man ihnen nicht vorwerfen. Selbst im ganz normalen Alltag verzweifeln wir selbst an den Namen von Mitbürger, die nicht gerade Müller oder Zimmermann heißen.

Diplomaten haben es vergleichsweise sehr einfach. Jedem Land gegenüber sagen sie kritiklos das, was das jeweilige Land als richtig vorgibt. Und das gilt für alle Diplomaten dieser Welt. Das hat eine Tradition, aber auch so seltsame Effekte, dass zum Beispiel Burma – auf deutsch Birma -, das schon lange außerhalb demokratischer Verhältnisse sich in Myanmar umbenannt hat. Sinnloserweise funktioniert die Diplomatensprache als Referenz, als ob sie ein Siegel für Seriosität eingebaut hätte. 

Selbst der Sportreporter, der ja stets mit unzähligen Namen jongliert, hat die Grundidee noch nicht aufgegeben, dass Namen richtig und nicht falsch ausgesprochen werden dürfen. Sie nutzen also den UEFA-Leitfaden und andere lange Listen, die vermeintlich zeigen, wie beispielsweise die Fußballspielerin Stina Blackstenius richtig ausgesprochen wird. Sie spielt in der englischen Liga und in der schwedischen Nationalmannschaft. Der deutsche Reporter nennt sie aber – wie seine britischen Kollegen – Bläckstenius. Selbst der Schwede sagt  aber Blackstenius. Mit der niederländischen Spielerin Chasidy Grant ist es nicht anders. In der englischen Liga wird sie „Gränt“ genannt, obwohl es niederländisch Grant heißt. Deutsche Reporter lernen fälschlicherweise gern von Engländern. Der deutsche Fußballer „Eel-kai Gun-do-wan“ kommt in einem Verzeichnis einfacher Sprache für Journalisten ja noch relativ gut davon.

Ich habe es im Umgang mit Freunden aus anderen Kulturen und mit fremden Namen selbst festgestellt: Es ist ein unmögliches Unterfangen, jeden Namen im vermeintlichen Originalton nachzubilden. Selbst bei kurzen Namen, bewirkt die Betonung einer der anderen Silben Unverständnis oder gar eine Bedeutungsverschiebung. Manch einer meint, er könne die Namenbestandteile des Pianisten Lang Lang unbemerkt vertauschen. Dabei liegt er sogar bereits mit seinem Ansinnen falsch, wenn er nichts vertauscht.

Für den Medienkonsument wäre es ja wichtiger, eine Orientierung zu erfahren, anstatt Namen, die verständlich unverständlich in die Irre führe.

Ich bin ja fest der Ansicht, dass es richtig und falsch überhaupt nicht gibt, wenn es um den sprachgrenzüberschreitende Namennutzung geht. Es zählt allein eine Information, die dem Konsumenten in seiner Sprache eine Wiedererkennbarkeit der Namensträgerin ermöglicht. Dazu braucht man in den Sprachräumen dieser Welt die Fähigkeit, die Sprache der Nativspeaker auszunutzen und ein für alle mal, das unsinnige Unterfangen abzubrechen, richtige Namen zu produzieren. Also man liest einfach nur das, was da steht in der Sprache, in der gesprochen wird – irgendwelche Verhaspelungen eingeschlossen. Es bleibt also der schwere Vorwurf an alle Journalisten und Diplomaten, dass sie den Ausstieg aus dem Richtig-falsch-Denken auf deibelkommraus verschleppen. Übrigens ist die französische Partei „Ressemblement National“ die nationale Sammlungsbewegung. Man kann den Namen sicher auch zitieren. Aber auf keinen Fall als „der“ Rassemblement National. Beim Baguette denken wir gottzeidank anders: „Der Baguette“ würde wohl niemand zu sagen wagen.

Um es beispielhaft zusammen zu fassen: Über viele Jahre wohnte ich in Hoisten, mittlerweile ein Stadtteil von Neuss. Die Einheimischen sagen Hoosten – also mit langem O, während alle Welt Ho-isten sagt. Das sprechzentrale i ist ein Dehnungs-i. Das kann man sprachhistorisch erklären, aber solche Erklärungen sind kein Gemeingut. Beides ist also irgendwie richtig. Man erkennt aber sofort den harten Nativspeaker.

Ein kleiner Nachtrag: Ein Sportmoderator behauptete anlässlich der diesjährigen Fußballeuropameisterschaften der Frauen, dass der Name der norwegischen Nationalspielerin Ada Hegerberg in der Aussprache sein g verliert. Das habe er so bei norwegischen Kollegen gehört – also He–erberg. Ich habe es mal für die norwegische Hauptsprache Bokmal überprüft: Das g wird gesprochen, warum auch nicht?

Trotzdem hat sich die veränderte Aussprache in Windeseile im deutschen Sportjournalismus verbreitet. Dabei hatte die Spielerin seit ewigen Zeiten auf Hegerberg gehört und sie wurde auch so genannt. Der besserwisserische Individualstil diverser Reporter kann ganz schlimme Identitätskrisen auslösen. Wenn du alles verlierst, dann bleibt dir nur dein Name – bisher!