Verbegrifflichung

• Heute: Totholz •

Nehmen wir einfach mal den Baum. 

Solange Wurzelwerk und Krone, vermittelt über den Stamm, zusammenspielen, ist der Baum ein Lebewesen. Wenn das Ende naht, naht auch die posthume Verwertung. Aus dem Baum wird meist Holz, ein nachhaltiger Rohstoff. In dem Begriff Holz ist der Tod des Baumes immer direkt mitgedacht. Man kann mit dem Holz bauen und gestalten, man kann es aber auch einfach unberührt lassen. Dann nimmt es sofort seine Rolle im Kreislauf des Lebens an- wie in einem Urwald. Erst das Eigentum des Menschen an einem Baum macht den Baum vermarktbar. Der Mensch tendiert deshalb dazu, ihn nicht achtlos sich selbst zu überlassen und auf seine Vermarktung zu verzichten, wenn er tot ist. 

Dass ein Baum tot ist, das kann man schon sagen. Totholz gibt es aber eigentlich nicht. Wenn das Holz lebt, heißt es Baum. Wenn der Baum tot ist, heißt er Holz. Dies aber auch nur deshalb, weil seine Verwertung von Alters her zur Debatte steht. Das Wort Totholz steht meist für eine gespielte Fachlichkeit dessen, der davon spricht. Man braucht es eigentlich nicht.

Es ist darüber hinaus schon lange eine Unsitte, Adjektive in Substantiven zu verbauen. Sie sind meist überflüssig, vor allem, wenn sie den Sinn des Substantivs nur verdoppeln. Sind sie einmal nicht überflüssig, hebt man ihre Bedeutung, in dem man ihnen zubilligt, als separiertes Adjektiv in Erscheinung zu treten. Man sagt dann: Der Baum ist tot. Der Baum war schön. Das Holz ist nützlich. – Kurz und bündig, aber wohl zu lang für eine Schlagzeile.

Kommentar

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