Das ist ja der Gipfel!

Eine der größten Verschandelungen der Natur sind die Gipfelkreuze. Sie haben zudem auch keine Tradition, weil der Weg zum Gipfel traditionell schwer zu gehen und auch kein lohnendes Ziel ist. Gipfel gewinnen ihre Bedeutung erst aus dem Wettbewerb, sie zu erreichen. Religiös aufgeladenen Wegmarkierungen zeichnen zwar Landschaften aus, aber nur dort, wo es Wege gibt. Ein Gipfel ist selbst schon markant genug.

In diesen Tagen wird übrigens das Gipfelkreuz – 4,88 Meter hoch und 300 Kilo schwer – der Zugspitze per Hubschrauber abgeholt und nicht von Wanderern oder Bergsteigern. Das ginge ja auch gar nicht. Wenn die Spuren der Touristen – vor allem kiloweise Aufkleber – vom Kreuz entfernt sind, wird es neu vergoldet und dann kommt wieder der Hubschrauber.

Und auf der Zugspitze gibt es zudem die Besonderheit, dass das Gipfelkreuz auf merkwürdige Art an anderer Stelle bereits erneuert wurde, um die Abstürze der Besucher am eigentlichen Gipfel zu unterbinden. Wenn der Gipfel wirklich als der höchste Punkt definiert ist – und alles spricht dafür – dann kann man Gipfelkreuze überhaupt nicht versetzen. Das Kreuz zwei soll die klebenden Touristen vom Kreuz eins nun auch ablenken – Viel Freude im Urlaub!

Ich liefere gern prompt einen geschmackvollen  dreieckigen Aufkleber (Modell Gipfel) mit dem Text: „Ob Regen, Schnee und HitzeDas Gipfelkreuz ist Spitze!“ Die Liste mit gestaffelten Preisen übersende ich auf Anfrage gern.

Die BÄRLAUCHsaison …

Sie  ist fast vorbei. Die Blätter welken schon  sehr. Aber die Fruchtstände haben ihren Höhepunkt. Sie schmecken sehr intensiv. Man kann damit fast alles würzen. Die kleinen Kügelchen – pro Blüte 3 – kann man beispielsweise im Salatdressing verwenden. Wer nicht darauf beißen mag, kann sie kurz mörsern. Man kann sie auch gut konservieren als Pesto oder eingelegt in Öl oder Essig.

Bären in der Stadt

Lisa von Bluetenblatt wollte zunächst nicht glauben,
dass in Berlin bisweilen Bären auf Parkbänken sitzen.

Ein Foto hat sie aber vom Gegenteil überzeugt.

Dreistellig im Gemüsebeet

Die Natur ist

verschwenderisch.


Die Walnüsse

aus dem letzten Jahr

machen sich

in diesem Mai

lang …

Ich ziehe sie

wohl oder übel

aus der Erde …

Frühlingbotschaft

Der bezahlbare Wohnraum lässt auf sich warten. Eine Tulpe spekuliert gerade über die Rebesiedlung einer mittlerweile betagten Baugrube:

Ein Lieblingshotel

Wenn es um die Umwelt geht, melden sich immer auch Initiativen und Organisationen, die auf der Seite der Natur und einer verträglichen Umwelt stehen. Sie müssen dabei auch ihre Zielgruppen pflegen, die ihnen Zuspruch geben und ihre Finanzen sichern.

Und da haben wir ein großes Problem, das ich einmal am Beispiel der Wildbienen verdeutlichen will.

Richtet man sich an die Zielgruppen der Experten und der besonders aufgeweckten Amateure, geht es um eine zurückgebaute Lebensweltgestaltung, die eine Vielfalt an Habitaten möglichst macht. Richtet man sich an die Zielgruppen der oberflächlichen Mehrheit unter den Menschen, dann verkauft man „Hotels“ für Bienen, Insekten und viele andere kleinen Tiere und konkurriert dabei sogar mit Baumärkten.

Bienen- und Insektenhotels — hier tagesaktuell bei Aldi Süd

Wir wissen es ja eigentlich selbst: Wenn wir gut wohnen, dann brauchen wir keine Hotels.

Siehe auch „Bienen im Hotel“

Übersinnlich

Seit Jahren hat mir mal wieder ein karnevalistischer Büttenredner in einer Fernsehsendung die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Als er Siri sagte – offenbar ein Codewort, das eine gewisse Übergriffigkeit auszulösen imstande ist – schallte es sehr laut in der Wohnung: „Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe.“ Es war sensationell erschreckend, zumal ich ja gar nichts gesagt hatte.

Zur Entwarnung fällt mir aber ein Erlebnis aus den weitgehend analogen 70er Jahren ein, als ich ein paar Tage in der Nähe einer talentierten multiethnischen tierischen Lebensgemeinschaft wohnte. Das einzige Pferd war mit der Kutsche zu einer Ausflugsfahrt unterwegs, als es in seiner Lebensgemeinschaft unverständlicherweise kräftig wieherte. Es stellte sich dann heraus, dass der Papagei ihn lautstark vertreten hatte.

Mein Zusammenleben mit Wespen ist abenteuerlich

Die Wespenvölker siedeln Jahr für Jahr neu. Meine Lebenswelt bietet offenbar auch ein gutes Pflaster für Wespen. Im Garten ist das nichts besonderes. Es gab sogar mal ein Wespennest in meinem Komposthaufen. Das ist soweit kein Problem. Aber die Wespen machen sich auch unter meinen Dachpfannen breit und schwappen immer mal wieder in meinen Wohn- und Arbeitsbereich da oben unterm Dach. In einem Jahr hatte ich sogar mal einen Kammerjäger da, nachdem ich von sinnlos umher torkelnden Wespen gestochen worden war und unter der Holzverkleidung da oben des Nachts ein an- und abschwellendes Summen kein Ende nahm, das die Anmutung eines Hochleistungsgebläses hatte. Der Kammerjäger machte dem Spuk ein Ende, indem mit einer Lanze am Einflugloch eine Giftration zwischen die Dachpfannen schoss. Es dauerte dann etliche Stunden, bis der Spuk ein Ende hatte. Unzählige verstorbene und von mir gemeuchelte Wespen haben die Staubsaugerbeutel gefüllt. Einmal saß eine Wespe am frühen Morgen in meinem Pantoffel und hat mich stärker geweckt, als ich es gewünscht hätte. Mittlerweile habe ich mein Zusammenleben mit Wespenpopulationen kultiviert. Das muss man ja machen, wenn es gelingen soll. In diesem Jahr kommen sie auf unerfindlichen Wegen in den Raum. Vermutlich gibt es Schneisen zwischen Hauswand und Dach. Wenn ich die Fenster öffne, fliegen sie zwar manche raus, die meisten tummeln sich aber überall und suchen am Ende der Saison auch merkwürdige Ecken aus, um dort zu sterben. Wenn ich die Fenster schließe, hindert sie die Scheibe daran, weg zu fliegen. Sie sammeln sich dann dort in größeren Gruppen mit bis zu 40 Exemplaren, laufen an der Scheibe hoch, inszenieren einen Sturzflug bis unten, um dann erneut flügelunterstützt wieder hoch zu laufen. Nach rechts oder links laufen sie selten. Wenn es dämmert, kehrt Ruhe ein. Sie sitzen dann am Rand der Scheibe einzeln oder gruppiert still zusammen. Das ist der günstigste Zeitpunkt, um sie kurz und schmerzlos in den Staubsauger zu ziehen. Anderenfalls würden sie direkt mit dem Beginn der Morgendämmerung Licht im Raum suchen und zum Beispiel rund um meine Nachttischlampe unkontrollierbar werden. Das Ende des Wespenlebens ist, wie es ist. Es als irgendwie grausam zu bezeichnen wäre reines Menschenwerk. In diesem Jahr war die letzte Wespe bis in den Advent hinein aktiv. Sie wirkte sehr bemitleidenswert. 

Die wilde Malve

Das ist eine Wilde Malve in urbaner Ödnis – hier auf der Mainzer Straße in Köln am 6. Juni 2023.
Es ist erstaunlich, dass alles verdorrt ist, nur eben die äußerst autonome Wilde Malve nicht.

Bienen im Hotel

«Da es dem König aber wenig gefiel, dass sein Sohn, die kontrollierten Strassen verlassend, sich querfeldein herumtrieb, um sich selbst ein Urteil über die Welt zu bilden, schenkte er ihm Wagen und Pferd. ‚Nun brauchst du nicht mehr zu Fuss zu gehen‘, waren seine Worte. ‚Nun darfst du es nicht mehr‘, war deren Sinn. ‚Nun kannst du es nicht mehr‘, deren Wirkung.» (Günter Anders, Die Antiquiertheit des Menschen, 1956)

Und nun bieten sogar die für ihren Schotter bekannten Baumärkte allesamt Bienenhotels als fernöstliche Bastelarbeit an. Und die Biene selbst denkt nicht einmal an Hotels, da hat der voreilige Naturfreund schon ein Pauschalangebot hergerichtet, damit die bienenfeindliche und kultivierte Naturwüchsigkeit fortleben kann, während die Gräber der Menschen mit Kunstrasen oder Marmorplatten abgedeckelt sind und das Wort Hotel auf alle Fälle und sinnlos überlebt.