Der Name des Brotes
Brote sind mit gutem Grund ein nur schwer verzichtbares Lebensmittel. Die Brotsorten gehen in die Tausende. Früher wurden Brote nach dem Herstellungsverfahren, nach den Zutaten und später dann oft nach den Orten bezeichnet, an denen sie ursprünglich besonders viel Beachtung fanden. Es war bei der Verständigung im Bäckerladen alles noch sehr einfach. Selbst Zugereiste auf fernen Ländern konnten ohne weitreichende Probleme mitreden.
Mittlerweile ist es anders. Man verlässt mit dem Eintritt in den Bäckerladen seinen angestammten Sprachraum weitgehend und lässt sich mit Backwerkbezeichnungen eindecken, für die es kein allgemein gültiges Wörterbuch gibt. Man ist also sprachlos zwischen Weltmeisterbrot, Fitnessbrötchen Mini-Sonne, scharfem Griechen, Nonnenfurz und Ostblock. Es ist offenbar so, wie es auf Speisekarten schon länger üblich ist: Es werden Kosakenzipfel kreiert und sie dürfen vom Foodartisten dann so ausgerufen werden. Er bastelt also, um es im Jargon der Betriebswirtschaft zu sagen, einen Namen als Alleinstellungsmerkmal. Perfide wird die ganze Sache, wenn der Kunde an dieser Bezeichnung nicht vorbei kommt. Das beliebteste Brot ist deshalb seit Jahren das Das-da.
Der emanzipierte Gesprächsteilnehmer verweigert es also, den Sprachgebrauch um sinnlose Vokabeln zu erweitern und stößt damit auf Unverständnis im Bäckerladen. Er steht zwischen den Kunden in einer Sackgasse und versteht fast nichts mehr. Dem Menschen aus einem fernen Land wird auch der Mönchsstengel nur schwer zu vermitteln sein.
Ich habe mich entschlossen, eine präzise Zeigefingergestik einzuüben und arbeite damit. Die Antwort war heute: „Meinen sie die Bauernwecken? – mit oder ohne?“
Ich bin uneingeschränkt dafür, dass der Kunde sagt, was er will und ihm nicht vorgegeben wird, was er sagen soll. Der Rest regelt sich von allein: „Geben sie mir bitte ein Onjeschwedde!“
Meine Höchststrafe wäre es, wenn ich zu einer unbekannten Bäckerei mit dem Auftrag geschickt würde, ein Radlerbrot mitzubringen.
Da fällt mir noch eine Geschichte ein:
Vor vielen Jahren war der Hans aus Düsseldorf auch dabei, als wir mit einer großen Gruppe in den Schwarzwald fuhren. Wir waren so sehr gebildet, dass wir wussten, dass Holländer Kirsch in Düsseldorf Tusnelda heißt. Hans war aber offenbar die Ausnahme. Er bestellte im Café also eine Tusnelda und war fortan in ein erkenntnisleeres Gespräch verwickelt, das noch andauerte, als alle anderen bereits jeweils ein Stück Schwarzwälder Kirsch gegessen hatten.
Übrigens: Man sollte stets das Bier trinken, das am Ort gebraut wird.
Zertifikate für eine Elite
Deutschland wehrt sich heute erfolgreich gegen die Absicht der EU, für Bio-Produkte verschärfte Grenzwerte festzulegen. Das finde ich richtig!
Zuviel
Hin und Veg
Vegane Restaurants haben Konjunktur und lustige Namen.
Sie haben Namen für ihre Gerichte, die oft an Tiere erinnern – Vurst und Fisch – und auch für sich selbst haben sie Namen – Extravegant -. Ganz rührend sind die Speisekarten, weil man dort vom Rechtschreibfehler über den kreativen Sprachgebrauch bis zur Aneinanderreihung meist gänzlich unbekannter Zutaten so ziemlich alles findet. In diversen sozialen Medien zeigen sie dann auch Fotos von ihren Gerichten. Jeder, der sich schon einmal in der Fotografie von Speisen versucht hat, wird wissen, dass die Bilder meist einem lauen Abklatsch der Gerichte gleichen, wenn man ohne die spezialisierten Fotografen und ihren Studios auskommen will. Um so verwunderlicher finde ich, dass solche veganen Restaurants wohl auch schlechte Lieblingsbilder zu haben scheinen. Ein ganz bestimmtes Anti-Jäger-Schnitzel mit Pommes und Salat sehe ich nahezu wöchentlich und mir wird etwas übel, wenn ich daran denke, dass dieses eine Schnitzel nun schon seit mehreren Jahren angeboten wird. Es wirkt mit der Zeit insgesamt ärmlich und angestaubt jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums. Manchmal sieht man auch ein Vegg-Lett als nachempfundenes Omelett.
Schmeckt es, Leute?
Ich esse gern und interessiere mich für die Zubereitung von Speisen. Darüber zu sprechen begleitet die Menschheit immer schon und ist geschmackvoll, stiftet ein Wohlgefühl und eine Verständigung auch zwischen fremden Menschen.
„Da es dem König aber wenig gefiel, dass sein Sohn, die kontrollierten Strassen verlassend, sich querfeldein herumtrieb, um sich selbst ein Urteil über die Welt zu bilden, schenkte er ihm Wagen und Pferd. ‚Nun brauchst du nicht mehr zu Fuss zu gehen‘, waren seine Worte. ‚Nun darfst du es nicht mehr‘, war deren Sinn. ‚Nun kannst du es nicht mehr‘, deren Wirkung.“
Mein Appell:
Ächtet Thermomix! –
Morgenland, Mittagessen und Abendland sind in Gefahr!
Nachtrag im November 2015:
Thermomix – war wohl nix …
Ich habe – wie zu lesen – schon lange Zweifel an der emanzipatorischen Bedeutung des eintöpfigen Küchengerätes Thermomix, das gerade die Szene der Besserverdienenden aufheizt.
Jetzt lese ich mit Freude, dass auch die Stiftung Warentest das Gerät auf die Stufe der billigen Geräte zurück geholt hat und entzaubert.
Die Glaubensgemeinschaft Direktvertrieb muss jetzt tapfer Zusatzhypothesen gebären und weitere Priester weihen, um nicht im Zeitgeist zu versinken.
Immer diese Kinder
Im Straßenbild sind Kinder recht selten geworden. Bisher habe ich das immer in einem Zusammenhang mit dem beliebten Kinder-Döner gedeutet.

Dabei habe ich ganz außer Acht gelassen, dass auch der Kinder-Pfannkuchen nicht unmaßgeblich dazu beitragen kann, dass man die Kinder so selten sieht.

Ich warne!!!
Und ich bitte, diesen Hinweis zu berücksichtigen!
Variante von der Nussecke [variant of the nutcorner]
Jetzt ist sie wieder frisch!
Das Ende allen Fragens
Bisher galt die These, dass das Fragen der Motor aller gesellschaftlichen Entwicklungen ist. Damit war unausgesprochen gesetzt, dass das Reservoir an Fragen unendlich ist.
Alles falsch!
Jetzt hat sich herausgestellt, dass uns die Fragen ausgehen, und zwar ohne Vorwarnung, unmittelbar – jetzt.
Das wird unübersehbare Folgen haben. Quizsendungen werden sich beispielsweise kurzfristig umstellen müssen. Anstatt der Fragen wird es Behauptungen geben, die man dann als richtig oder falsch kennzeichnen muss. Eigentlich steht aber die Lebensqualität der ganzen Weltgemeinschaft auf dem Spiel.
Hier ist dem Vernehmen nach die letzte aller Fragen:
Aber bitte – nicht antworten!
Wir wollen uns doch die ultimativ letzte Möglichkeit einer Antwort nicht nehmen! Und jede der denkbaren Antworten wäre zu schön, um verworfen zu werden.
Diese letzte Frage wurde heute von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.
Noch Fragen?
Aus der Kochnische: Falafel
Falafel sind die „Pommes“ [ostbelgisch: „Fritten“] der arabisch-israelischen Kultur. Sie versinnbildlichen in idealer Weise, dass Araber und Juden die gleichen kulturellen und biblischen Wurzeln haben.
Ich habe in Israel und Palästina an allen Ecken unzählige Falafel probiert und meine Erfahrungen zu einem Rezept verdichtet.
Wie bei allen kulturgebundenen Rezepten, gibt es viele Varianten und nur eine sehr einfache unverrückbare Grundlage.
Die Grundlage ist, dass man Hülsenfrüchte (meistens Kichererbsen, aber auch Bohnen u.a. sind möglich) zu einem Teig zermahlt, diesen gut würzt (hauptsächlich mit Salz und Koriander) zu kleinen Kugeln formt und schließlich in Fett ausbackt. Dazu gibt es eine oder mehrere Sossen. Sehr beliebt ist die Joghurt-Knoblauch-Soße, in die dann auch noch reichlich Salz und Olivenöl gehört.
Der Phantasie sind darüber hinaus keine Grenzen gesetzt, solange die Konsistenz das Formen der Falafel zulässt.
Ich weiche am Vortag Kichererbsen mit sehr viel Wasser ein. Ihr Volumen vergrößert sich dabei erheblich. Eventuell muss man eben noch Wasser nachgießen. Am Tag der Zubereitung wird das Wasser abgegossen. Die Kichererbsen werden dann in so einem Fleischwolf direkt mit den Gewürzen zerkleinert. Hilfsweise geht auch ein Mixer mit so einem rotierenden Messer. Das ist für so einen Mixer aber sehr anstrengend. Und das Ergebnis ist auch nicht immer sehr homogen (was mich aber nicht stört).
Ich füge vor allem Koriander hinzu, den ich immer dominant schmecken will. Zu viel Koriander — ich glaube, das geht gar nicht. Deshalb bevorzuge ich auch Koriandersamen (den man etwas Mörsern sollte, damit die Körner auch wirklich zerkleinert werden). Korianderpulver schmeckt eher fies (finde ich). Ich nehme auch eine große Zwiebel eher viel Salz und häufig – also nur wenn vorhanden – alle möglichen Kräuter und Knoblauch aus dem Garten, ggf. auch noch Korianderblätter. Zwiebel und Grünzeug sorgen nicht nur für Geschmackstiefe, sondern auch dafür, dass die Farbe nicht so blass und die Konsistenz gut ist. Bei mir ist die Konsistenz sehr bröselig. Unter Druck lassen sich aber trotzdem Bällchen formen, die zusammenhalten. Von der Rezeptvariante, die Kichererbsen vorher zu kochen, halte ich nichts, weil die Konsistenz und der Geschmack darunter sehr leiden, vor allem, wenn man dann noch Mehl oder sowas dran tut, um die Tendenz zum Matsch zu besänftigen.
Wenn der Falafelteig soweit fertig ist, dann kann man schon die Pfanne oder die Fritteuse mit hitzebeständigem Pflanzenfett anheizen.
Man drückt den Falafelteig (meiner Konsistenz) mit etwas Druck in die Form und lässt die Bällchen ins Fett gleiten. Fortgeschrittene haben ein Hilfsgerät, um die Falafel gleich und ansehnlich zu formen. Wenn sie allseitig braun sind, sind sie fertig! Mit der Hitze muss man experimentieren. Bei hoher zu Hitze sind sie möglicherweise außen braun und innen eher roh. Aber dann schmecken sie trotzdem.
Dazu gibt es noch Salat jeder Sorte in rauhen Mengen …
Der Tipp: Wenn man bei der Soße Soja-Joghurt nimmt, wird sogar der Homo Veganus erheblichen Gefallen daran finden.
[Wenn die Rechtschreibkorrektur weiterhin und unbelehrbar aus Falafel Fallapfel macht, dann neige ich dazu, allen Falläpfeln den Krieg zu erklären.]








