Protest der Bewahrer

Ein paar Typen spielen islamophorb, geben sich das als Akronym beeindruckende Label #PEGIDA und sammeln alle naiv angstgeschüttelten Widersacher jeder Innovation gegen andere „Rassen“ um sich, um sie gegen die kulturelle Vielfalt öffentlich zu platzieren. Die meisten aus der versammelten Menge haben aber noch nie einen Ausländer näher erlebt. Mit gutem Grund können sie also nichts Schlechtes und nichts Gutes über Ausländer sagen. Sie sind geprägt durch die unaufhörliche Orientierung am Staus quo einer homogenen Gesellschaft, in der der eine so denkt wieder andere und deshalb das Fremde stört und verunsichert.
Dagegen steht der Einzelne, der immer nur der Erste ist in einer bunten vielfältigen Welt, die sie stets neu erfindet und entwickelt und ihren Mitgliedern abverlangt, dass sie sich für ein erfülltes Leben ebenfalls täglich neu orientieren. Sie treibt es nicht zur Vereinigung unter ein Akronym.

Ich warne davor, große Mengen gleichgerichteter Menschen für eine soziale Bewegung zu halten. Sie behindern lediglich Entwicklungen durch Verweigerung und scheitern über kurz oder lang als Werkzeuge ihrer Wortführer an vernünftigen Entwicklungen, die sich nicht aufhalten lassen. Es erinnert an zahlreiche Aufmärsche in der Geschichte, in denen der Wille sortierter Individuen als scheinbarer Volkswillen mit schlechten Erfahrungen zur Stimmungsmache ins Feld geführt wurde.

Orden und Ehrenzeichen

Verdienstorden passen nicht mehr in unsere Zeit. Solche Orden wurden von jeher als obrigkeitsstaatliches Mittel genutzt, eine heroische Elite zu basteln und mit dem Orden öffentliche Anerkennung und Privilegien, zu verteilen, sich irgendwie mit dem Verleihungskick moralisch an den Ordensverteiler zu binden und die vermeintlich „Guten“ im Leben vorbildhaft zu markieren. Orden geraten immer mehr in Vergessenheit, weil es in der aufgeklärten Welt keiner Belobigungen von oben Bedarf und die Mehrzahl der Guten leer ausgeht. Orden taugen vor allem für das Flohmarktgeschäft. Seit 60 Jahren ist das Bundesverdienstkreuz der einzige Nachfolger eines deutschen Ordensimperiums. Das Bundesverdienstkreuz ist mit einer grandiosen Staffelung von mehr oder weniger Ehrungsimpakt nach Vorschlagsrechten und Quoten ausgestattet. Der Karnevalsorden ist als leere Ehrung in der Inflation der Ehrungen noch am ehesten so bedeutungsleer wie das Bundesverdienstkreuz.
Der überzeugte Hanseat und ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat sich übrigens nicht an fremden Mächten ausgerichtet, sondern das Bundesverdienstkreuz in hanseatischer Verfassungstradition abgelehnt.
Wenn man weiß, wie beispielsweise das Prozedere zur Verleihung des Bundesverdienstkreuz läuft und welche zweifelhaften Personen damit ausgezeichnet wurden (unter anderen die Diktatoren Ceausescu, Tito und Blatter und in jeder Legislaturperiode automatisch 30 Abgeordnete des Bundestages) und das Kreuz mit gutem Grund abgelehnt haben, dann wird spätestens klar, dass solche Orden immer noch das sind, was sie immer waren. Sie schminken das Land mit einem humanen Gesicht und sind bei höchster Werbewirksamkeit besonders billige Förderer einer fortgesetzten Lobpreisung der tradierten Obrigkeit.

Wenn nun eine Studentin beim Schlichten eines Streits zu Tode geprügelt wird, dann hat sie das Beileid aller mitfühlenden Menschen auf ihrer Seite. Sie lebt im Angedenken fort und stiftet auch posthum den Anlass, das Leben friedfertig zu gestalten.
Ich halte es allerdings für eine ganz üble Instrumentalisierung, wenn sie nun von ungebremsten Webaktivisten, selbsternannten Petitionsrechtunternehmern aufstrebenden Randpolitikern und Teilen der Presse als eine Kandidatin für das Bundesverdienstkreuz aufgebaut wird und damit anderen zur Beachtung und zum Geld verhilft.
Hoffentlich muss sie nicht mit weiteren Verdienstkreuzträgern ihren Platz im Jenseits teilen!
Wahrscheinlich wollte sie leben, wahrscheinlich wollte sie auch kein Bundesverdienstkreuz!

Bundestagsreden – eben!

Im Bundestag gilt der Standard, dass alle Mitglieder des Parlaments und nahezu alle Gäste, denen dort das Mikrofon aufgedreht wird, an bestimmte Interessen und soziale Konstellationen gebunden sind und deshalb wohlgedrechselte Worte wählen, um den Status quo des politischen Gleichgewichts nicht zu sehr zu belasten.
Wolf Biermann war nun der erste, der dieser Art der Rücksichtnahme nicht folgen muss und deshalb rücksichtslos seine Position vertritt.
Seine Position mag man kritisieren. Lobenswert ist aber der starke Wind der Freiheit, der dem hohen Haus zurück gegeben werden muss.
„Freedom´s just another word for nothing left to lose“ [Kris Kristofferson]

Am 9. November ist was los …

Nur wird allerorts gesammelt, was der Deutsche denn so am 9. November vor 25 Jahren gemacht hat. Wenn er nicht gerade die Berliner Luft geatmet hat, dann wird er wohl am Fernsehgerät verfolgt haben, wie die Bürger den tödlich überregelten Staat mit einfach formulierten Interessen in Windeseile überfordert haben. Die Geschichte lehrt, dass die Überforderungen dieser Art über kurz oder lang alle Verfassungen zum Einsturz bringen, wenn ihnen menschliche Interessen entgegen stehen.
Ich lag an diesem Tag vor 25 Jahren nach einer Knieoperation zu Hause auf dem Sofa und mit dem linken Bein zur Entlastung hoch auf der Lehne. Dazu gab es nett dekorierte Häppchen und ein kleines Glas Rotwein. Es war mein Geburtstag!
Heute kommuniziert mein Computer, dass ich damit nicht allein bin.

NOgeb

Ein gewisser Norbert Ortmann soll auch Geburtstag haben.

Ich zweifele nicht daran, dass jener auch mal hinter der Mauer auf den Putz gehauen hat, wie auch damals am 9. November gegen die Naziangriffe auf die Bürger jüdischen Glaubens und damals am 9. November gegen den Hitler-Ludendorffs-Putsch an der Münchener Feldherrnhalle, am 9. November für die Abdankung des Kaisers und am 9. November für die Märzrevolution, die eine demokratische Verfassung hätte bringen können.

Heute sitze ich da, mit einer Tasse Tee und genieße den für ein Menschenleben immerwährenden Frieden wie eben auch diesen Tee. Die Freiheit in Frieden will gewagt werden, täglich neu. Wenn man sie im sicheren Besitz wähnt, verändert sie unter Beibehaltung ihres Namens ihre Eigenschaften und schlägt als Bevormundung übel auf uns ein. Diese Wendungen werden immer spitzfindiger: Die Bevormundung begegnet uns gerade sehr stark im Mainstream bis hin zum Mainstream in Subkulturen.
Das Essen ist gut! –– und ein Doppelleben wäre nicht von schlechten Eltern!

Hallo Wien!

Beim Arzt:

Fahrradkurier: „Heute haben sie kein Blut?“
Arzt: „Nein, heute nicht!“
Fahrradkurier: „Na dann bis Morgen …“
Halloween! – ist ein Beispiel dafür, dass man Traditionen ohne Geschichte kreieren kann. Man tut es, wenn es Gewinn verspricht. Ich bin dagegen für Ganzjahresgrusel.
Lakritz
Gruuuusellllllll ………………

Das Tier in mir

Das Tier sieht sich immer schon einer überlebensfeindlichen Welt ausgesetzt. Rechnen wir einmal die Naturgewalten und die andern Tiere raus, bleibt der Mensch als Verursacher des Leids im Fokus, obwohl er selbst ja durchaus das Leid aus eigener Erfahrung kennt. Es ist unmittelbar vernünftig, für Mensch und Tier das Leid zu teilen (Mitleid) und zu beseitigen. Die Beseitigung des Leids macht eine Nothilfe erforderlich, aber auch die Sicherung von individueller Autonomie, weil Tier wie Mensch traditionell zu wissen glaubt, war für den anderen gut ist.

Nun hat sich der Anspruch, dass Menschen auch die Autonomierechte der Tiere schützen, vorrangig auch dort etabliert, wo die Menschenrechte gesichert und nicht mehr tagtäglich umkämpft sind. In vielen Gegenden der Welt sind die Menschenrechte nachrangig und die Rechte der Tiere meist gänzlich unbekannt.

Und trotz aller Leiderfahrung setzt sich gerade bei den bekennenden Tierrechtsaktivisten ein Trend durch, das Tierrecht tiergerecht zu deuten und mangels verbaler Mitsprache der Tiere, für sie das Wort zu führen, und dabei den Kontakt zum Tier gänzlich aufzugeben. Sie können unwidersprochen ihre Hunde und Katzen bis in die Depression zerschmusen, sie als letzte treuen Weggefährten aufopferungsvoll als bessere Menschen stylen, die in zahllosen Videosequenzen als Lol-Cats oder sonst irgendwie dadurch scheinbar an Profil gewinnen, dass sie alles das tun, was dem Mensch als Vielfalt offen steht. Der Papagei, der singend einen Kinderwagen schiebt, wird fast unwidersprochen geliked. Das moderne Haustier ähnelt in dieser Form dem missbrauchten Internatsschüler, dem die fruchtbare Nähe des vermeintlich humanistischen Lehrpersonals aufgedrängt wird.
Auf der menschlichen Seite etabliert sich mehr und mehr eine tierschützerische Feindposition, die den nicht ausgewiesenen Tierschützern a priori die Rolle des menschlichen Schweins zuschreibt. Wer die Position eines selbsternannten Tierschützer kritisiert, sieht sich sehr schnell im Spalier zähnefletschender Ungeheuer, die sich nicht zu schade sind, mit ihrem Gehirn zu kokettieren, das sie in aller Solidarität mit dem Betriebssystem eines Sperlings laufen lassen. Sie verbreiten im Gegenzug tagtäglich Dokumentationen über die Verwertung des Tieres unter dem Primat der Geldvermehrung, notfalls auch in der Wiederholung und zwingen die ausgemachten Feinde zum Abschalten. Für eine gesteigerte Aufmerksamkeit und erst recht für eine Auseinandersetzung ist dieses Bombing ungeeignet.
An einem Beispiel des Zirkus:
Hätte ich einen Zirkus, würde ich gern bekannte oder vorübergehende Tiere fragen, ob sie da mitmachen wollen. Wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, ein deutliches Ja unter herrschaftsfreien Bedingungen schuldig bleiben, dann wird mein Zirkus ohne sie stattfinden. Der Zirkus gestaltet, ganz allgemein, eine gegenwartstranszendierende Phantasie und ist als Kultur der Extraklasse zu markieren. Ich habe schon seit Jahren kein Tier im Zirkus gesehen. Und die von mir bevorzugten Zirkusse respektieren alle Tiere, die nicht mitmachen wollen.
Nun agitieren ganze Scharen von Tierrechtsaktivisten pauschal gegen den Zirkus und damit gegen eine unverzichtbare Kunstform. Sie geben sogar an, Eltern könnten ihre Kinder mit einem Verzicht auf den Zirkus vor dem Anblick missbrauchter Tiere schützen. Jetzt gehen sie noch einen Schritt weiter [Die Tierbefreier Düsseldorf]: Sie fordern dazu auf, Zirkusplakate  zu prüfen, ob denn an Ort und Stelle eine kostenpflichtige Plakatiergenehmigung vorliegt, um den Zirkus fehlendenfalls bei der Gemeinde mit kostspieligen Folgen zu denunzieren. Tiere kommen in der Argumentation nicht mehr vor.
Spätestens an dieser Stelle merkt man ganz deutlich, dass der designierte Denunziant den Blick auf die Freiheitsrechte eingebüßt hat und mit primitivsten und pauschalen Mitteln das Tier zur Pflege der zerrissenen Seele des Menschen instrumentalisiert. – Die Freiheit der Kreatur rückt damit in weite Ferne!
Zum guten Schluss wird mir nach einem Widerspruch manchmal sogar eine Folter gewünscht, damit ich auch etwas mit den Tieren gemeinsam habe. Und dann wendet sich der sorgende Tierfreund hoffentlich von mir ab – und begibt sich auf den Weg zur herzstärkenden Therapie für seinen alten Hamster.

Tierrecht

Die Nachbarn beim Kacken zu knipsen ist nicht verwerflicher, als Tiere mit scheinbar humanoiden Attitüden.

Ich komme darauf, weil eine ganze Armada von LOL-cats die sozialen Netzwerke überschwämmt. Offenbar ist die Katze auf dem Motorrad besonders bedeutungsvoll. Dabei ist sie ganz offensichtlich eine Projektionsfigur für menschliche Wünsche. Und der Tierfreund? – Er sollte deutlich gegen diesen artungerechten Missbrauch sprechen.

Großspurig ins Nadelöhr

Wenn es zur Hauptverkehrszeit in der Großstadt einspurig wird, dann gilt das Reißverschlussverfahren (7 Abs.4 StVO). Nun erhitzen diese Engstellen in Verbindung mit dem Gebot, das Reißverschlussverfahrens anzuwenden, allerorten die Gemüter.
Jetzt ist es wieder so weit auf der Mülheimer Straße in Oberhausen. Allmorgendlich gibt es eine lange einspurige Schlange an der immer wieder Autos bis zum eigentlichen Engpass vorbei fahren. Die in der Schlange sind überwältigt und sehen die Gerechtigkeit verdrängt. Sie äußern danach gern ihre eigenwilligen Vorstellungen vom vorgeschriebenen Verfahren und planen den Tumult.
An all diese richtet sich meine Botschaft:

In einer kooperativen Nachschulung aller Oberhausener Fahrschulen frühmorgens auf der Mülheimer Straße könnte man die mobile Wohnbevölkerung der Stadt nachhaltig befrieden.

— Mich faszinieren diese eigenwilligen Regelauslegungen nachdrücklich und ich empfehle zur Vorbereitung der Schulung, einfach nur einmal den Reißverschluss an der Jacke zu schließen und dabei den Reißverschluss auch genau zu beobachten.
Ich weiß nun nicht wie stark das Reißverschlussverfahren international verankert ist.
Hilfreich wäre es es, den Fahrern mit Fahrzeugen aus dem nichtdeutschen Raum, bei geöffnetem Fenster in ihrer vermeintlichen Landessprache Hinweise auf das Reißverschlussverfahren zuzurufen, also beispielsweise: „Ritsen!“ – Sollten die Niederländer weniger Probleme mit dem Reißverschlussverfahren haben?

Vernünftig nicht wählen

Nach den aktuellen Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen ergibt sich eine Wahlbeteiligung von 50% und weniger.
Das wird ziemlich einstimmig als sehr bedenklich eingestuft.
Wenn also eine Partei die absolute Mehrheit von 50% plus einer Wählerstimme erreicht, hat sie bei dieser Wahlbeteiligung lediglich 25% der Wahlberechtigten auf ihre Seite gezogen. Dabei sind noch nicht einmal die Nichtwahlberechtigten, also alle Kinder und viele Mitbürger ohne deutschen Pass mitgerechnet. Es wird also auch für die „siegreichen“ Parteien schwer, den Wählerwillen im Wahlergebnis wieder zu finden, wenn man das Parlament dominiert, aber nur jeden fünften Menschen hinter sich weiß.
Da haben wir das allgemeine, freie und gleiche Wahlrecht über Jahrhunderte erstritten und sogar in den neuen Bundesländern seit 1989 zur Anwendung gebracht. Und nun ist der Bürger anscheinend undankbar und macht nicht mehr mit!?
Es gibt nun Anregungen, den Wähler mit Geschenken zur Wahl zu locken [Tagesspiegel] oder gar nach belgischem Vorbild die Wahlpflicht einzuführen.

Das Nichtwählen kann jedoch ebenso eine vernünftige Wahlentscheidung sein, wie das Wählen. Beides muss aber nicht unbedingt vernünftig sein. Diese Freiheit (wählen zu können und auch unvernünftig sein zu können) ist Menschenrecht. Eine Wahlpflicht würde also dem Wähler eine Entscheidungsmöglichkeit rauben und ist menschenrechtlich nicht akzeptabel. Geschenke würden in spätkapitalistischer Manier neue merkwürdige Motive einführen, sich zur Wahlurne zu begeben, ohne wenigstens der bedachten Wahlentscheidung den Weg zu ebnen.
Der Weg zur hohen Wahlbeteiligung ist im Grund ganz einfach und auch wenig spektakulär. Er setzt an bei einer Erziehung und Bildung zur Teilhabe und setzt sich dann schon automatisch fort in einer Politik, die sich nicht spitzfindig rechtfertigt und damit auf jegliche Erneuerungen verzichtet und dem Bürger stattdessen zuverlässig offenbart, dass es in Parteien und Parlamenten einzig und allein um das Wohl des Volkes geht.
Es ist schon heute so, dass es der Bürger in Wahlen honoriert, wenn ein Politiker sich authentisch von den aufgewärmten Instantpolitpositionen entfernt oder das real existierende und saturierte System des Regierens und Verwaltens in Frage stellt. Neue Parteien erhalten deshalb gern die Zustimmung des unverstandenen bis verzweifelten Bürgers als Vorschuss.

Sie haben gewonnen!

Seitdem die Fernsehlotterie auf das „Mega-Los“ setzt, halte ich jede Form von Gewinnen für giga-unmoralisch.

Elende Lotterei!


Wäre erben okay?

Eigentlich auch nur in kleinen Mengen!