Ich bin verhältnismäßig reich

Eine bestimmte Nachricht überrascht mich in jedem Jahr irgendwann im April. Sie erfüllt mich mit Freude. Der frische hiesige Spargel startet in seine Saison. Er ist bei langsam steigendem Angebot zunächst verdammt teuer. Während ausgebeutete Tagelöhner aus fremden Ländern den Spargel stechen, kramen alle Medien wieder die alten Spargellieblingsrezepte der Deutschen hervor. Mir ist der Spargel gleichgültig. Ich esse ihn zur Not, finde aber geschmacklich keinen außergewöhnlichen Gefallen daran. Würde man ihn mit Eierlikör pimpen, könnte ich schwach werden, weil ich seit Jahrzehnten  erfolgreich an einem Image als verwegener Eierlikörliebhaber arbeite. In der Spargelzeit lebe ich also weiterhin als Querulant in der Spargelwelt und kann das Geld für nichtgekauften Spargel auf die hohe Kante legen. Damit sammelt sich dann doch ein gewisser Reichtum an. Wenn mir die Leute allenthalben sagen: „Dir geht es wohl zu gut!“ ,dann haben sie sich ja vielleicht nur mit Spargelkrediten verschuldet und laufen in Lumpen, während ich meinen Reichtum zelebriere.

Ich bin verhältnismäßig reich …

Euer Spargel 

Ich bin kein Spagelfan. Spargel ist mir, wenn es um das Essen geht, gleichgültig. In der Szene der Spagelliebhaber bin ich ein krasser Außenseiter und sehe auch die  Ökologie und die Produktionsbedingungen des Spargels höchst kritisch. Ich gehe also achtlos am Spargelessen vorbei.

Aber es gibt Gelegenheiten, da esse ich ihn ebenfalls, weil es sich nicht sinnvoll vermeiden lässt. In den letzten Tagen gab es Spargelauflauf, mit Kartoffeln, Schinken und mit Käse überbacken. Ich esse sowas, wie gesagt, eben ohne Lustgefühle, also lediglich zur Ernährung, auch wenn ich verständnislose Blicke auf mich ziehe. Aber ich schätze grundsätzlich alle Lebensmittel.

Und als Geizhals bin ich stets an einer Resteverwertung interessiert. Ich habe also die reichlichen Reste des Spargelauflaufs in den Mixer gefüllt, noch ein paar Käsereste dazu gegeben, wie auch reichlich diverse Kräuter, die direkt hinter der Küche wachsen sowie einen Sahnerest aus dem Kühlschrank. Ganz fein gemixt war die Konsistenz ziemlich dick. Ich habe die Konsistenz mit Wasser eingestellt. Das Ergebnis war eine Spargelcremesuppe mit einer ausgefallenen Kräuter- und Käsenote. Gut erwärmt auf dem Teller habe ich großen Gefallen an der Suppe gefunden. 

Gerichte, die nicht in Rezepten standardisiert und erstarrt sind, können Erlebnisse nach sich ziehen – völlig ohne Geschmacksexplosion …