Mein Olympia I • Feierlichkeiten •

Ich habe mir die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele angeguckt. Eigentlich interessieren mich solche, meist sehr pathetischen Aneinanderreihungen von Symbolen, nicht so sehr. Die angekündigte spektakuläre Show war nun aber tatsächlich randvoll mit erstklassig dargestellten Künsten, Künstlern und mit weltbewegender Technik und Vernetzung und hat sogar ohne Einschränkung dem Regen getrotzt. Jeder Theaterregisseur, vielleicht auch jeder Filmproduzent würde sehr viele Menschenleben benötigen, um diese Vielfalt in seinem Lebenswerk unterzubringen. Die ganze Sache würde  im normalen Leben der Künstler bereits am Personal und am Geld scheitert.

Es ist zunächst ja gut, dass man für Olympia – dem Ereignis der Rekorde – rücksichtslos aus dem Vollen schöpfen kann. Nachhaltiger wäre es freilich, wenn man sein kreatives Pulver wohldosiert dem Publikum vermittelt.

Es bleibt eine wunderbare und tiefgründige Show, die so einmalig angelegt ist, dass sie danach nur noch als Konserve überleben kann und insgesamt an Redundanzen und pathetischen Überhöhungen erstickt. Allein der Endact mit Celine Dion, die sogar den reinen Pathos tatsächlich zur Kunst transformieren kann, ist ein stilechter wie würdiger Abschluss der Veranstaltung. Ich wünsche sehr, dass die lebhaft beteiligten Personen und die Ideenrealisierer im Hintergrund für die Kunst im Alltag gefragt sein werden. Sie haben es verdient und können dann auch spärliche Symbole in ein tiefes Verständnis transformieren. Dann kann man auch sehr viel mehr genießen, anstatt die Symboldeutung mit unzureichender und manchmal fehlgeleiteter Unterstützung überraschter Reporter über mehrere Stunden zu betreiben. Denn das ermüdet und lenkt ab.

Splitter

Das Spiel ist aus.

230Olympiazwerg
• Zwerg 230 • von Christian

Das olympische Spiel gewinnt an Fragwürdigkeiten. Die Vielfalt der Ungereimtheiten sorgt für Unterhaltung. Ich habe sie unsystematisch aus der Berichterstattung herausgeklaubt und nenne sie Splitter.

Splitter sind nicht nur klein, wie bei der Eissplittertorte,
sondern auch tückisch, wie beim Splitter im Fuß.

Mein Olympiasplitter:
Nachdem die Doppeltrapschützen ab und zu einen fliegen gelassen haben, haben die Kanuten ordentlich einen rausgehauen.

Mein Olympiasplitter:
Dass die Olympischen Spiele weltweite Beachtung finden, merkt man an jeder Ecke:
Hier in der Küche spielt gerade ein Mensch einen Pferdepart aus dem Dressurreiten nach.

Mein Olympiasplitter:
Auf dem Golfplatz der Olympischen Spiele leben Kaimane. Da ist wahrscheinlich auch der blutverschmierte Triple Bogey nicht weit.

Mein Olympiasplitter:
Stell dir vor, du analysierst in deinem Beruf Dopingproben und tagtäglich wird ein Hektoliter Urin angeliefert.

Mein Olympiasplitter:
Die Reporter haben neuerdings immer etwas mit Hose drauf.
„Sie hat einen braunen Strich in der Hose.“
„Das springt man nicht aus der kalten Hose.“
Ich muss mir dann in der Metaberichterstattung immer erklären lassen, was das jeweils bedeuten könnte.

Mein Olympiasplitter:
„Mit einem Wallach in die Weltspitze — Wie muss man sich das vorstellen?

Mein Olympiasplitter:
Heute war es besonders schlimm! Ich gucke die begnadeten Körper der Olympischen Spielen in Rio. Die allgemeinen Nachrichten werden etwas verschoben, um das laufende Hockeyspiel bis zum Ende zeigen zu können. Danach kommen dann aber doch nicht die Nachrichten, sondern zunächst 10 Minuten Werbung. Beworben werden ausschließlich unnötige Dinge, die an die Adresse der älteren und irgendwie behinderten Menschen gehen. Es geht um Durchfall, Gelenkschmerzen, irgendwelche Vitamine. Man sieht auf alt geschminkte Darsteller, die sich aus der Gebrechlichkeit in die wendige Jugend beamen. Ich finde diese Art der Werbung zum kotzen und sehe überhaupt kein Argument, warum man eines dieser beworbenen Produkte kaufen und den Hersteller reich machen sollte.

Mein Olympiasplitter:
Die Brasilianerinnen haben den Deutschen kein Paroli geboten und daraufhin haben die Deutschen die Brasilianerinnen abgeschossen. – Ich werden Beachvolleyball vermissen.

Mein Olympiasplitter:
„Wir haben gesehen, dass er Verdauungsprobleme hat.“ (TV-Kommentar zum Wettbewerb im Gehen). Ich habe es auch gesehen und finde, dass es spontan sehr flüssig und sachgerecht ausgedrückt wurde.

Mein Olympiasplitter:
Die Sparkassenfinanzgruppe wird mir um keinen Deut sympathischer, weil ich zwischen den Teilen der Berichterstattung unzählige Male darauf hingewiesen werde, dass diese Gruppe die Berichterstattung präsentiert, zumal die Deutung mitschwingt, dass ohne so eine Präsentation die Berichterstattung nicht denkbar ist.