Der Koran kann so schön konkret sein

Im Gefolge der islamistischen Offensive im Irak, in Syrien und anderswo sollen bereits 60 Deutsche gefallen sei. So berichtet es der deutsche Verfassungsschutz. Auch wenn es aufgeklärte Gelehrtenmeinungen gibt, so herrscht offenbar weiterhin der Volksglaube, dass diese 60 Männer im Jenseits jeweils von 72 Jungfrauen umringt werden. Wären also diese Männer in einem einzigen Saal des Himmels, käme noch einmal 4320 Jungfrauen dazu. Man ist geneigt, sich diese verschwenderische Veranstaltung in den Einzelheiten auszumalen. Diese 60 Männer allein würden also bereits ein ungeheures Potential der islamischen Jenseitskultur binden. Würde man das profane Denken in irdischen Nationen aufgeben und einfach nur mal alle gefallenen Djihadisten zusammen nehmen, dann würde unmittelbar einsichtig, dass Allah unermesslich groß und gütig ist. Der Stolz der 60 Männer auf die Nationenwertung ist dabei nebensächlich, aber durchaus verständlich. Das kommt auch in deren Heimat so an.

Dennoch wünsche ich mir, dass die eher bescheiden interpretierenden Islamgelehrten die Oberhand gewinnen. Trotz aller heiligen Schriften, unterliegen auch Religionen der gesellschaftlichen Entwicklung der Freiheit und ihrem verantwortlichen Gebrauch. Ich habe das Gefühl, dass die Jungfrau in der öffentlichen Beachtung an Bedeutung verliert.

Gottes Wort

Dass der Koran als Gottes Wort lediglich verstanden werden muss und nicht interpretiert werden darf, entspricht der islamischen Lehre.
Unabhängig davon gilt für alle Texte in schriftlicher und mündlicher Form, dass der Umgang mit ihnen stets interpretierend ist. Das ist also auch beim Koran so. Und auch nur so lassen sich die unendlich vielen Meinungsverschiedenheiten im Islam erklären. Der Islam ist auch keine Ausnahme. Das gilt für alle Religionen.
Jede Verständigung ist stets in Teilen missverständlich. Anderenfalls wäre jedes Gespräch sinnlos oder unmöglich. Lediglich wenn Gott mit sich selbst spricht, dann gilt das reine Wort. Aber warum sollte er Selbstgespräche führen?