Das Erinnern hat Konjunktur. Fast alles in der modernen Welt ist so vielfältig und schnell, dass es ab und zu der Erinnerung bedarf. Dazu gehört auch, dass man sich selbst erinnert. Zweckgerichtet verstreut man überall Symbole, die antriggern. Und dann erinnert man sich plötzlich daran, dass man doch noch den Stimmungsaufheller nehmen wollte. Findig, aber nicht sprachdienlich ist es, das Reflexivpronomen einfach wegzulassen.
Dass die Erinnerungsarbeit offenbar keine Zeit für das Reflexivpronomen hat, trifft mich täglich hart, also immer dann, wenn jemand „ich erinnere“ sagt und ich ein lautes „mich“ hinüber schreie. Ich höre danach immer eine unerfüllte Leere. Nun kann es ja sein, dass der eine oder die andere das so aus einer fremden Sprache übersetzt und dann entlehnt hat. Aber fast alle, die sich in letzter Zeit um mich herum in dieser Richtung auffällig bewegen, könnten getrost als modebewusste Mitläufer kategorisiert werden.
MitleserIch sage das nur, weil tagtäglich ganze Horden von Eltern „haben“ brüllen, wenn deren Kinder mal wieder so etwas fragen wie: „Mama, darf ich ein Eis?“ – Das erinnert doch der aufmerksame Mitleser sofort.

