Mein Diebstahl

Gerade wird die Statistik der Übeltäter öffentlich, die die Preise aller Konsumgüter steigen lassen: Es sind die Diebe. Dass der Handel die geklauten Milliarden durch Preiserhöhungen reinholt, stört den ehrlichen Konsumenten. Es gibt sogar Belege, dass der Handel die Preise  mit Diebstählen begründet soweit erhöht, dass er sogar daran verdient.

Ich habe noch nie geklaut. Ich bin so erzogen. Aber ich hatte – das sage ich ehrlich, ein Erlebnis, seit dem ich mich als Dieb fühle. 

Damals als der Praktiker-Baumarkt noch nicht Pleite war, habe ich dort einen dicken teuren Hammer gekauft. Daneben lag ein Plastikteil, dass man auf den Hammerkopf stecken konnte, um die Kraft des Hammers nicht in Zerstörungen umzusetzen zum müssen. Dieses Teil war sehr billig. Ich habe es ebenfalls für den Kauf mitgenommen und zum einfachen Transport direkt auf den Hammer gesetzt. Die Hammer samt Zusatzteil hatte nun zwei Preise. Ich habe darauf nicht geachtet, weil ich noch weitere Einkäufe hatte. Mit dem Einkauf am Auto angekommen, kam mir die Kassiererin hinterher gerannt. Ich hatte den Hammer vergessen einzupacken. Ich habe mich freundlich bedankt. Erst zu Hause habe ich dann gemerkt, dass die nette Kassiererin nur den Preis des unbedeutenden Zusatzzahl berechnet hatte, den Hammer nicht. Seit dieser Zeit bin ich unentschieden, wie ich dieses Erlebnis moralisch sauber bewältigen kann. Ich habe mich an den Hammer gewöhnt, er ist mir aber nicht als Herz gewachsen.

Es ist wie mit der Portion Fritten mit aufliegender frittierter Kakerlake. Ich habe das keimfreie Tier mit dem Finger weggeschnippst und genüsslich gegessen. Schon am nächsten Tage fiel mir das Tier wieder ein  und dann Tag für Tag abermals. Und das ist bis Heute so geblieben. Und Fritten sind für mich nicht nur Fritten, sondern beinhalten möglicherweise auch Angriffe auf meine Weltordnung.

Eine Baumarktgeschichte

In der Outdoor-Gartenabteilung sprach ein älterer, wohl etwas desorientierter Kunde halb für sich und halb für mich.

Er wies auf eine unspezifische Werbetafel hin, nach der Rindenmulch gegen Unkraut nutzt. Er fand nun aber keinen konkreten Rindenmulch, der auf der Verpackung dieses Spezifikum aufweist. Ich habe ihm erläutert, dass das Mulchen grundsätzlich die Erde abdeckt und damit verhindert, dass irgendetwas keimt. Es ist ja eigentlich auch unvorstellbar und wohl auch unzulässig, dass Mulch mit Unkrautbekämpfungsmitteln aus dem Giftschrank aufgepimpt wird. Seine Erkenntnis war: „Das hilf mir ja alles nicht. Ich will Mulch, der Unkraut verhindert!“

Das ist mir mal wieder ein Beispiel dafür, wie richtige Informationen abwegige Assoziationen auslösen, die man auch vorbeugend nicht verhindern kann. Wo das Ende so einer Denkspirale ist, das weiß ich nicht. Es kann sein, dass das nur der Anfang des sich immer mehr verdichtenden Grumpy-old-man-Syndroms ist.