Unter Freunden …

Dat is dä Jünter …

Mein Freund O. (jetzt 8 Jahre alt) sitzt zwischen allen Stühlen. In seiner Lebenswelt ist er Mitglied beim 1.FC Köln. Seine Lebenswelt II ist dagegen ganz fest auf Borussia Mönchengladbach ausgerichtet und schmückt ihn ab und zu sogar mit Borussiadevotionalien.

Anlässlich des letzten Spiels beider Mannschaften gegeneinander hat sein Fanstatus bedenklich gewackelt: Er hat sich ein Unentschieden gewünscht. Er ist ein typischer Kandidat für ein Doppelleben. Fans kennen bekanntlich nur alles oder nichts. Ich fördere das friedfertige Doppelleben.

Infiniter Regress in der Fußballberichterstattung: 

„Ein herrlicher Treffer zählt nicht, weil die Fahne hoch geht.“

Die Fahne geht hoch, weil… aha!

Schwer für Leichtathleten

Die Sandgrube im Tokio bei der laufenden Weltmeisterschaft der Leichtathletik hat es für die Weit- und Dreispringerinnen in sich. Warum ist der Sand so furchtbar dreckig und wohl auch anhänglich? Wenn die Sportlerinnen und Sportler aus der Grube steigen, dann sehen sie jedenfalls aus wie die Sau. Man möchte ihnen raten, beim Sprung den Sandkontakt weitestmöglich so sehr zu meiden, dass der Trainer aus dem Publikum heraus rufen würde: „Mach dich bloß nicht dreckig!“ – Es wird immer an der falschen Stelle gespart.

Über die Bestimmung eines Siegers

Es wird öffentlich diskutiert, ob die Engländerinnen die Europameisterschaft im Fußball im Jahr 2025 gegen die Spanierinnen verdient gewonnen haben. 

Ich aber sage euch: Was verdient ist, bestimmt das Regelwerk. Wo kommen wir hin, wenn wir das Ergebnis herbei diskutieren?

Also: Die Spanierinnen haben besser gespielt, die Engländerinnen verdient gewonnen.

Das Wunder von Basel und ein taktisches Fakenarrativ

Das Fußballeuropameisterschaftsviertelfinale zwischen der französischen und den deutschen Frauen im Sommer 2025 wird mir als Wunder von Basel in Erinnerung bleiben nachdem ich im Alter von sieben Jahren das Wunder von Bern im Fernsehen verfolgen durfte und ebenso beeindruckt war.

Als Kathrin Hendrich in der 13. Minute im Verteidigungskampf einen gegnerischen Zopf instrumentalisierte, wurde es verhängnisvoll. Es hatte einen Platzverweis und einen Elfmeter für die Gegnerinnen zur Folge, der prompt zum Tor führt. Die Schiedsrichterin hatte es zunächst nicht gesehen. Der Video Assistant Referee (VAR) – ein Experte, der alle aufgezeichneten Daten in alle denkbaren Stückelungen ausbreiten und bewerten kann – hat dann aus dem Off die entscheidende Szene fachgerecht aufgearbeitet. Dem hat sich dann auch die Schiedsrichterin angeschlossen. Die Kommentatorin sagte dann auch, dass das Ziehen am Zopf wie ein tätlicher Angriff gewertet wird und unweigerlich zum Platzverweis führt.

Nach einer geschlafenen Nacht – lese ich, dass die DFB-Sportdirektorin Nia Künzer aus einem Gespräch mit der vom Feld verwiesenen Ballkünstlerin es besser weiß: Bei dem Versuch, einen standardmäßig engen körperlichen Kontakt zur Gegenspielerin aufzubauen, habe sich lediglich die Hand im Zopf verfangen. So gesehen wäre ja der Vorfall geradezu unabsichtlich und harmlos, wenn man ausschließt, dass der Zopf geradezu provokant angeboten wurde, um den Gegner zu schwächen.

Mir fallen schon lange im internationalen Fußball Frauen mir provozierend langen Haaren auf. Eine hatte unlängst sogar überdimensionierte Haarteile extra für ein Spiel eingebaut. Selbst der Fernsehzuschauer konnte weder Name noch Nummer aus dem Trikot lesen. Mein Insiderwissen erlaubt mir trotzdem sagen zu können, dass es die eigentlich von mir geschätzte Sveindís Jónsdóttir aus Island war. Ich habe ja schon als Kind gelernt, dass man Mädchen nicht an den Zöpfen ziehen darf. Im Leistungssport thematisiert sich so etwas ja nur, wenn jemand mit einem Zopf heimlich nebenher läuft und ihn zur Übergriffigkeit anbietet. Ich schlage also vor, dass im Fußball alle Frauen einheitliche Kurzhaarperücken tragen müssen, um fußballfremde Faktoren aus dem Spiel zu eliminieren.

Um es kurz zu machen: Mit ungeahnten Kräften hat sich die deutsche Mannschaft nach drei Stunden im Elfmeterschießen den Sieg erarbeitet. Das Spiel war an Leidenschaft und Dramatik nicht zu überbieten.

Tage danach hat der Fußballverband in seiner Zuständigkeit entschieden, dass die rote Karte für ein Spiel und nicht für zwei Spiele gilt. Es ist also offenbar ein bei aller Verwerflichkeit doch minderwertiges Zopfziehen gewesen. Man munkelt, die Stellungnahme des Deutschen Fußballverbandes habe zu diesem Ergebnis beigetragen und die Jury gnädig gestimmt. Ich bin gespannt, wann auch von deutscher Seite davon Abstand genommen wird, dass sich die Spielerin im Zopf verfangen hat. Ich rechne fest damit, dass das Verheddern im Zopf als Fakenarrativ entlarvt wird. Es wird aber wohl noch dauern, wie es bei allen weltbewegenden Ereignissen so ist.

Gleich ist übrigens das Endspiel der Europameisterschaft 2025: Spanien gegen England.

Zurechtgenähter Sieg

Das Skispringen ist ein Sport, bei dem Wetter, Kleidung und der Sportler selbst in einer extrem eigentümlichen Wechselwirkung entscheiden, wer siegt. Um vom Sport selbst nicht abzulenken, wurde die Kleidung irgendwann genormt und die Norm wird überwacht. Trotzdem gibt es unentdeckte Freiräume so einen Anzug schneller zu nähen, ohne dass die geprüften Kriterien zu Auffälligkeiten führen oder aber absichtlich übersehen werden. Jetzt gibt es aus einer Schneiderwerkstatt  des norwegischen Teams einen Film, der entsprechende Manipulationen  zeigt. Skandal!

Sehe ich recht, dass in diesen Tagen die Funktionäre der norwegischen Skispringer für die Russen in die Bresche springen, die in den meisten Sportarten ausgeschlossen sind, weil sie die unsportlichen Manipulationsmöglichkeiten ausgeschöpft hatten? – Gute Nacht!

Aus dem Gestöber 

Beim Skisport war es in dieser Saison wieder so, dass das typische Winterwetter mit ordentlich Schneegestöber nicht so gern gewollt war. Mit so einem Schnee kann der hochspezialisierte Schneesportler unverständlicherweise einfach nicht so viel anfangen.

Selbst die Reporterspeach litt heuer doch sehr: „Nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen dem Schnee …“ (Zitat) lagen Sieger und Follower doch weit auseinander. Selbst das gesprochene Wort vermittelt diesmal Hoffnung, um dann jedoch von Fall zu Fall total neben der Spur abzustürzen.

Tennis am Tisch

Tischtennis hat ja bereits den Abstandhalter von 274 cm (DIN EN 14468) automatisch eingebaut. Moderne Netze sind mittlerweile sogar als Virenfänger ausgerüstet. Tischtennis gilt bereits unter Kennern als Coronasport.

Wenn nun die Tischtennisverbände den Ligabetrieb einstellen würden, wäre das an Willkür ja gar nicht mehr zu überbieten. Dass die Topspinbewegung mit dem Ball zu viele Aerosole mitreißt, ist selbst alternativfaktisch nicht belegt.

Die kleine Ausgrenzung

Es ist ja gut und hilfreich, dass bei der Fernsehübertragung von Sportveranstaltungen die Namen der Sportler und andere wichtige Informationen eingeblendet werden.

Aber gerade deshalb hört das, was wir über Inklusion wissen, ganz eigenwillig und plötzlich auf.  Ein denkwürdiges Beispiel geben die Paralympics 2024  in Paris ab. In der französischen Sprache gibt es ja keine Umlaute. Bei internationalen Veranstaltung wäre schlimmstenfalls ein winzigkleines technisches Problem zu bewältigen, um alles richtig zu schreiben. Trotzdem heißt die Sportlerin Müller plötzlich in der Einblendung Muller und der deutschsprachige Berichterstatter muss den Fehler ausgleichen. Heute gewann ein türkischer Schwimmer namens Unlu eine Goldmedaille. Und der deutschsprachige Reporter sagte tatsächlich Unlu. Nun habe ich keinen türkischen Reporter gehört. Ich weiß aber aus sicherer Quelle, dass er Ünlü gesagt hätte. In kaum einer Sportveranstaltung geht es angeblich so sehr um jede Sportlerin selbst, wie im Parasport. Ist das ernst gemeint?

Das Problem ist wohl, dass so eine Sportberichterstattung gedankenlos konfektionierten wird. Das Gebot der Achtsamkeit fällt durch das Raster.  Wohl denen, die einen international konfektionierten Namen tragen – ohne irgendwelche Sonderzeichen. Respekt und Anerkennung bleiben aber ein wenig auf der Strecke.

Hobby Horsing 

Das moderne Hobby Horsing ist beeindruckend und albern. 

In seiner Albernheit schließt es an kurzzeitige Kinderspiele in begrenzten Lebensphasen an, die schließlich das kommerzielle Steckenpferd hervorgebracht haben und in den Kokosnussschalen der Ritter der Kokosnuss veredelt wurden. Beeindruckend ist seine Nähe zum Tier, ohne diesem weh zu tun und sind seine phantasievollen und lehrreichen Leibesübungen, die das Wiehern nicht ausschließen.

Ich befürchte nur, dass das unsägliche Reglement allen Pferdesports (sic!) nun auch noch Kinder und Erwachsene zugrunde richtet. 

Abgebildet ist mein Steckenelch (ein altes Geschenk) und mein selbstgefertigtes Hufsimulationsequipment nach Monty Pyton. Man braucht allein dafür schon  bei gleichzeitigem Einsatz mindestens zwei Personen. Es ist absolut tourniertauglich, wenn auch nicht zugelassen.

Merke: Wer ein Steckenpferd hat, ist gegen Hobby Horsing gewappnet und holt das Beste aus der deutschen Sprache hervor.

Nachtrag:
Die Tagesschau berichtet am 14. 9. 2024
„Der Trend kommt angeblich aus Finnland und wird auch in Deutschland beliebter: Hobby Horsing. In Frankfurt finden an diesem Wochenende die Deutschen Meisterschaften statt. Die Gewinner:innen werden in drei Kategorien ermittelt: Zeitspringen, Stilspringen und Dressur. Echte Pferde bleiben im Stall, stattdessen „reiten“ die Teilnehmenden auf Steckenpferden.“