Brüderlein trink

Kürzlich waren wir zu viert im Liedberger Landgasthof zum Essen, Trinken und zum gepflegten Gespräch. Ich habe Malzbier getrunken, was ich immer sehr gern mag, auch wenn ich noch fahren muss. Nach dem ersten Fläschchen habe ich dann noch ein zweites bestellt, um mich bei der Gelegenheit dem freundlichen Personal gegenüber als Malzbiersommelier vorzustellen und dann Folgendes vorzutragen: Das Malzbier der ortsansässigen Brauerei  Bolten schmeckt um Länger intensiv malziger als die  leicht bräunliche und wässerige Lösung der Marke Kandi. Da war das Personal mit mir sogar einer Meinung. Da stellt sich die Frage, warum ich – was das Malzbier betrifft – kein erstklassiges Produkt bekomme, obwohl ich es erwarten können müsste. Ich habe da nicht so sehr weitergefragt, weil der Malztrunk an diesem Abend eine Nebensache bleiben sollte.

Ich weiß aber, dass gastronomische Betriebe seit alters Verträge mit Brauereien aushandeln müssen, bei denen es nicht selten um die Existenz des Gastronomen geht. Oft ist die Brauerei auch der Eigentümer des Lokals und kann weitgehend sogar diktieren, in welchem Spielraum etwas verdient werden darf. Aber auch sonst geht es in den Verträgen um Preise, Kredite, Mindestmengen, ein vollständiges Getränkesortiment, Teile der Inneneinrichtung und unverzichtbare Werbemittel wie Gläser und Sonnenschirme und die Erlaubnis, vielleicht noch Getränke anzubieten, die mit den Brauereiprodukten konkurrieren.

Und so muss ich dann das oberflächliche und schlechte Malzbier aus dem Bitburgerkonzern trinken, weil es mit der ortsansässige Brauerei aus Gründen keinen Vertrag gibt.

Mir war es trotzdem ein gemütlicher Abend.

Ganz nebenbei: Der Bitburgerkonzern ist mir letztens schon einmal unangenehm aufgefallen: In einem Getränkemarkt gab es einmal ein vorzügliches Eifeler Landbier der eher kleinen Gemündener Brauerei. Plötzlich stand an gleicher Stelle ein Produkt der Bitburger Brauerei, ein Eifelbräu Helles Landbier. Die Aufmachung war zum verwechseln ähnlich, die Farben des Etiketts und die Schrift  waren nicht zu unterscheiden, zumal man beide Produkte nicht einmal nebeneinander sehen konnte. Bitburger stand auch nur ganz klein auf den Etikett. Und wie es der Teufel will, musste auch ich erst schmecken, dass ich das falsche Bier nach Hause getragen hatte. Es schmeckte deutlich weniger gut als das, was es nun nicht mehr gab. Die Frage nach dem einen Bier wurde im Getränkemarkt stets mit einem Hinweis auf das andere Bier beantwortet.

Ich vermute auch dort einen sehr überwältigenden Machtzirkel, der den Getränkehändlern zu schaffen macht: Wenn sie auf ein gehandeltes Premiumprodukt wie Bitburger nicht ganz verzichten können, müssen sie auch dort die ganze Produktpalette bieten und gegebenenfalls auch auf bestimmte Konkurrenzprodukte verzichten.

Es kann sein, dass wir Bitburger gut finden, weil besseres Bier nicht mehr gehandelt wird. Unser Geschmacksvermögen wäre dann überflüssig und würde unweigerlich das Handtuch werfen.

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