Israeli und Palästinenser

Israeli und Palästinenser haben sehr viel miteinander zutun:

Sie teilen nicht nur in kultureller Nähe eine Vorliebe für Falafel und viele andere Speisen und Getränke. Sie teilen auch das Land. Sie teilen sogar ihre Geschichte seit Sem, einem Sohn des Urvaters Noah, wie die jüdischen, islamischen und auch christlichen verbindlichen Texte es darstellen. Wenn man so will, sind Juden und Moslems also allesamt Semiten. Insofern wäre der immer wieder aggressiv polarisierend diskutierte Antisemitismus als ein Angriff auf Israeli wie auch auf Palästinenser zu verstehen.
Der Staat Israel ist aus einer langen Sehnsucht der Juden nach ihrem eigenen Land auf historischem Boden entstanden, dann aber schließlich aus der Not anlässlich des Holocaust in Deutschland auch eingerichtet worden. Die ursprünglich entspannte Situation zwischen den Völkern in Palästina zum Beginn des 20. Jahrhunderts findet man auch heute noch in vielen nachbarschaftlichen Begegnungen. In Jugendbegegnungen und Kulturprojekten wachsen Freundschaften.
Die Situation hat sich trotzdem zugespitzt in einem Kampf um Ressourcen. Der verfasste jüdische Staat Israel hatte dabei die wirksamen Mittel, das Leben der Juden im eigenen Staat mit Ressourcen auszustatten und zu etablieren. Die soziale Lage war schließlich der Anlass, mit Widerstand für die Rechte und den Wohlstand der Palästinenser zu sorgen. Erfolgreich war dieser Widerstand eigentlich trotz aller Radikalisierungen nie. Die Strategie Israels war es immer, mit unmittelbarer Vergeltung das an sich doch sehr kleine Staatsgebiet zu sichern und in gewaltreduzierten Zeiten und Gebieten die Infrastruktur so herzurichten, dass eine autonome Entwicklung eines palästinensischen Gemeinwesens nicht möglich war. Wenn also – um es an einem Beispiel deutlich zu manchen – ein Palästinenser Gemüse für den europäischen Markt anbaut, braucht lediglich sein Weg zum Flughafen aus vermeintlich übergeordneten Interessen blockiert werden, damit er nach sehr hohen Investitionen kurzfristig in der Insolvenz endet.
Die israelische Politik hat auf internationalen Druck Zugeständnisse in der Autonomie gemacht, aber stets die Infrastruktur so kontrolliert, dass sich autarke palästinensischen Gemeinwesen nicht entwickeln konnten. Irgendwann wurde dann die militärisch-politische Palästinenservertretung Fatah nach einer Wendung zur Friedfertigkeit zum akzeptablen Gesprächspartner, dies aber freilich nicht unter Aufgabe der israelischen Militärdoktrin und der wirtschaftlichen Infrastrukturkontrolle. Hamas füllte das Vakuum und setzte den grundlegenden Widerstand der Fatah fort, während sich die politische Spitze der Fatah irgendwie mehr oder weniger wohlständig etablierte, ohne allerdings die Mehrzahl der Palästinenser auf diesem Weg mitzunehmen. Das Konkurrenzverhältnis von Fatah und Hamas entwickelte sich immer extremer. Es verbirgt sich allerdings häufig hinter einer gemeinsamen Feindschaft gegenüber Israel, die mittlerweile als kleinster Nenner aller Moslems der Region gilt. Die Konkurrenz ist so extrem, dass sich die Parteien sogar die für Palästinenser reservierten Autonomiegebiete teilen. Auf diese Weise wurde Hamas zur herrschenden Kraft im Gazastreifen, einem sehr kleinen und völlig überbevölkerten Landstrich. Eine Gemeinsamkeit der beiden Bewegungen zur Ausgestaltung Palästinas zum Staat findet trotz vieler Versuch bisher nicht statt. Im Gazastreifen geht es nicht demokratisch zu, weil eine Vielfalt politischer Meinungen und Parteien bisher nicht entwickelt ist und sich wohl auch nicht entwickeln kann, wenn Hamas die Szene militärisch beherrscht und das militärische Handeln zudem allein schon räumlich unmittelbar mit dem Leben der Menschen verbunden ist.
In der zugespitzten aktuellen Situation erfährt Israel deutlich, dass die Doktrin der durchgreifenden Kampfhandelns bei Angriffen die Verhältnisse nicht zum Besseren wendet. Hamas kann nach alledem auch nicht überrascht sein, dass Israel mit aller Kraft zurückschlägt. Hamas erzwingt die Toleranz und Zustimmung der Bevölkerung, die einfach nur den menschenwürdigen Frieden haben will, aber ausweglos gebunden und ausgeliefert ist. Hamas sollte sich allererst für ein vielfältiges Gemeinwesen mit politischer Willensbildung stark machen und damit eine Selbstbestimmung der Palästinenser auf den Weg geben. Angesichts des beidseitig zu verantwortenden Massensterbens bleibt es allerdings fragwürdig, ob sich die Hamas – vielleicht nach dem Vorbild der Fatah – wandeln kann und will, zumal sie hauptsächlich ideologisch und materiell durch die Moslembrüder aus Ägypten und die Herrscher Katars belebt wird und ihre Existenz bereits durch Friedfertigkeitsversuche aufs Spiel setzen würde.
im Gegensatz zum Gazastreifen verfügt Israel über eine demokratische Willensbildung, die allerdings in ständiger Angst und mit einer bestimmten Geschichte auch nicht so einfach mit friedfertigeren Impulsen fortgeschrieben werden kann. Jeder Israeli kennt persönlich Menschen, die zu Opfern von Attentaten wurden. Angesichts eines nicht endenden Raketenbeschusses und wildester Tunnelgraberei unter der Grenze neigt auch der wohlwollende Israeli dazu, damit mit allen Mitteln ein für alle mal Schluss machen zu wollen. Weil die Hamas unendlich nachgerüstet wird, ist so ein Erfolg aber wohl unrealistisch.

Aktuelle Proteste in anderen Ländern weisen zurecht darf hin, dass es so nicht weitergehen kann. Einseitige Stellungnahmen, die offenbar überwiegen, die also einen der Kontrahenten verurteilen und den andern loben, sprechen eigentlich für die Gewalt, die zum Problem geworden ist. Das Szenario wirkt in diesen Tagen insgesamt wie eine fast weltumspannende Kampagne gegen „die Juden“. Der Einsatz von Kindern bei diesen Protesten zeigt, dass für eine weltweite Stimmungsmache jedes Mittel Recht ist. Die Kinder werden instrumentalisiert, wie offenbar auch mit mehr oder weniger Druck zahlreiche Exilpalästinenser und Moslems unterschiedlicher Herkunft. Mit dieser Art des Protestes werden die Bürgerrechte extensiv ausgenutzt. Es wird nicht nur dazu aufgerufen, im Namen der Menschenrechte die Menschenrechte des eingerichteten Feindes zu unterbinden, es werden eben auch die Rechte der eigenen Kinder derart unterlaufen, dass es an einen Missbrauch des Sorgerechts grenzt, wenn Eltern ihre Kinder für so einen Protest auflaufen lassen.

Der Protest meiner Wahl wäre die öffentlich exponierte Präsentation einer Nähe zwischen Juden und Palästinensern als Semiten, wie ich sie selbst aus Israel und Palästina kenne und wie es sie vielerorts auf der Welt gibt.

Macht das doch einfach mal!

Türe zu!

Es gibt Substantive, die man dudengerecht mit oder ohne ein „e“ enden lassen kann. Ein Beispiel ist die „Tür“ die in so weit beanstandungslos auch als „Türe“ bezeichnet werden kann. Ein anderes Beispiel ist das „Maß“, das auch als „Maße“ genutzt werden kann.
Ich bin aber fest der Ansicht, dass man auf die „Türe“ in großem „Maße“ verzichten muss, wenn sie nicht ausnahmsweise einen Reim sicherstellt.
Es ist beim Sprechen – auch in schriftlicher Form – wie beim Autofahren: Es ist nicht erlaubt, einfach so um den Block zu fahren, wenn man damit also keinen Zweck verfolgt, für den so ein Auto da ist.
Die Sparsamkeit bei den Buchstaben hat nur Vorteile! Wer gibt uns die Zeit zurück, die wir lebenslang mit überflüssigen „e“s verschwenden?
Über die „zue Türe“ wollen wir erst gar nicht reden.

Jeden Dienstag Möpe

Hier weist der Facility-Manager die Cleaner darauf hin, wann der eine und der andere Mopp gegen einen hygienisch unbelasteten Mopp ausgetauscht werden kann.

Möpe

Wikipedia: Ein Mopp (Plural Mopps, Verbform moppen oder aufmoppen; in der Schweiz Flaumer) ist ein Gerät zur trockenen Reinigung glatter Fußböden, insbesondere zur Aufnahme von losem  (Plural Mopps, Verbform moppen oder aufmoppen; in der Schweiz Flaumer) ist ein Gerät zur trockenen Reinigung glatter Fußböden, insbesondere zur Aufnahme von losem Staub und Fusseln.

Mit der Erfindung des Fußbodens war kausal die Erfindung des Mops in Auftrag gegeben. Zunächst wurden Vertreter einer geeigneten Hunderasse namens Mops, gutmütig, aufnahmefähig und anpassungsbereit, an den Beinen zur Reinigung über den Boden gezogen. Seit dieser Zeit überdauert der Name Mops. Zunehmende Ausfallzeiten der Möpse durch Krankheiten und Urlaubsansprüche machten die Tiere nach und nach unwirtschaftlich. Der heutige Mop ist eine technische, auf die Funktion ausgerichtete Nachbildung, die den Namen beibehalten hat. In der Hochsprache ging mit der Zeit das „s“ verloren und das „p“ wurde akzentuiert und deshalbverdoppelt, in versteckten Sprachräumen hat es aber bis heute überdauert: „Mopse ma em die Bude durch!“

 

Über die freie Meinungsäußerung

Die freie Meinungsäußerung kommt gerade in den sozialen Medien ins Gerede, weil die einen den schwerverletzten Promi Michael Schumacher mit einem routinierten „RIP“ zum Toten stilisieren und weil die anderen einfordern, man möge doch durch eine Verfügung der Obrigkeit die unzähligen RIPs aus dem gesammelten sozialen Wissen auslöschen.
Die einen haben bisher offenbar versäumt, RIP bei Wikipedia nachzuschlagen. Die anderen spielen sich in besserwisserischer Manier nur auf, die Ethik des nahen Todes mit internationalisierten Gefühlsstandards auszustatten. Beiden gemeinsam ist, dass sie einen Hype am ungeeigneten Objekt aufziehen. Denn eigentlich gibt es nichts zusagen. Das sagen dann auch immer alle, die fortwährend in sämtlichen Medien berichten.
Die Meinungsfreiheit geht übrigens kommunikative Wege und sperrt sich grundsätzlich der Verdinglichung:
„Ich bin nicht deiner Meinung, aber ich werde mich jederzeit dafür einsetzen, dass du sie sagen darfst.“ Dieses Zitat wird in unterschiedlicher Ausformulierung sowohl Voltaire als auch Rosa Luxemburg zugeschrieben. Es steht für eine unbedingte Meinungs- und Pressefreiheit. Unbedingt sind dabei auch schlechte Texte und falsche Aussagen schützenswert. Das Mittel der Auseinandersetzung ist nämlich der Widerspruch und nicht der obrigkeitliche Eingriff. Die Bildung einer gut vertretbaren Meinung setzt geradezu eine unzensierte Vielfalt von Qualitäten und Inhalten voraus.

Nachdenkung über den Vergleich

Das kann man doch nicht vergleichen!
Es wird immer beliebter, in einer Auseinandersetzung zu behaupten, man könne das doch gar nicht vergleichen. Eigentlich wird damit immer nur eine von mehreren strittigen Positionen auf die Schiene des Siegers gehoben, ohne wirklich zu argumentieren. Die Redewendung entspricht der gewinntakischen Bedeutung der anderen Redewendung, dieses oder jenes wäre alternativlos. Man wird jeweils aufgefordert, die stets verfügbaren anderen Lösungen erst gar nicht zu prüfen. Die auch von der deutschen Bundeskanzlerin Merkel lange Zeit favorisierte Alternativlosigkeit wurde deshalb zum Unwort des Jahres 2010. Die Redewendung von der Unvergleichbarkeit beinhaltet aber noch etwas besonderes: Sie ist – unausgesprochen, wie grotesk – stets das Ergebnis eines Vergleiches. Man tut es also und behauptet gleichzeitig, dass es nicht ginge. Vergleichen kann man doch alles, wenn man denn ein Vergleichskriterium bestimmt. Sind Äpfel oder Birnen beliebter? Darauf gibt es eine Antwort. Manchmal hat man den Eindruck, dass das Reden von der Unvergleichbarkeit fälschlicherweise bedeuten könnte, dass bestimmte Dinge oder Sachverhalte nicht gleich sind. Aber das ist ja, wenn man genau misst, immer so. Es ist also nicht wert, hervorgehoben zu werden. Selbst der Klon kann den Platz nicht besetzen, den sein Ebenbild einnimmt.

Inklusion

Mein liebes Stiefmütterchen!

Da hat uns die Behindertenrechtskonvention der UNO unverhofft die Inklusion in den Diskurs gespült, weil sie geltendes Recht ist. Insbesondere Freunde und Feinde von Minderheiten sehen sich nun veranlasst, von der Integration vergangener Zeiten Abschied zu nehmen. Sie reden nun alle von der Inklusion. Sie erwischen sich aber sehr schnell dabei – nicht selbst, sondern gegenseitig – die ganze Sache so umzudeuten, dass alles beim Alten bleibt: Ihnen erscheint dann die Inklusion als das, was ihnen die Integration immer sein sollte. Dabei beinhalten die Inklusion, ganz anders als die Integration, eine Denkbewegung und keine Beschreibung von Vorgängen, um einen Endzustand zu erreichen. Es geht in der Inklusion auch nicht allein um Behinderte, sondern um das Verhältnis von Durchschnittsbürger und Außenseiter.

Ich will das einmal an deinem Beispiel deutlich machen.

Stiefmütterchen
Stiefmütterchen

Auf diesem Bild – aufgenommen am Rathaus Oberhausen-Osterfeld – siehst du eine Gesamtheit von Lebewesen. Sie erscheinen zunächst ziemlich gleich. In Wirklichkeit sind aber alle ganz unterschiedlich. Das ist auf den ersten Blick nur selten zu sehen. Augenscheinlich ist, dass ein Lebewesen doch deutlich farbloser ist, als die anderen. Es ist eher randständig. Zur Integration ist es aufgefordert, etwas mehr Farbe anzunehmen. Wohlwollend wäre es, aber auch integrierend, würden alle Anderen ein bisschen vornehme Blässe aufnehmen. Irgendwann trifft man sich dann – so oder so – in einer gemeinsamen Farbe und die Integration ist erfolgreich abgeschlossen.

Bei der Inklusion ist es ganz anders: Alle entdecken neugierig eine Vielfalt und erleben sie als Bereicherung. Die blasse Farbe des einen trifft auf die Sprachlosigkeit des andern, die Musikalität eines noch anderen auf unzählig vielfältige Talente und Begrenzungen aller anderen, die man möglicherweise gar nicht sieht. Man hilft sich gegenseitig, lernt voneinander und geht ständig neue interessante Verbindungen ein. Alle profitieren von der Vielfalt und alles blüht. Ach ja: Sie sind mitten in der Inklusion angekommen und deren Ende ist nicht abzusehen. —

Mach´s gut!