Das Auto ist sauber!

Wenn ich mein Auto wasche, dann orientiere ich mich am Verschmutzungsgrad des Autos, der kurzfristig zu erwartenden Wetterlage und an einem Zeitpunkt, an dem andere Autowaschende mutmaßlich eher selten eine Waschanlage aufsuchen.

Ist dort das Andrang zu groß, dann muss man warten, es sinkt die Waschleistung und es gibt Engpässe bei den Staubsaugern, die nach der eigentlichen Wäsche zum Einsatz kommen.

Der Vormittag am letzten Donnerstag erschien mir nach aller Erfahrung ideal. Die Freitage und Samstage scheiden für mich per se aus. 

Ich war total erstaunt, als am ausgewählten Donnerstagmorgen eine zweispurige Autoschlange bis zur Straße reichte und sämtliche Saugplätze belegt waren. Mit erheblicher Zeitverzögerung war dann mein Auto mit Handarbeit doch ziemlich sauber und die Schlange der Wartenden verstopfte mittlerweile die Straße. Ich war verwirrt! –

Erst in den Abendnachrichten gab es ein Interview mit einem Autowaschexperten, der begründete, weshalb der Saharastaub der letzten Tage hobbymäßig nicht zu bewältigen ist und nur den geliebten Lack verkratzt.

Jetzt interessiert mich an Wetterberichten fast nur noch der Saharastaub. Die Welt wächst zusammen und die verdreckten Autos nehmen zu. Wenn nicht tagtäglich Saharastaub dem Individualverkehr zu schaffen macht, sind es – beispielsweise in Deutschland – oft hohe zweistellige Zahlen an abgefrühstückten Pizzaschachteln. Mein Freund J. aus Studententagen fuhr damals in seinem R4 sogar eine dreistellige Zahl Pizzaschachteln nutzlos durch die Gegend. Kein Staubsauger der Welt käme damit zurecht. Einen Pizzaschachtelpfandautomaten an Waschstraßen vermisse ich schon lange.

Das aus dem Fenster lehnen

Ich habe in den 50er und 60er Jahren an ziemlich einsamer Stelle in der Großstadt gewohnt, eingerahmt von drei Bahndämmen mit vielen Gleisen und diversen Abwasserbächen. Die D-Zugstrecke führte nahe am Haus über eine Stahlbrücke, deren donnerndes Geräusch für mich zum täglichen und nächtlichen Alltag gehörte. Mit dem Fahrplan in der Hand konnte man mit etwas interpolierendem Geschick danach sogar die Uhr stellen. Wir spielten an den Dämmen und in einem Waldstück, das nur über die Gleise zu erreichen war. Zu der Zeit war es noch häufig, dass man mit dem Zug fuhr. Mit 11 oder 12 Jahren bin ich in den Sommerferien ganz allein mit dem großen Koffer zu Freunden nach Frankreich gefahren und am Anfang oder Ende jeder Fahrt kam ich an unserem Haus vorbei.

Auf all meinen Zugfahrten hatte ich nie ein Buch dabei. Vielmehr war das Abteilfenster mein bunter Fernseher in die Welt. Ich habe ohne Langeweile geguckt und geguckt, niveauvoll und ohne Sinn für Medienkritik. An jedem Fenster stand so eine international aufgebrezelte Bedienungsanweisung.

Ich konnte den Textauszug, den nur eine professionelle Übersetzungsapp geliefert haben konnte, schnell auswendig. Das ganze war mir vertrauenswürdig. Es kam ja von der Deutschen Bundesbahn. Mit der Zeit wurde das Zugfahren durch das Trampen und danach durch das Autofahren ersetzt. Ich bin allein und mit anderen sicherlich zigtausend Kilometer durch ganz Europa getrampt, voller Abenteuer und Erlebnissen. In Norwegen wurde sogar mal unser Fahrer auf freier Strecke verhaftet und in Schweden hielt ein Fahrer ständig eine Dose Bier zwischen den Beinen standfest bereit und verbrauchte davon ca. 2 Dosen für 100 Kilometer – und die Strecke war lang. Das mit den treuen Auto wurde und wird zunehmend uninteressanter. Mit dem obligatorischen Käfer der 80er Jahre musste man bei feuchten Wetter noch mit dem Heck zur Mauer parken, damit der Verteiler nicht nass wurde und man musste an heißen Sommertagen zur Kühlung des Motors die Heizung an machen und im Winter dann die Heizung abdrehen – mit einer Schraube im Fußraum – damit der Motor Betriebstemperatur aufbauen konnte.

Bei allen Mobilitätseskapaden war die Zeit mit der Bahn nicht unübel. Ich habe dort mein reisetaugliches Fernsehen erfunden. Ab und zu kommt mir noch das Schild an den Zugfenstern in den Sinn. Ich kann es noch auswendig vortragen: Nicht hinauslehnen usw.

Die lustige Presse

Als am 26. Juni 2023 der Frachter mit dem Namen Fremantle Highway, vollgeladen mit fabrikfrischen Autos, auf der Nordsee gebrannt hat und samt Ladung vermutlich zum Totalschaden verschmort ist, fiel mir ein, dass früher die Schiffe meistens den Namen von Schwiegermüttern hatten. Damals hätte in der Zeitung etwas von der heißen Erika oder dem flammenden Käthchen gestanden. Jetzt lese ich nur: Auf dem Fremantle Highway ist die Hölle los.