Die Arbeit des losen Bischofs

Es ist gut, dass der ehemalige Bischof von Limburg jetzt eine neue Arbeit gefunden hat.

Es wird auch in zahllosen Presseberichten gesagt, welche Bezeichnung die neue Arbeit im Vatikan hat. Was er dort nun aber tatsächlich macht, darüber weiß offenbar niemand Bescheid.

Das regt die Phantasie an. Es führt aber auch zu ganz fiesen Träumen und Mutmaßungen.

Das beste wäre noch, er machte gar nichts – vielleicht auch als Heimarbeit.

Die blöden Sportreporter

Was gehört eigentlich so zum Aufgabenspektrum der Sportreporter? Sie stellen immer so viele unbedeutende und oft auch unbeantwortbare Fragen.

Ich stelle mir vor, dass ich ein Skispringer bin und dass mich einer dieser Sportreporter fragt: „Wie gehen sie mit dem Wind um?“ – Was sollte ich denn da sagen?

Abgehende Winde sind mir immer noch am liebsten und ich tue so, als ob sie mir gleichgültig sind.
„Es ist schon so:  Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht.
Denk an die Frage deines Kindes: „Was tut der Wind, wenn er nicht weht?“
Erich Kästner

Meine Verständnis von die Sprache

Die Front National ist eine französische Partei. Die deutsche Presse hat dafür aber den männlichen Artikel durchgeboxt und schreibt beharrlich, was niemand sprechen mag: Der Front National.
Der Duden erklärt notgedrungen und gegen besseres Wissen beide Versionen für richtig.
Die Presse hat die plötzlich erhöhte Aufmerksamkeit auf ihrer Seite, die ein Fehler ja immer ausstrahlt und verbreitet den Geruch von Sachverstand in der französischen Sprache.

In der deutschen Sprache gelten aber trotzdem die deutschen Artikel!

Jetzt wollen sie ja auch wieder verstärkt über den Tour de France berichten. Meine Baguette für den Frühstück spart aber bitte aus!
Kleiner karierter Nachtrag am 2. Juli 2017:
Es ist ja immer wieder schön, wenn die Berichterstattung über die Tour de France auch in anderen Ländern mit Informationen aufgepimt wird, die in frankophiler Ausprägung über Lokalitäten und Landschaften Auskunft geben. In Düsseldorf sah man beispielsweise „le pont Knie“. Weil diese Brücke nicht etwa von dem Schweizer Zirkus Knie gespendet wurde und nur symbolhaft eine Rheinbiegung als Knie ins Spiel bringt, wäre die Bezeichnung „le pont du genou“ richtiger und zu bevorzugen. Ich bin aber schon froh, dass sich bisher niemand traut „der Tour de France“ zu sagen. Dass in solchen Fällen im Rahmen deutscher Sprache der deutsche Artikel gilt, wird oft vergessen. Es heißt also nicht „der Front National“.

Womit ist der Papst geschlagen?

Der Papst sagte vor wenigen Tagen in einer Audienz im Vatikan, man dürfe Kinder schlagen, wenn man es würdevoll tut.

So etwas sagt man gern einmal, wenn man sich nicht auf der Höhe der Zeit auseinandersetzen muss: Der Papst redet einfach von oben herab und fast jedesmal ist ein Mikrofon dabei, das seine Worte für die ganze Welt multipliziert. Nun ist es ja – auch nach katholischen Glaubensverständnis – so, dass der Papst mit solchen Aussagen nicht unbedingt Recht haben muss. Zu seiner Rettung wird ihm hoffentlich die Erkenntnis kommen, dass die Würde des Menschen ganz allgemein keine Gewalt verträgt. Dann ist es ja auch klar, dass es für die päpstliche Behauptung, selbst wenn sie richtig ist, gar keinen Anwendungsfall gibt. Wie dem auch sei: Wenn es nicht der Papst gesagt hätte, dann hätte niemand hingehört oder darüber berichtet.

Betrachten wir normale Kinder mit normalen Eltern, dann ist es so, dass es keinen Anspruch auf optimale Eltern gibt, sondern nur auf solche, die irgendwie fehlerhaft sind, so wie wir alle. Durch die Jahrhunderte zeigt sich, dass mit einer gesellschaftlichen Entwicklung auch eine Entwicklung der Erziehungsfähigkeit verbunden war. Für die Kinder haben sich die geltenden Normen verbessert. Die heute in der UN-Kinderechtskonvention festgeschriebenen Maßstäbe dienen heute als eine gute Orientierung und Aufforderung für einen vor allem gewaltfreien Umgang mit Kindern. Dort, wo solche Rechte zum allgemein gültigen Maßstab geworden sind, wird die Gewalt gegen Kinder geächtet und nimmt die Gewalt gegen Kinder ab. Das heißt aber auch, dass die Gewalt trotzdem und ziemlich unkontrolliert im Verborgenen stattfinden kann. In hoch entwickelten Gesellschaften hat es sich etabliert, dass strukturelle Gewalt die ehemals körperliche ersetzt und sich oft den Anschein einer fürsorglichen Behütung gibt. In solchen Fällen wird der vermeintliche Anlass für Schläge, also ein abweichendes Verhalten, erst gar nicht zugelassen. Das Beispiel dafür sind die weichen, warmen Mütter in ihren vorgeheizter Großlimousinen, die den Schulweg und damit alle Erlebnisse mit dem Wetter, den Gleichaltrigen und neuen Lebensereignissen wegorganisieren. In solchen Ereignissen relativiert sich die Bedeutung der Schläge oft erheblich.
In Ländern ohne eine Tradition der Kinderrechte sind dagegen sämtliche Formen der Gewalt, Ausbeutung und Überforderung eher an der Tagesordnung.
Wenn nun die Eltern ihre Kinder schlagen, Ihnen Angst machen, sie hungern und frieren lassen oder für ihre Zwecke instrumentalisieren und weiß Gott was noch alles, dann sind die Kinder gleichermaßen hilfebedürftig wie ihre Eltern. Auch in stark belasteten Situationen ist es sehr selten, dass Kinder dann doch lieber ihre entwicklungsbegleitende Bindung an die Eltern aufkündigen.
Die „Schläge“ der Eltern gegen die Kinder sind also nicht gottgewollt und auch nicht gottgeduldet. Sie sind ein Zeichen für ein belastetes und irgendwie ungerechtes Leben. Es bleibt eine Aufgabe der Eltern, aus Erfahrungen zu lernen und dabei auch Hilfen zu nutzen.
Ihnen ist zu raten, auf alle Fälle nicht auf den Papst zu hören.

Ganz schön geheim …

Weil Geheimdienste eben im Geheimen arbeiten, beugen sie sich nicht dem demokratischen verfügten Willen. Kontrollversuche durch Parlamente können die Öffentlichkeit als Ort der Intervention und Korrektur nicht ersetzen. Damit ist der Kriminalität in Geheimdiensten Tür und Tor geöffnet.

Der selbstgefällige Umgang der Geheimdienste mit unseren Daten zeigt allein schon, dass im Selbstverständnis der Geheimdienste die Idee der Allmacht gut verankert ist. Vielfalt und Extravaganz ist jeden Geheimdienst ein Gräuel. Deshalb stehen auch immer die Menschen, die einfach nur ihre Daten für sich selbst beanspruchen ganz vorn auf der Liste der mutmaßlich gefährlichen Störenfriede. Nur im farblosen Mainstream gefällt man den Geheimdiensten, während vom aktiven Bürger abweichendes Verhalten zu erwarten wäre, um dem Entwicklungserfordernis von Mensch und Gesellschaft gerecht zu werden.

Facebook auf Datentour

Facebook hat ja eine hervorragende Stellung unter den sozialen Medien. Das ist vor allem der überwältigend großen Zahl von Nutzern zu verdanken. Facebook ist und bleibt ein Instrument des Kapitalmaximierung und nicht der gleichberechtigten Verständigung, auch wenn die Nutzer immer noch nicht die Idee von der Gleichberechtigung im Netz aufgegeben haben. Facebook zeigt nur ab und zu einmal seine schäbige Seite. Man will ja die Nutzer nicht verschrecken. Jetzt hat man gerade die AGBs, also das Kleingedruckte selbstgefällig geändert. Der Nutzer braucht nur stillhalten und schon verschwinden seine Daten in Kanälen in denen sie Gewinn versprechen.

Nun sagt der Bürger schon seit Jahren, dass er eine ehrliche Haut ist und nichts zu verbergen hat. Diese Grundeinstellung kommt Facebook gelegen. Der Bürger erlebt es also eher als Entlastung, wenn die Algorithmen ihm den Weg weisen und dafür nach und nach seine Autonomie einkassieren und ihm vorgaukeln, dass seine Autonomie über die freie Wahl zwischen zahlreichen Mitteln gegen Prostataleiden gewährleistet sei.

Wenn ich also sage: „Ich erwarte von Facebook Respekt vor meinem geltenden Recht auf einen selbstbestimmten Umgang mit meinen Daten!“ dann stößt das häufig auf Unverständnis …

Ich rufe dem Tsunami entgegen: „Aber ich bin doch Nichtschwimmer!!!“

Lustig ist es aber nicht, wenn Facebook die Welle macht, um meine Daten in ihr Heiligstes zu spülen. Gemachte Wellen sind keine Naturgewalten und weder zwangsläufig noch unbeeinflussbar.
Wenn sich nun aber der Facebooknutzer lediglich in seiner vermeintlichen Bedeutungslosigkeit wegdrückt und auf Gegenrede und auf
verzichtet, dann bestätigt er, was Facebook schon lange weiß: Mit denen kann man es ja machen!
Der gefühlte Mehrwert von vielfach geteilten Posts – die ja eigentlich gar keinen Mehrwert bringen – wird schließlich höher bewertet als die fremdbestimmte Planung unserer Interessen nach einem fremden Algorithmus.
Meine geschätzten Freunde diskutieren die aktuelle Übergriffigkeit Facebooks kaum. Einer zieht sich zurück ohne zu löschen, alle anderen spielen weiter.
Ich  –––  spiele mein öffentliches Dreifachleben weiter und warte nun gespannt darauf, ob und wie das angekündigte Bußgeldverfahren gegen Facebook wirkt …
Auf dem Dachboden haben wir bereits die Schlinge installiert, und unsere Finger schweben unaufhörlich über dem Delete-Button …
Ach, los – sprechen wir doch lieber … [eye roll button] •KLIKK•

lustige Beleidigung

„Beleidigen und beleidigt sein“
sind einem Psychodrom längst vergangener Zeiten zuzuordnen, als man sich einen Gegner aufbaute, indem man aus heiterem Himmel behauptete: „Der hat mich beleidigt!“.

Ich verstehe immer noch nicht, warum immer noch in diesem Muster argumentiert wird.

Jetzt soll doch tatsächlich, so die Süddeutsche Zeitung – die Verlobte eines bekannten Tennisspielers den Gegner beleidigt haben. Ohhhhh Gott!

Weil es so schön ist, hier das Zitat:
„Kim Sears, Verlobte von Andy Murray, hat dessen Gegenspieler Tomas Berdych während des Halbfinales der Australian Open  heftig beleidigt. Die in der Box sitzende 27-Jährige hatte während des Halbfinal-Sieges von Murray (6:7, 6:0, 6:3, 7:5) mehrmals das „F-Wort“ im Zusammenhang mit dem Tschechen benutzt. „F***** have it, you Czech flash f***“, sagte Sears. TV-Kameras fingen den Vorfall ein, das Video kursiert nun im Internet.“
„Beleidigungen“ sind einfach nur lustig! – wie damals als mich die Jungs von Monty Python beleidigt haben …

Überblick

Die Welt ist zu komplex, um immer und in jeder Situation wirklich verstanden zu werden. Deshalb neigen wir dazu, Hilfsmittel zu erarbeiten und zu nutzen, die die unendliche Vielfalt auf den Punkt bringen. Alles in allem treffen wir unsere Wahlentscheidungen auf der Basis eines Potpourries aus wilden Zurufen, bewährten Traditionen, emotionalen Bindung an Meinungsführer oder irgendwelche Chefs, durchgemixt im Bauchgefühl. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn wir haben nur wenige Chancen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Ein Problem bleibt jedoch: die besonders komplexen Dinge auf der Welt beugen sich nicht einer Vereinfachung ohne Schaden zu nehmen. Deshalb neigt die veröffentlichte Meinung dazu, solche Sachen auszublenden und die ganz einfachen Dinge zu bevorzugen.
Es ist also kein Wunder, dass in diesen Tagen die Presse darüber berichtet, dass der Mann im Verhältnis zu seinem Vermieter mit Unterstützung eines Gerichts im Stehen pinkeln kann, ungeachtet aller anderen Einwände gegen das Pinkeln im Stehen.
Die öffentliche Beachtung solchen Gerichtsentscheidungen steigt also mit ihrer Bedeutungslosigkeit.

Die Freiheit ist immer …

Die Tagesschau meldet, dass die Kanzlerin Merkel für die #Demonstrationsfreiheit ist.

Ist das denn wichtig?
Freiheitsrechte stehen doch über so einer Kanzlerin und sind damit für sie ohnehin außer Reichweite. Sie könnte mit Vernunft also gar nicht dagegen sein.
Sie spielt wohl nur so einflussreich und wiegt mit einem leeren Bekenntnis das Volk in einer Sicherheit, die dar nicht zur Debatte steht.
Es bringt stets Beliebtheitspunkte, wenn alles so bleibt wie es ist. Und die Kanzlerin steht dafür mit ihrem Wort.
Ich befürchte dagegen den Tod im Dornröschenschlaf, weil sich Entwicklungen nicht schadlos und auch nicht dauerhaft einfrieren lassen. Bekanntlich werden Innovationen nicht im Mainstream geboren, sondern in dem oft zu Unrecht abgelehnten abweichenden Verhalten – also am Rand der Gesellschaft aus der bunten Vielfalt.