The sun ain’t gonna shine anymore 

Unter der Sonne von Chamonix schlägt ein deutscher Skirennläufer, der sich auf der Rennstrecke verfahren hat, mehrfach mit voller Wucht seinen Skistock auf den Schnee. Der Schnee ist eigentlich gutmütig und hat sich dort saisonbedingt niedergelegt und mit der Sonne arrangiert. Wäre er jetzt eingeschnappt, würde die nächste Skisaison vermutlich bereits erledigt sein. Die sinnlosen Aggressionen der Skirennläufer bedürfen auf alle Fälle einer Regelung, um schöne Bilder in einer strahlenden Kunstlandschaft dauerhaft zu sichern.

Ein Halbzeitfazit im Ticker des Kicker

„Ein schwacher erster Durchgang geht zu Ende. Köln und Bremen kommen kaum in Abschlusspositionen.
Viele Fehler und Ballverluste bestimmen das Spiel. Für einen Sieg müssen sich beide noch ordentlich steigern.“

Ich behaupte dagegen aber, dass sich für einen Sieg nur eine Mannschaft steigern muss. Würde sich die andere Mannschaft gleichermaßen steigern, wäre die Gleichwertigkeit ein Garant für ein höchstwahrscheinlich weiterhin torloses Unentschieden. Je besser eine Mannschaft im Vergleich zur anderen ist, um so wahrscheinlicher ist der Sieg der besseren Mannschaft und um so verdienter ist ja auch der Sieg.

Ja! — So geht Fußball … Philosophie …

Aktive Sprachverwirrung

Ich habe aus dem putinschen Sprachgebrauch einmal das Wort „Spezialoperation“ ausgeliehen, das er gegen „Krieg“ eintauscht und volksverbindlich macht.

Die anstehende Wahl in Russland nenne ich jetzt auch Spezialoperation. Eine Wahl wird es – das kann man jetzt schon sagen – nicht sein, sondern ein ebenso krasses Herrschaftsinstrument wie es ein Krieg oder ein schlichter Einzelmord auch sind.

Aschermittwochstext • It’s all over now

Der Karneval ist mit Recht stolz auf seine Tradition, obwohl sie ja von Land zu Land, oft auch von Ort zu Ort Eigentümlichkeiten herausgebildet haben, die gemeinsam kaum in ein Regelwerk passen. Auch historisch gibt es überall Brüche, die sich nicht so richtig als Entwicklung erklären lassen. Das liegt selten an eigenwillig regierenden Prinzen, sondern meist am Zeitgeist,  vollkommen außerkarnevalistischen Ereignissen und Zufällen. Sie gehören dann einfach großzügig dazu und werden aber auch oft irgendwann wieder dem Volkeswillen geopfert, wie die weibliche Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Die Historiker der Narretei werden es schwer haben das Geschehen lückenlos zu erfassen. 

Zwei Eigenheiten des Karnevalswesens erscheinen mir so wenig traditionell, obwohl sie so gehandelt werden, dass ich sie erwähnen will.

Das ist zum einen das Ordenswesen. Die militärischen Orden standen da Pate. Als es aber technisch einfach und zudem preiswert wurde, Orden zu entwickeln und zu vervielfältigen, setzte eine Inflation der Orden ein. Aus Gold und Edelsteinen wurde Plastik und der Ausgestalter arbeitete bald an Computern und Maschinen, um die Rohstoffe immer wieder neu zu blinkenden Orden zu veredeln. Dementsprechend gab es eine Inflation der Ordensverleihung jeweils begleitet mit karnevalistischem Kuss. Die Contentkrise zur Zeit der aufblühenden New Wave des Karnevals (Stunksitzung usw.) wird vielfach so beschrieben, dass sich alles auf Formalitäten der Fröhlichkeit mit Ordensverleihung zurückgezogen und darin erschöpft hatte. Man redete gern von Tradition und berichtete darüber, aber viel davon war entleert.

Das sind zum anderen ganz kleine Besonderheiten, die Jahr für Jahr mittels der Presse großspurig als Tradition herausgehauen werden. Ein Beispiel: In einer mir bekannten Stadt hat eine blau eingekleidete Karnevalstruppe den Oberbürgermeister nach langer Inszenierung für ein paar Tage aus dem Amt gejagt, um danach alle Beteiligten zum „traditionellen Käseessen“ zu bitten. Beim besten Willen mag ich in solchen Spezialitäten keine Tradition erkennen. Es ist nur eine äußerst peripheres Ereignis ohne Bedeutung und durchaus vergleichbar mi der Familie X, die heuer zum zweiten Mal an Weihnachten einen Wildschweinbraten aß und nun das Familienoberhaupt als Traditionsbegründer und Geschichtsschreiber der Zukunft überantwortet.

Traditionen retten Vergangenes in die Gegenwart. Das kann vieles erklären. Aber das kann nicht alles gewesen sein.

Ich habe nur einen einzigen Karnevalsorden. Man sagt, er sei sehr selten. Zudem bin ich dem Käse sehr zugetan.

Mein Stunk in Düsseldorf

Es war wieder einmal eine exaltiert übermütige Präsentation schlauspielerischen Könnens. Es war unmöglich sich satt zu sehen.

Unsere Stunk-Menüs 2024 mit Angabe der erforderlichen Wertmarken
(für Zeitzeugen: die Wertmarke zu 2,50€):

2 Erdinger ohne Alk •4
2 Brezen •2
1 Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat •2
1 Vegetarische Kartoffelsuppe •2

Ich habe unsere Menüs nach der Speisekarte dann wie aufgeführt auf dem Handy zurecht sortiert, um dann abseits karnevalistischer Verschwendungssucht keine Wertmarke zuviel zu kaufen.

Der Preis des kooperierenden Caterers ist nicht zu beanstanden, übertrifft aber die Finanzkraft armer Leute erheblich. Zum Glück bin ich unermesslich reich. Da ist es ohnehin saucool, Fabrikware von Plastikteller zu löffeln. Die Krönung wäre es, in den Kulturtempeln die kulinarische Versorgung durch individuelle Mitbringsel und die üblichen Lieferdienste sicherzustellen. Das rechnet sich aber wohl nicht beim Locationbetreiber.

Aber eigentlich würde ich ja arme Leute für mich zum doppelten Preis kochen lassen, weil dann höchst wahrscheinlich die Qualität und auch der Preis optimal abgestimmt wären.

Nix für Kinder

Igor Prokofjew  hatte den Auftrag, in einem Musikwerk kindgerecht die Instrumente des Orchesters vorzustellen. Das hat er auch gemacht und dazu direkt auch einen Textfaden geschrieben, der von Instrument zu Instrument führt.  Die Musik ist also die Hauptsache, der Text die Nebensache. Prokofjew baut sein Textstück als Fabel auf und nennt sie „Peter und der Wolf“. Es ist nicht bekannt, dass sich Prokofjew sonst irgendwie literarisch betätigt hätte. Er schreibt eine düstere Geschichte in der ausgesuchte Menschen und auch Tiere vorkommen und eine Dramatik gebastelt wird. Diese Dramatik spiegelt höchstwahrscheinlich den Erwachsenengeschmack in den düsteren Zeiten der Sowjetunion in den 30er Jahren, in der kaum jemand etwas zu lachen hatte. Die Schöpfungshöhe teilt der Text mit der Musik nicht. Zu der Zeit wurden in der Sowjetunion auch noch Kinder kaum anders behandelt als Erwachsene in einer Abhängigkeit. 

Wenn dann der Wolf auch noch ein Tier lebendig verschluckt, ist zwar eine Spielwiese für viele Instrumente bereitet, für Kinder ist es aber der reinste Horror, wenn drei Hörner auch noch Angriffslust verbreitet. Die Akteure werden nicht einmal mit dem Augenzwinkern inszeniert, die es beispielsweise in den Animationsfilmen gibt, die die Kinder ohne den Wolf  vor den Bildschirm locken. In solchen Filmen bleiben wenigstens alle wie ein Wunder heil, auch wenn sich Mensch und Tier  Slapsticks der übelsten Art liefern.

Das Spielstück „Peter und der Wolf“ hat bei alledem eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte und lässt sich gut mit Mitteln des Theaters pimpen. Besonders beliebt sind dabei Ballett und Lichteffekte. Das Stück wurde, entsprechend dem Grundgedanken der Entstehungsgeschichte, dann auch von Anfang an für Kinder angeboten und vermarktet. Das ist bis heute so. Damit waren die Eltern von Anfang an auch pauschal davon freigesprochen, selbst zu überlegen, ob das denn überhaupt etwas für ihr Kind ist. Man lässt sich im Theater auch gern überraschen. Das ist gut so. Es ist aber nicht gut, wenn das Theater das Stück aus dem Hörensagen vergangener Zeiten übernimmt und dann etwas abliefert, was Erwachsene so sehr mögen, die Kinder aber nur mitzieht. Die tradierte Freigabe „ab 5 Jahren“ wird als Unbedenklichkeitssiegel gelesen. Die Erwachsenen konzentrieren sich auf die Musik und erleben den assoziierten Sprecher meist als störendes Beiwerk, das eine krude Story offenbart und sonst nur die Musik stört. Den  begleitenden Kindern wird dann auch beigebracht, dass die Musik das wirklich wichtigste ist. Manches aufgewühlte und verstörte Kind mag sich damit trösten, dass die Erwachenenwelt bei aller Dramatik um Leben und Tod doch ganz cool bleibt und dass man die Geschichte nach dem Vorbild der Erwachsenen wohl am besten gleich abhaken soll. Im Erwachsenenalter werden sie dann vielleicht den Faden wieder aufnehmen.

Ich komme darauf, weil es vor ein paar Tagen wieder so eine Aufführung gab und Ströme von Kindern mit Erwachsenen zum Theater in Mönchengladbach liefen. Ich musste an der roten Ampel warten und habe mir so meinen Teil gedacht.

Alle Widernisse im Alltag, auch Krieg und Tod, kann man mit seinen Kindern so bedenken, dass man auch daraus das Leben mit Gewinn gestalten kann. Das passiert nicht immer. Aber selbst noch humorlose Horrorgeschichten aufzusuchen, kommt einer vermeidbaren und unnötigen Belastung gleich. Okay – man war im Theater. Das finde ich auch gut – wenn  denn der Content stimmt.


Wer Kindern umfassend die Instrumente des Orchesters nahe bringen will, bleibt unweigerlich bei Benjamin Britten, „The Young Person’s Guide to the Orchestra“ hängen. Ich kann das auch nur für alle Altersgruppen empfehlen. Darin wird kein Beiwerk formuliert, sondern lediglich den Instrumenten ihre Möglichkeiten entlockt und im Kontext beschrieben.

Getoppt!

Der Experte ist ja dadurch definiert, dass er – was seine Expertise betrifft – stets recht hat.

So behauptet ein Experte immer wieder gegen die Aussagen anderer, eine Leuchte sei ein Gestell, in dem eine Lampe für Licht sorgen kann. Seine Widersacher sehen es andersrum. Seine Eindeutigkeit und Verbindlichkeit ist allerdings nur darin begründet, dass der Experte stets recht haben soll. Das gehört zur konventionellen Weltdeutung, bleibt aber trotzdem unbegründet.

Der allgemeine Sprachgebrauch weist zahlreiche Unschärfen auf. Da geht es wild durcheinander. Die Sprache transportiert so viel Kontext, dass zum Schluss eine Verständigung meist auch bei einem Missverständnis gelingt. Alles andere wäre menschenfeindlich erstarrt und würde die Entwicklung der Sprache stagnieren lassen.

Allerdings haben sich Fachsprachen für den Arbeitsalltag von Experten herausgebildet, um die fachspezifischen Dinge verbindlich abzusprechen und dem Palaver zielgerichtet zu entgehen. Ob es nun die Fachsprache der Mediziner, der Historiker oder, bestimmter Handwerker ist, sie ist stets hilfreich. Wenn nun bestimmte Teile einer Fachsprache in die Allgemeinsprache schwappen, dann stecken meist autoritäre Charaktere dahinter, die die Randunschärfe der Allgemeinsprache nicht so recht ertragen können oder wahre Missionare, die bisweilen ganze Systeme von Schlüsselwörtern als Bestandteile von Ideologien neu zurechtdeuten.

Also: Im Alltag ist es unbedeutend, wenn man Leuchte und Lampe synonym oder anders verwendet. Der Witz dabei: Bevor der Experte über das richtige Wort den Streit vom Zaun bricht, hat es ja eigentlich schon eine Verständigung gegeben. Was will man mehr?

Waffenverbot

Irgendwann war die Waffe in der Welt und entwickelte sich immer raffinierter im Zeitgeist. Solche Entwicklungen lassen sich nicht einmal rückgängig machen. Das ist das Wesen von Entwicklungen. Also müssen wir lernen, mit den Waffen menschenmöglich gut umzugehen. Das ist möglich, aber alles andere als selbstverständlich. Denn mancher Waffenbesitzer wähnt sich als Waffenträger auf der sicheren Seite. Ohne Waffen kann es bekanntlich auch gewalttätig zugehen. Mit Waffen sind Gewalttätigkeiten aber nicht selten tödlich. Wir kommen also wirklich nicht daran vorbei, die Waffen so gut zu kennen, dass wir mit gutem Grund auf ihren Einsatz verzichten. Das, was für Kampfsportler selbstverständlich ist, gilt auch für die Besitzer der unzähligen kleinen und großen Waffen auf dieser Welt.

Dass mit Waffen auch ab und zu das falsche gemacht wird lässt sich durch verbindliche Regelungen minimieren, aber nicht verhindern. Es kommt in jedem Fall darauf an, dass auf der Basis von Ethik und Moral über einen Waffengebrauch entschieden wird.

Positionierte Kinder

Auf einer obskuren Fanpage sehe ich demonstrierende Kinder auf Plastiklandmaschinen vor dem Kölner Dom. Die Parolen auf den Fahrzeugen kann ich mangels Bildqualität nicht entziffern.

Das, was dem Bürger ein Verfassungsrecht ist, für oder gegen etwas zu demonstrieren, gilt nicht für Kinder.

Der Gesetzgeber weiß es sehr wohl – wie die Eltern aller Kinder eigentlich auch – dass Kinder erst einen an die Entwicklung gekoppelten Schutzraum brauchen, bevor sie mit den Rechten und Pflichten des Bürgers belastet werden. Das eigenständige Demonstrieren hat eine erste Grundlage, wenn man sich aus der engen Bindung an die Eltern gelöst hat. Dann ist man – je nach Entwicklungsstand – aber schon 12 Jahre alt oder älter. Dann kann man zu bestimmten Themen seine Position auch auf Demonstrationen selbst vertreten.

Was ich auf dem Foto sehe, ist das Ergebnis eines generalstabsmäßigen und instrumentalisierenden Missbrauchs von Kindern für die Interessen Erwachsener. Kinder teilen ursprünglich und entwicklungsbedingt die Positionen der Eltern ohnehin – bis sie eben erwachsen werden.

Deutungshoheit

Von der Satirepartei „Die Partei“ wurde argumentiert, dass hinter „Nazis töten.“ ein Punkt und kein Ausrufezeichen stehe und es daher keine Aufforderung sein könne. Sie hatte damit ihre Wahlwerbung pointiert.

Es geht ja eigentlich um eine Zweideutigkeit, die man für den mündigen Bürger bestenfalls ja auch ohne Anweisung ausliefert. Der Streit darüber befeuert nur die Absicht, solche Zweideutigkeiten bloß nicht aufzugeben. Im direkten Gespräch wäre die Zweideutigkeit schnell weg, weil man sich dann notgedrungen zu einer Variante bekennt. 

Schade! – Insofern ist es das Optimum, wenn man dem Zweiwortsatz auch noch den Punkt wegnimmt.