Gartenillusionen

Vor ungefähr 30 Jahren hatte ich einmal eine Solitärpflanze im Topf, die damals in den Markt für Gartenpflanzen gedrückt wurden. Es ist der so bezeichnete Kirschlorbeer oder Lorbeerkirsch. Mit Kirschen und auch mit Lorbeer hat die Pflanze aber nichts zu tun. Sie hatte ursprünglich keinen Namen, weil sie in Kleinasien und Umgebung zu Hause ist. Es ist in Mitteleuropa eine ziemlich unsinnige Pflanze, die nur immengrün vor sich hinwuchert. Ich habe sie dann, weil sie zu groß wurde, als Sichtschutz ein Beet gepflanzt. Ein Gärtner vermittelte bei der Terassengestaltung die Idee, die Pflanze als Endpunkt einer ganzen Kirschlorberhecke zu nehmen. Vor einigen Jahren habe ich aber den ganzem Mist rausgerissen. Es hatten sich in der Hecke zwei Krankheiten breit gemacht. Kein Vogel hat sich für die Hecke interessiert. Die Blätter verrotteten kaum. Nur einmal hatte ein Vogel notgedrungen ein Nest in eine Zweiggabelung gebaut. Die Enkelkinder interessierten sich dann irgendwann für die giftigen Pflanzenteile, um irgendwelche Suppekochspiele mit Biomaterial anzureichen. Jetzt habe ich eine Hainbuchenhecke und bin sehr zufrieden damit.

Über den Irrsinn des Kirschlorbeers ist viel geschrieben worden. Das mag ich jetzt hier nicht wiederholen. Es hat aber meinen Blick für diese Pflanze geschärft.

Heute habe ich einen Neujahrsspaziergang durch die Wald- und Wohngegend hier ringsum gemacht. Ich habe in der überwiegenden Zahl der Hausgärten und an den Waldrändern davor unzähligen Kirschlorbeerpflanzen gesehen. Sie waren durchweg verwildert, manche bis zu 3 Metern noch. Sie wirken allesamt deplatziert und störend. Wer die Chance hatte, die Pflanzen vor dem Grundstückszaun zu pflanzen und damit die Verantwortung abzugeben, hat zumindest einen exzellenten Sichtschutz und einen passablen Schallschutz. Grundstücke ohne Kirschlorbeer habe ich nur wenige gesehen.

Als ich einmal aus dem Kirschlorbeer heraus angegriffen wurde …

In der letzten Zeit beklagt man ja zu Recht die Schottergärten. Die habe ich auf meinem Spaziergang auch gesehen. Die Kirschlorbeergärten sollten die gleiche Beachtung erfahren.