Im Namen der Pflanze

Jeder soll ja Essen, was er will.

Gleichgültig ist dabei, ob er im Extremfall damit zur Höchstform aufläuft oder stirbt. Schlimm wird es erst, wenn spärliche empirische Befunde zur Weltanschauung verdichtet werden und zunächst unbeteiligte Menschen ansprechen und mitreißen.

Moehre

Im Veganressort hat sich bedauernswert viel zur Weltanschauung dieser Art verdichtet. Man zitiert als Ideologiebasis immer wieder Belege für scheinbar segensreiche Wirkzusammenhänge, die dann allerdings höchst fragwürdig und widerlegt sind. Der Sinn kritischer Forschung, nämlich widerlegende Argumente zu sammeln, wird systematisch ausgespart. Man sagt in eingeweihten Kreisen auch nicht, dass man in dem, was man isst, auf spezifische Art wählerisch ist, sondern man sagt, dass man Veganer ist und markiert damit einen selbst gemachten Status. Man spricht sogar Nahrungsmitteln, die selbst mit der Weltanschauung nichts zu tun haben, die Eigenschaft zu, vegan zu sein. Dabei gibt es beispielsweise eine vegane Möhre überhaupt nicht, denn sie ist sich selbst genug, also eben ausschließlich eine Möhre, wenn sie für jedermann verständlich bezeichnet werden soll. Selbst Restaurants teilen bisweilen dieses Label vegan. Alle Welt lässt sich in diesem Denksystem schließlich zuordnen, vegan oder eben nicht. Die Funktion dieser Vereinnahmung in der Sprache entspricht der, die es auch in Religionen gibt. Das Judentum kennt beispielsweise koscher und der Islam kennt halal, kurz: erlaubt!

Wenn nun eine selbstgetrimmte Veganerin kurz vor dem Gipfel des höchsten Berges der Welt stirbt, obwohl sie nur belegen wollte, dass der Veganer unsterblich viel kann – die Presse berichtet darüber -, dann ist das bedauerlich und es ist auch kaum der Rede wert, wenn man bedenkt, dass jährlich sehr viele Menschen an den hohen Bergen dieser Welt sterben.

Wenn nun in den sozialen Netzen die tote Veganerin posthum verlacht wird, dann ist das nicht zu rechtfertigen. Das Problem ist aber nicht, dass es möglicherweise um eine verblendete Veganerin geht oder um entgrenzt plappernde Menschen in sozialen Netzen. Es geht nämlich darum, dass eine Veganideologie gegen besseres Wissen tragische Erscheinungen auslöst, die ohnedies nicht denkbar wäre.

Hin und Veg

Vegane Restaurants haben Konjunktur und lustige Namen.

Sie haben Namen für ihre Gerichte, die oft an Tiere erinnern – Vurst und Fisch – und auch für sich selbst haben sie Namen – Extravegant -. Ganz rührend sind die Speisekarten, weil man dort vom Rechtschreibfehler über den kreativen Sprachgebrauch bis zur Aneinanderreihung meist gänzlich unbekannter Zutaten so ziemlich alles findet. In diversen sozialen Medien zeigen sie dann auch Fotos von ihren Gerichten. Jeder, der sich schon einmal in der Fotografie von Speisen versucht hat, wird wissen, dass die Bilder meist einem lauen Abklatsch der Gerichte gleichen, wenn man ohne die spezialisierten Fotografen und ihren Studios auskommen will. Um so verwunderlicher finde ich, dass solche veganen Restaurants wohl auch schlechte Lieblingsbilder zu haben scheinen. Ein ganz bestimmtes Anti-Jäger-Schnitzel mit Pommes und Salat sehe ich nahezu wöchentlich und mir wird etwas übel, wenn ich daran denke, dass dieses eine Schnitzel nun schon seit mehreren Jahren angeboten wird. Es wirkt mit der Zeit insgesamt ärmlich und angestaubt jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums. Manchmal sieht man auch ein Vegg-Lett als nachempfundenes Omelett.

Da preise ich doch gern meine nun ebenfalls mehrere Jahre alte Falafel an. Und ich scheue mich nicht, sie immer mal wieder vorzuführen.
Ich glaube, ich mache das jetzt auch wirklich mal öfter!
Ich koche nur privat – immer frisch!

Veganismus als Weltanschauung

In der Presse wird gerade darüber diskutiert, welche Zukunftsaussicht der Veganismus hat. Experten sind skeptisch.

Weltanschauungen überdauern für längere Zeit, wenn sie sich erst etabliert haben. Sie unterliegen aber trotzdem dem Wandel in der Geschichte. Viele Weltanschauungen sind längst begraben. Der Veganismus selbst ist allerdings noch gar nicht zu Weltanschauung gereift. Vegan lebende Menschen vernetzen sich immer mehr und missionieren aktiv wie passiv als Lobby für Tiere und gehen als personifiziertes Beispiel voran. Viele Erscheinungen auf dieser Welt werden aber gar nicht veganideologisch erfasst, weil in ihnen Tiere nicht vorkommen. Die Inflation der als Weltraumfahrer oder Nachrichtensprecher verkleidete Tiere in Filmen und auf Fotos wird als süß markiert, vermutlich um die Missionstätigkeit in der großen Welt fehlgeleiteter Tierfreunde nicht zu erschweren. Hundekotkontaminierte Stadtlandschaften bleiben ebenso außerhalb de Betrachtung wie die pferdeverrückten Kinder und Reitsportler, die ihr Sportgerät des Überflusses derart vervielfältigen, das es mehr Pferde gibt als zur Zeit der Kutschen. Gnadenhöfe werden in die Infrastruktur eingebaut und bisweilen aufgelöst, weil die Tierliebe auch auf Kosten der Tiere zum lukrativen Geschäftsmodell taugt.
Vielleicht ist es ja das kapitalistische Wirtschaften, das sich zur beherrschenden Ideologie entwickelt hat und letztlich alle ideologischen Konkurrenten gleich mit instrumentalisiert: Man wendet sich zu Recht dagegen, das Tier als Ware zu verwursten und nutzt gleichzeitig das kapitalistische Grundparadigma, sich zu etablieren. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Tierrechtsorganisation PETA in den USA Gift und Waffen einsetzt, um die Tiere zu entsorgen die für die lebende Wiederverwertung nicht schön genug sind und die sich das Land in einer Gefühlstrunkenheit an Feiertagen und so weiter immer wieder leistet. PETA entlässt damit den Staat aus seiner Verantwortung. Die Glaubwürdigkeitskrise des kapitalistischen Wirtschaftens infiziert also auch eine Speerspitze der veganer Bewegung. Rechtfertigungsversuche gehören dazu und machen die Sache nur noch schlimmer.

Jaja – die Welt ist ungerecht und sie wird es auch bleiben. Wir werden daran aber nicht zugrunde gehen, nur der eine und der andere. Wir werden Freude haben, auch wenn unmittelbar daneben Menschen und Tiere sterben. Da helfen eben nur Toleranz und unbelastete Gespräche, um die Welt nie endend zum  guten zu wenden. Die Depression für alle wird dagegen kein Erfolgsmodell werden!