Affen im Krefelder Zoo sind in der Silvesternacht verbrannt.

Wer Tiere einsperrt, braucht dazu eine Rechtfertigung. Die Rechtfertigung in der Zoobewegung hat zur historischen Grundlage vor allem, eine Exotik fremder Welten in einer Zeit einzufangen und zu präsentieren, in der man nicht einmal eben durch die Welt reisen konnte. Die Rechtfertigung wurde jeweils im Zeitgeist ausgebaut und gibt heute vor, Arten zu erhalten. Im Jahr 1966 hat noch der Zoodirektor aus Duisburg mit dem sinnfälligen Namen Dr. Gewalt ohne Gewissensbisse auf einen Belugawal im Rhein geschossen, der sich nur etwas verschwommen hatte. Dass man alle Arten von Tieren wirksamer in ihren natürlichen Lebenswelt fördert und erhält, das ist die Gegenthese, die die Zoobewegung bis heute nur zögerlich aufnimmt. Manche Zoos leisten sich deshalb kleine Projekte in der Heimat bestimmter Tiere. Gegen die Einstellung der dämlichen, aber einträglichen Delfinshows hat man sich gewehrt, bis sie selbst vom Zeitgeist geächtet worden sind. Es tut sich etwas, aber wenig. Man merkt das, wenn süße(!?) Tierbabys für das Publikum aufbereitet und durch die Medien getrieben werden.

Neben der Rechtfertigung gibt es aber auch eine erhöhte Verantwortung für Gefangene. Jedes Gefängnis hat einen Notfallplan. Dem schlimmste Verbrecher würden die Türen geöffnet, bevor er verbrennt. Bei dem Wesen nach stets unschuldigen Tieren kann das im Prinzip nicht anders sein. Es gibt allerdings die Erschwernis, dass exotische Tiere in der Freiheit nur selten überlebensfähig sind und aber auch von Fall zu Fall gefährlich sein können.

Ungeachtet der Rechtfertigung gibt es auf der Ebene der Verantwortung die Frage, was man hätte tun müssen, um den Tod vieler Primaten im Krefelder Zoo, mutmaßlich verursacht durch Silvesterfeuerwerk, zu vermeiden. Eigentlich muss es unmittelbar benachbarte Ausweichquartiere geben, die im Fall eines Brandalarms automatisch für die Tiere zugänglich werden. Das klingt aufwändig und teuer, ist es aber nicht, wenn es um ein Leben geht. 

Ich bin gespannt, wie die Zoos nun reagieren.

Aktualisierende Ergänzung:
In der Pressekonferenz mit Polizei- und Zoovertretern am 1.1.2020 ergibt sich, dass wider Erwarten zwei Schimpansen verletzt überlebt haben. Über 30 Tiere sind aber tot. Als Ursache des Brandes wird zunächst eine Himmelsfackel angenommen. Diese Fackeln fliegen relativ weit und sind verboten. Das abgebrannte Gebäude war aus den 70er Jahren. Ein herkömmlicher Brandmelder funktioniert dort wegen der Staubentwicklung nicht und ist auch nicht vorgeschrieben. Es gab also nur eine Sicherung durch nachts patroullierendes Personal.

Feuerwerk

Dem Menschen könnte es so passen, dass er alles frei tun kann, was er will, dass aber auch alles andere, was er ohnehin nicht tun will, verboten wird. So will er gern, dass der Verkehr in seiner Straße in die Nachbarstraße umgeleitet wird und dass das Feuerwerk gebrandmarkt wird, weil es das überflüssig findet. Er macht das alle Jahre wieder und sucht sich die passenden Argumente zusammen. In diesem Jahr wird er von den Niederländern angefeuert, die das privat veranstaltete Silvesterfeuerwerk wohl gerade in manchen Städten und dort an besonderen Stellen verboten haben.

Ich vermute hinter der Feuerwerksverachtung ein eingeschränktes Verständnis davon, wie ein demokratische Gemeinwesen die Freiheit der Bürger sicherstellt zu der es selbstverständlich auch gehört, dass es keine qualitative Prüfinstanz für die Freiheit gibt. Die Freiheit ist sich selbst genug.

Das Feuer hat seit Jahrtausenden eine rituelle Bedeutung. Ab dem Mittelalter wurde die Handhabung des Feuers zu regelrechten Feuerwerken entwickelt, technisch  perfektioniert und zur Kunstform entwickelt. Feuerwerke sind also eine Kunstform und ein Kulturgut. Dass ich keinen Spaß daran habe, an Silvester selbst die Lunte zu legen, liegt daran, dass ich viel zu dilettantisch bin, um etwas wirklich Sehenswertes in den Himmel zu zaubern. Das ist aber einzig und allein meine Sache. Wenn ich ein großes Feuerwerk sehe, lasse ich mich gern einfangen von einem inszenierten Schauspiel vor den nächtlichen Weiten des Weltraums und wünsche mir manchmal, es möge kein Ende nehmen. Es stellt sich bei mir ein Gefühl der Verbindung mit fernen Welten ein und in meiner Fantasie begebe ich mich in die Verbindung mit dem All-einen.

Eine Verbotsgesinnung gegenüber Feuerwerken ignoriert nicht nur die Freiheit es zu machen, sondern auch beispielhaft den Wert von Kultur, Kunst und Tradition. Die Hilfsargumente der Feuerwerksgegner sind dürftig.

Ihnen ist es zu teuer, obwohl sie es ja nicht bezahlen müssen und auch keine Verfügung über das Taschengeld ihrer Nachbarn haben. Dass man mit dem Geld etwas besseres Machen kann, wird – je nach Wertschätzung unterschiedlicher Möglichkeiten der Geldausgabe, – so sein. Es gibt aber auch kein Hindernis, mit seinen Geld etwas anderes zu machen. Die Aufrechnung aller Feuerwerke und die Gegenüberstellung mit dem, was man in der Welt damit sonst noch machen könnte, erzeugt lediglich ein schlechtes Gewissen. So wie der Fall gelagert ist, gibt es ohnehin keine Möglichkeit, dieses Geld einzusammeln. Auch die Niederländer haben keinen Spezialsteuer eingeführt, um mit dem eingesparten Geld das Elend in der Welt zu lindern. Auf dem gleichen Niveau der Argumentation wäre anzuraten, auf Weihnachtsmärkte oder auf 4-lagiges Toilettenpapier zu verzichten. Das würde jeweils sehr viel mehr Geld freisetzen, das dann in aller Regel trotzdem in der Geldbörse jedes einzelnen bleiben würde.

Ihnen ist es zu umweltbelastend, weil das Feuerwerk Lärm und Schmutz Dabei ist das Leben der Menschen per se niemals umweltbelastungsfrei. Es geht immer nur um eine natur- und sozialverträgliche Ausrichtung unserer Emissionen.  Würde man beispielsweise den Urlaubsreiseverkehr, der das Klima belastet und letzte Paradiese verschandelt und uns den Pool schmackhafter machen soll als das Meer, aufgeben, wäre sehr viel mehr gewonnen als bei einer Aufgabe des Feuerwerks. Der Einzelne ist aufgefordert, seinen Beitrag zur Rettung des Planeten zu leisten, ohne dass sein Nachbar das für ihn macht.

Ihnen ist die Welt der Tiere zu sehr belastet, weil diese bei einem lauten Feuerwerk am Himmel nichts als Gefahr wittern. Dieses Argument ist eine Spezifikation der bereits erwähnten Belastungen der Natur, die lediglich mit Grenzwerten ausgestattet aber nicht unterbunden werden können. Wer in der Verantwortung für sein Haustier lebt, wird sicher auch im Feuerwerksfall die Verantwortung übernehmen und jetzt über Sylvester ein paar schöne Tage in den Niederlanden verbringen.

Wie dem auch sei.

Es ist allerdings besser, wenn man dabei ist!