Die organisierte Ungläubigkeit

Dass der Papst reist, das ist mit der Zeit selbstverständlich geworden. Dass er am jeweiligen Reiseziel nicht umhin kann, mit Abordnungen von Menschen zu sprechen, die von der Katholischen Kirche missbraucht wurden, ist aber auch zur Selbstverständlichkeit geworden. Angesichts katholischer Entwicklungshemmnisse wird es zukünftig wohl ohne Ende so weiter gehen. Bei allem Verständnis für die Opfer, sollte der Papst auch Verständnis für die Täter und den katholischen Rechtfertigungs- und Vertuschungsraum aufbringen. Dann könnte er dem Spuk mit geeigneten Mitteln an beiden Fronten ein Ende setzen.

Da capo: Ratzinger

Der emeritierte Papst hat die Unwahrheit gesagt. Das ergeben Recherchen, die bisher nicht angezweifelt werden und breite Anerkennung finden.

Wenn der Herr Ratzinger – wie er offenbart –  ab sofort alles von  seinem Schöpfer regeln lässt, dann dürfte ihn Kritik aus den Niederungen der Welt überhaupt nicht treffen. Wenn es ihn aber trotzdem trifft – wie er sagt – dann sollte er sich aber doch entscheiden, in welcher Welt es für ihn weitergeht. Ich würde es akzeptieren, wenn er sich altersbedingt vollständig dem Jenseits zuwendet. Dann ist es aber ungehörig, eine Betroffenheit besonders groß herauszubringen und sich einfach mal so aus der Verantwortung zu stehlen. 

Priester bitte nach vorn

Der Papst sagt in diesen Tagen ausdrücklich, dass ein Priester eine Gemeinde zu leiten hat. Dagegen gibt es Widerstand. Vor allem deshalb, weil Priester sich nicht so sehr vermehren, also fehlen und Laien bereitstehen, einzuspringen. Wer dem Papst folgt, muß also notgedrungen die Gemeinden größer und größer machen, damit die vorhandenen Priester ausreichen, auch wenn den Gemeindegliedern schließlich nur eine kleine Chance der praktischen Begegnung bleibt.

Nicht, dass ich gut finde, was der Papst sagt. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Es ist zu einfach und schließlich erfolglos, eine Kirche zu wünschen, wie es sie nie gegeben hat.

Womit ist der Papst geschlagen?

Der Papst sagte vor wenigen Tagen in einer Audienz im Vatikan, man dürfe Kinder schlagen, wenn man es würdevoll tut.

So etwas sagt man gern einmal, wenn man sich nicht auf der Höhe der Zeit auseinandersetzen muss: Der Papst redet einfach von oben herab und fast jedesmal ist ein Mikrofon dabei, das seine Worte für die ganze Welt multipliziert. Nun ist es ja – auch nach katholischen Glaubensverständnis – so, dass der Papst mit solchen Aussagen nicht unbedingt Recht haben muss. Zu seiner Rettung wird ihm hoffentlich die Erkenntnis kommen, dass die Würde des Menschen ganz allgemein keine Gewalt verträgt. Dann ist es ja auch klar, dass es für die päpstliche Behauptung, selbst wenn sie richtig ist, gar keinen Anwendungsfall gibt. Wie dem auch sei: Wenn es nicht der Papst gesagt hätte, dann hätte niemand hingehört oder darüber berichtet.

Betrachten wir normale Kinder mit normalen Eltern, dann ist es so, dass es keinen Anspruch auf optimale Eltern gibt, sondern nur auf solche, die irgendwie fehlerhaft sind, so wie wir alle. Durch die Jahrhunderte zeigt sich, dass mit einer gesellschaftlichen Entwicklung auch eine Entwicklung der Erziehungsfähigkeit verbunden war. Für die Kinder haben sich die geltenden Normen verbessert. Die heute in der UN-Kinderechtskonvention festgeschriebenen Maßstäbe dienen heute als eine gute Orientierung und Aufforderung für einen vor allem gewaltfreien Umgang mit Kindern. Dort, wo solche Rechte zum allgemein gültigen Maßstab geworden sind, wird die Gewalt gegen Kinder geächtet und nimmt die Gewalt gegen Kinder ab. Das heißt aber auch, dass die Gewalt trotzdem und ziemlich unkontrolliert im Verborgenen stattfinden kann. In hoch entwickelten Gesellschaften hat es sich etabliert, dass strukturelle Gewalt die ehemals körperliche ersetzt und sich oft den Anschein einer fürsorglichen Behütung gibt. In solchen Fällen wird der vermeintliche Anlass für Schläge, also ein abweichendes Verhalten, erst gar nicht zugelassen. Das Beispiel dafür sind die weichen, warmen Mütter in ihren vorgeheizter Großlimousinen, die den Schulweg und damit alle Erlebnisse mit dem Wetter, den Gleichaltrigen und neuen Lebensereignissen wegorganisieren. In solchen Ereignissen relativiert sich die Bedeutung der Schläge oft erheblich.
In Ländern ohne eine Tradition der Kinderrechte sind dagegen sämtliche Formen der Gewalt, Ausbeutung und Überforderung eher an der Tagesordnung.
Wenn nun die Eltern ihre Kinder schlagen, Ihnen Angst machen, sie hungern und frieren lassen oder für ihre Zwecke instrumentalisieren und weiß Gott was noch alles, dann sind die Kinder gleichermaßen hilfebedürftig wie ihre Eltern. Auch in stark belasteten Situationen ist es sehr selten, dass Kinder dann doch lieber ihre entwicklungsbegleitende Bindung an die Eltern aufkündigen.
Die „Schläge“ der Eltern gegen die Kinder sind also nicht gottgewollt und auch nicht gottgeduldet. Sie sind ein Zeichen für ein belastetes und irgendwie ungerechtes Leben. Es bleibt eine Aufgabe der Eltern, aus Erfahrungen zu lernen und dabei auch Hilfen zu nutzen.
Ihnen ist zu raten, auf alle Fälle nicht auf den Papst zu hören.