Von VIVAT zu FIFAT!

Wer die geheimdienstlichen Animositäten im Verhältnis der USA und Deutschlands und die gewinnträchtigen Intrigen des internationalen Fußballs aufgenommen hat, der wird angesichts des gestrigen Freundschaftsspiels – Deutschland gegen USA – sicher den Gedanken gehabt haben, dass das Ergebnis zuvor abgestimmt worden ist, um den einen ein Erfolgserlebnis zu vermitteln und den anderen für anstehende Aufgaben anzuspornen.

Dafür mache ich gleich noch einmal: VIVAT zu FIFAT!

FIFA als Episode

Die FIFA – so sagt man – ist in Aufruhr, seit Funktionäre unter Korruptionsverdacht verhaftet sind und Entscheidungen über die WM-Vergabe offenbar Ermittlungen ausgelöst haben, weil sie mutmaßlich manipuliert wurden. Aber im Zentrum der FIFA ist es so ruhig, wie im Zentrum eines Wirbelsturms.

Diese FIFA ist ja keineReligionsneugründung mitEwigkeitsanspruch, sondern nur ein Zweckverband, die Dinge des Fußballs weltweit abzugleichen und zu fördern, damit man überall ziemlich gleichberechtigt gegeneinander spielen kann.

Wenn ich nun in diesem Verband oder einen beliebigen anderen Verein Mitglied bin und feststelle, dass die Geschäfte grundlegend am Zweck vorbei gehen und keine Chance habe, daran etwas zu ändern, dann verlasse ich diesen Verein oder gründe einen neuen Verein. In vielen Sportarten ist es übrigens so, dass Verbände mit weltweiter Orientierung parallel arbeiten, sich ab und zu vereinen und abtrennen. Das ist manchmal ineffizient, dafür aber menschlich.
Bei der hohen Bedeutung des Fußballs in Europa wäre es für den europäischen Verband UEFA leicht, die FIFA als selbstgerechte Korrumpierungsanstalt bedeutungslos zu machen und weitaus gerechter zu arbeiten. Selbst ein Zusammenschluss von einigen europäischen Spitzenclubs des Fußballs könnte die FIFA bei einer Verweigerung das Fürchten lehren.
Offenbar sind alle anderen Fußballverbände und ihre Funktionäre aber in ihrer Grundausrichtung so sehr weit von der FIFA des Herrn Blatter nicht entfernt. Denn nur so erklärt sich ihre zaghafte Kritik im Mainstream der öffentlichen Diskussion, ohne dass es eine praktische Konsequenz gibt. Der in der Gegenkandidatur verbrannte jordanische Prinz Ali – in der sprechenden Presse liebevoll aber unverständlicherweise auf dem letzten Buchstaben betont – zeigt bei seinen Auftritten, dass er der Aufgabe nicht gewachsen ist und dass er Katar als WM-Ausrichter auch sehr viel mehr mag als uns lieb ist. Und der UEFA-Präsident Platini – er mag gern auf französische Art auch auf dem letzten Buchstaben betont werden, aber da sind die sprechenden Journalisten sich noch nicht einig – hat zur Stärkung seiner Vasallen ja bereits die letzte Europameisterschaft zum Wohle des Duos Ukraine/Polen durchgesetzt. Die Folge ist eine Dankbarkeit, die blattereske Züge trägt.
Eine Lösung ist offenbar nur zu erwarten, wenn sich der Fußballfan angewidert beispielsweise dem Völkerball oder dem Rhönradfahren zuwendet. Doch damit ist nicht zu rechnen.