„Die Jugend“

Der Autor trimmt sich jugendlich, ohne jeden Anspruch darauf, ernst genommen zu werden

Seitdem mit einem Schwerpunkt jüngere Menschen andere Parteien wählen als zuvor und damit die über Jahrzehnte geübte Wahlpraxis durcheinander bringen, fühlen sich mal wieder viele Leute veranlasst, über „die Jugend“ Mutmaßungen anzustellen.
Bei allem, was ich da bisher gelesen habe, sind es wohl ausnahmslos Besserwisser, die sich für die Beweggründe Jugendlicher nicht interessieren, aber krampfhaft überlegen, welches subkulturelle Produkt so hergerichtet werden kann, dass „die Jugend“ keinen Mist macht und sich für einen leblosen Mainstream einfangen lässt.

Das war nie anders. Es war bereits in der katholischen Jugendarbeit der 60er Jahre so, dass das wirklichkeitsfremde Konstrukt „Jazzmesse“ Heilwirkung entfalten sollte, obwohl nur billiger Softpop dabei herauskam. Es war ein Graus und alle versuchten sich gutgläubig daran, mit so einem schmalen Kunsthauch von Freiheit zu locken. Die Jeans aus der DDR war auch so ein kläglicher Versuch fehlgeleiteter Strategen.

Mein Rat ist, das ganze Ding ohne Erwachsene, aber mit Menschen zu machen und Mutmaßungen über die Jugend einzustellen.

Mit Freude in den Krieg: Warum?

Ich erkläre einmal kurz, was immer wieder in den Medien gefragt, aber nie beantwortet wird:

Warum gehen junge Männer und Frauen mit Freude in einen Krieg?
Gesellschaften und Individuen unterliegen einem Entwicklungserfordernis. In der gut integrierten mittelalterlichen Gesellschaft lebte das Individuum in einer freiraumarmen Rollenidentität. In der aktuellen Gesellschaft überlebt das Individuum nur dann ohne Schaden und mit Gewinn, wenn es eine flexible Ich-Identität (Lothar Krappmann) gelernt hat.
Die Statuspassage vom Kind zum Erwachsenen entspricht dem Wandel von der mittelalterlichen zur modernen Gesellschaft. Deshalb erinnert die Pubertät auch sehr stark an die französische Revolution.
GelingtdieStatuspassage nicht, dann gibt es sehr verschiedene individuelle,leidbegleitete Lösungen. Eine Lösung wäre es, eine mittelalterliche Gesellschaft aufzusuchen, die als das Neue erscheint, aber zu praktizieren erlaubt, was das Kind gelernt hat, nämlich ineinerRollenidentität zu leben. Diese Versuche eines islamischen Staats bietet so etwas an. Sie werden eine Episode, weil sich gesellschaftliche Entwicklungen nicht umkehren lassen. Das stört ihre Protagonisten nicht.

Die Sprache drückt solche Entwicklungen aus: Wenn Papa und die heiligen Bücher nicht mehr Recht haben, dann habe ich vielleicht schon bald eine Meinung.
Das ist die Fassung für die eingefleischten Kurztextleser.
Die langen Fassung muss ich noch etwas ausarbeiten.