FAC SIMILE

Am Jahresende überlegt man bisweilen auch, wie die Zeit vergeht.

In dem Zusammenhang denke ich an meinen Faksimilestempel. Er ist aus den Stempelzeitalter und alle Menschen zeigten damals Stempeln gegenüber eine hohe Wertschätzung. Eine ganz besondere Wertschätzung hatten Dienstsiegel und Faksimilestempel, also Stempel mit einer echten Unterschrift, obwohl eine Stempelung ja streng genommen gar keine echte Unterschrift ersetzen kann. Es was Anfang der 80er Jahre, als ich ihn bekam. Das ist ja noch nicht so lange her. Er wurde ganz besonders registriert und sollte verschlossen aufbewahrt werden. Ich hatte den Stempel, um Unmengen von Briefen mit meiner persönlichen Unterschrift zu versehen. Die Zeiten haben sich damals schnell gewandelt und die Unterschrift wanderte in den PC. Dieser Wandel war bedenklich, weil die Unterschrift das ist, was einem auch dann gehört, wenn man gar nichts mehr hat. Aber dieser Bedeutungsschwund galt ja auch eigentlich schon für meinen Faksimilestempel. An den Faksimilestempel wurde ich dann 30 Jahre später erinnert, als mein Arbeitgeber fast schon entschuldigend seine ausgegebenen Faksimilestempel wieder einsammeln wollte. Wo meiner war, wusste ich auch nicht. Aber weil ich ja nichts wegwerfe, werde ich nun mal gucken, wo er ist. Ich bin hoffnungsfroh, ihn zu finden. Heutzutage haben Stempel bestenfalls eine dekorative Bedeutung und dienen dem Kinderspiel. Selbst Briefe vom Finanzamt gelten ohne Unterschrift. Mit der Zeit hat sich doch ne ganze Menge geändert, dafür wiederholt sich das Fernsehprogramm stetig.

Mein Gruß geht in die Welt …