Schmeckt es, Leute?

Ich esse gern und interessiere mich für die Zubereitung von Speisen. Darüber zu sprechen begleitet die Menschheit immer schon und ist geschmackvoll, stiftet ein Wohlgefühl und eine Verständigung auch zwischen fremden Menschen.

Aber ich warne: Wir sind umstellt von Thermomixen. Das sind Geräte der Firma Vorwerk auf dem Weg zum Kochroboter, der für uns das Kochen neu erfinden soll und uns endlos klonbar umzingelt und anfixt. Letztens gestand eine Kandidatin -zu ihrem Leben befragt – in einem Fernsehquiz  so nebenbei: „Ich kann nicht kochen. Deshalb wünsche ich mir einen Thermomix. Da muss man alles nur oben reinwerfen!“ Ich treffe also verstärkt auf Zeitgenossen, die dem Kochen und also auch dem Ergebnis des Kochens ausweichen und mir diesbezüglich nichts mehr zu sagen haben. Ihr kochspezifischer Sprachgebrauch orientiert nämlich an implementierten Maschinenabläufen und den dazu spezifisch entwickelten exklusiven Kochrezepten.
Was da abgeht, hat der Philosoph Günter Anders bereits 1956 in dem Essay „Die Welt als Phantom und Matrize – Philosophische Betrachtungen über Rundfunk und Fernsehen“ sehr gut beschrieben:

„Da es dem König aber wenig gefiel, dass sein Sohn, die kontrollierten Strassen verlassend, sich querfeldein herumtrieb, um sich selbst ein Urteil über die Welt zu bilden, schenkte er ihm Wagen und Pferd. ‚Nun brauchst du nicht mehr zu Fuss zu gehen‘, waren seine Worte. ‚Nun darfst du es nicht mehr‘, war deren Sinn. ‚Nun kannst du es nicht mehr‘, deren Wirkung.“

Jeder Thermomix weniger erhöht unsere Autonomie und die Freude am Essen, also einem wesentlichen Teil des Lebens.

Mein Appell:

Ächtet Thermomix! –
Morgenland, Mittagessen und Abendland sind in Gefahr!

 

Nachtrag im November 2015:

Thermomix – war wohl nix …

Ich habe – wie zu lesen –  schon lange Zweifel an der emanzipatorischen Bedeutung des eintöpfigen Küchengerätes Thermomix, das gerade die Szene der Besserverdienenden aufheizt.

Jetzt lese ich mit Freude, dass auch die Stiftung Warentest das Gerät auf die Stufe der billigen Geräte zurück geholt hat und entzaubert.

Die Glaubensgemeinschaft Direktvertrieb muss jetzt tapfer Zusatzhypothesen gebären und weitere Priester weihen, um nicht im Zeitgeist zu versinken.

 

Immer diese Kinder

Im Straßenbild sind Kinder recht selten geworden. Bisher habe ich das immer in einem Zusammenhang mit dem beliebten Kinder-Döner gedeutet.

Kinder warten auf ihren Tod

Dabei habe ich ganz außer Acht gelassen, dass auch der Kinder-Pfannkuchen nicht unmaßgeblich dazu beitragen kann, dass man die Kinder so selten sieht.

KPK
Hier lockt der Kinderp-FAN-kuchen. Er ist wohl voller Überraschungen …

 

Ich warne!!!

Und ich bitte, diesen Hinweis zu berücksichtigen!

Aus der Kochnische: Falafel

Falafel sind die „Pommes“  [ostbelgisch: „Fritten“] der arabisch-israelischen Kultur. Sie versinnbildlichen in idealer Weise, dass Araber und Juden die gleichen kulturellen und biblischen Wurzeln haben.

Ich habe in Israel und Palästina an allen Ecken unzählige Falafel probiert und meine Erfahrungen zu einem Rezept verdichtet.

Wie bei allen kulturgebundenen Rezepten, gibt es viele Varianten und nur eine sehr einfache unverrückbare Grundlage.

Falafel

Die Grundlage ist, dass man Hülsenfrüchte (meistens Kichererbsen, aber auch Bohnen u.a. sind möglich) zu einem Teig zermahlt, diesen gut würzt (hauptsächlich mit Salz und Koriander) zu kleinen Kugeln formt und schließlich in Fett ausbackt. Dazu gibt es eine oder mehrere Sossen. Sehr beliebt ist die Joghurt-Knoblauch-Soße, in die dann auch noch reichlich Salz und Olivenöl gehört.

Der Phantasie sind darüber hinaus keine Grenzen gesetzt, solange die Konsistenz das Formen der Falafel zulässt.

Ich weiche am Vortag Kichererbsen mit sehr viel Wasser ein. Ihr Volumen vergrößert sich dabei erheblich. Eventuell muss man eben noch Wasser nachgießen. Am Tag der Zubereitung wird das Wasser abgegossen. Die Kichererbsen werden dann in so einem Fleischwolf direkt mit den Gewürzen zerkleinert. Hilfsweise geht auch ein Mixer mit so einem rotierenden Messer. Das ist für so einen Mixer aber sehr anstrengend. Und das Ergebnis ist auch nicht immer sehr homogen (was mich aber nicht stört).

Ich füge vor allem Koriander hinzu, den ich immer dominant schmecken will. Zu viel Koriander — ich glaube, das geht gar nicht. Deshalb bevorzuge ich auch Koriandersamen (den man etwas Mörsern sollte, damit die Körner auch wirklich zerkleinert werden). Korianderpulver schmeckt eher fies (finde ich). Ich nehme auch eine große Zwiebel eher viel Salz und häufig – also nur wenn vorhanden – alle möglichen Kräuter und Knoblauch aus dem Garten, ggf. auch noch Korianderblätter. Zwiebel und Grünzeug sorgen nicht nur für Geschmackstiefe, sondern auch dafür, dass die Farbe nicht so blass und die Konsistenz gut ist. Bei mir ist die Konsistenz sehr bröselig. Unter Druck lassen sich aber trotzdem Bällchen formen, die zusammenhalten. Von der Rezeptvariante, die Kichererbsen vorher zu kochen, halte ich nichts, weil die Konsistenz und der Geschmack darunter sehr leiden, vor allem, wenn man dann noch Mehl oder sowas dran tut, um die Tendenz zum Matsch zu besänftigen.

Wenn der Falafelteig soweit fertig ist, dann kann man schon die Pfanne oder die Fritteuse mit hitzebeständigem Pflanzenfett anheizen.
Man drückt den Falafelteig (meiner Konsistenz) mit etwas Druck in die Form und lässt die Bällchen ins Fett gleiten. Fortgeschrittene haben ein Hilfsgerät, um die Falafel gleich und ansehnlich zu formen. Wenn sie allseitig braun sind, sind sie fertig! Mit der Hitze muss man experimentieren. Bei hoher zu Hitze sind sie möglicherweise außen braun und innen eher roh. Aber dann schmecken sie trotzdem.
Dazu gibt es noch Salat jeder Sorte in rauhen Mengen …

Der Tipp: Wenn man bei der Soße Soja-Joghurt nimmt, wird sogar der Homo Veganus erheblichen Gefallen daran finden.

[Wenn die Rechtschreibkorrektur weiterhin und unbelehrbar aus Falafel Fallapfel macht, dann neige ich dazu, allen Falläpfeln den Krieg zu erklären.]