Echotalk – Redundanz de Luxe

Reporter haben es schwer. Bei aller Vorbereitung sind sie darauf angewiesen, völlig spontan zu reagieren und können nicht einmal zurückspulen, wenn sie sich so sehr versprechen, dass der Zuhörer die Augen verdreht. Im Fernsehen ist es besonders schwer, weil man ja eigentlich auf das Sprechen verzichten kann, wenn die Bilder alles sagen und trotzdem sprechen muss. Beim Biathlon beispielsweise sind die Übertragungsstandards so weit entwickelt, dass der Zuschauer vom Reporter lediglich Hinweise auf den Rennverlauf braucht, die man nicht abbilden kann. Und dazu kommen dann immer noch fandienlich Geschichten über mehr oder weniger glückliche Lebensumstände antretender Sportler und die Vergleiche bestimmter Sportler mit anderen und Vergleiche zwischen der aktuellen und der zurückliegenden Form eines bestimmten Sportlers. Solche Vergleiche werden stets mit der Behauptung eingeleitet, dass da etwas „nicht vergleichbar“ sei.

Das mit der Unvergleichbarkeit von Vergleichen hat mich schon erheblich belastet.

Jetzt kommen die Echokommentare hinzu. Ich sehe beispielsweise im Bild, dass ein Biathlet ausgerechnet mit dem letzten Schuss nicht getroffen hat. Das Teilereignis ist optisch, also wortlos, von mir aufgenommen und verwertet worden. Während ich dem Ablauf des Wettbewerbs weiter folge, sagt dann der Reporter mit einer Echoverzögerung, dass der letzte Schuss das Ziel verfehlt hat und so weiter. Dieses Echo wiederholt sich in jeder Sportübertragungen zigfach und produziert stotternde Gedanken. Manchmal habe ich sogar den Gedanken, der Reporter hört mir zu und gibt dann meine Worte an die Öffentlichkeit weiter. Es ist sogar schon passiert, dass ich aus dem Medienzimmer in die Küche gerufen habe: „Au, au, au – ich glaube, es wird nichts mit dem Stockerl!“ Und dann kommt aus dem Off: „Au, au, au – ich glaube, es wird nichts mit dem Stockerl!“ Das ähnelt einem Telefongespräch mit einer Rückkopplung, die mir zeitversetzt meine eigene Stimme vorspielt. – Da wirst du bekloppt … 

Ich lobe mir die Fernsehreporter der 60er Jahre, als man im Bild die Fußballspieler kaum unterscheiden konnte und fast alles in der Totalen übertragen wurde: Da hat der gute Reporter nur immer die Namen der ballführenden Spieler genannt und leicht moduliert. Das war hilfreich. Wer mehr hören wollte musste damals das Radio einschalten.