„Kleider machen Leute“ – das ist die Novelle von Gottfried Keller, in der der Zufall Regie führt. Ein bettelarmen Schneider ist gut gekleidet, weil das zu seiner Profession gehört. Und schon nimmt das Verhängnis seinen Lauf, weil er ja dem Anschein nach nur eine hochgestellte Persönlichkeit sein kann.
Der gleichfalls arme Schuster Voigt nutzt zu seinem Vorteil die Uniform eines Hauptmanns (von Köpenick). Carl Zuckmayer hat die wahre Geschichte zum Märchen ausgebaut.
Das Verkleiden und seine Deutungen fangen schon an, bevor wir deshalb in die Kleiderkiste greifen. Welche Rolle wir spielen, das hängt von unseren Vorlieben ab, die den Erwartungen der anderen eine große Bedeutung beimessen. Die äußere Verkleidung ist nur das Sahnehäubchen. Ist sie erst einmal angelegt, ist allerdings die verbundene Rolle nur noch über die Demaskierung zu verlassen. Auf einer Bühne sind wir in unseren Rollen noch halbwegs sicher. Es gibt ja einen vorgeplanten Ablauf und das Publikum wird nur selten und dann zum Schein in eine spielaktive Rolle gebracht.
Gerät die Verkleidung in die Öffentlichkeit, greift eine nicht leicht durchschaubare Melange von Phantasie und Wirklichkeit, wenn man darauf nicht in traditioneller Abfolge vorbereitet ist. An Karneval und sogar an Nikolaus kann da wenig schief gehen. Gleichwohl gibt es stets Einzelpersonen, die die Möglichkeiten ihrer Rolle, samt Verkleidung überfordern. Aus dem Clown wird dann an Halloween gern ein Gruselclown, der entsprechend aggressive Attitüden auslebt und aus einem Nikolaus ab und zu mal ein Bankräuber.
Ja und dann ist da noch die Burka, die wir von den Bildern kennen.
Früher hätte man die Tageszeitung am Ort abonniert. Journalisten und manche Politiker hatten bis zu zehn, auch überregionale Zeitungen abonniert.
Jetzt haben alle Zeitungen einen Onlineableger und wollen dort ebenfalls Geld, entweder für jeden Artikel einzeln oder am liebsten über ein verlässliches Abo. Viele Zeitungen locken aber auch mit den Anfangssätzen eines Artikels und offenbaren erst dann, dass das Fertiglesen kostenpflichtig ist. Das ist eine üble Masche, um mir die Zeit zu stehlen.
Als meine Zeitung damals, nach einer kostenlosen Zweigleisigkeit von Druck- und Digitalwerk zur Einführung doppeltes Geld für gleiche Informationen auf zwei Kanälen haben wollte, habe ich aus Verärgerung das Abo nach Jahrzehnten gekündigt. Denn wenn man eine Zeitung im Briefkasten hat, gibt es keinen Grund mehr, für die digitale Variante Geld zu bezahlen.
Es stimmt, grundsätzlich ist Journalismus nicht umsonst.
Anderseits ist es so, dass eine vielfältige Information heutzutage ins Geld gehen kann. Und mit einer einzigen Quelle gebe ich mich schon lange nicht mehr zufrieden. Eine vielfältige Information wird ärmeren Menschen durch einen Bezahlmodus punktuell vorenthalten. Zudem ist der hürdenfreie Zugang zur Information ein Grundrecht.
Aus Gründen der Sparsamkeit greife ich hauptsächlich auf den kostenlosen Journalismus zurück. – Die TAZ bietet – wenn auch mit Geldschmerzen – immer noch alles kostenfrei online an. Das ist nobel und nicht branchenüblich aber auch gut begründet.
Ich bin sparsam und lese jetzt drum herum um diese Kaufartikel.
Abos sind mir weltfremd geworden, weil ich die Vielfalt schätze. Einzelne Kaufartikel sind sicher ihr Geld wert, aber nicht, wenn man sich mittels anderer Quellen kostenlos drumrumlesen kann. Dabei spielt auch der öffentlich-rechtliche Journalismus mit, den ich ja ohnehin bezahle. Es passiert fast nie, dass ich einen Kaufartikel unbedingt haben muss.
Zudem kritisiere ich die mangelnde Sorgfalt im Onlinebereich.
Aber das steht dort …
Populärpolitiker konservativer Parteien finden das Lügen im Netz mittlerweile eine Zumutung. Das Lügen außerhalb des Netzes betrachten sie wohl bedacht nicht. Jetzt wollen sie das Lügen sogar verbieten und haben direkt eine sehr große Zustimmung in der Bevölkerung. Es sind alle Liebhaber von Lüge und Wahrheit gleichermaßen, weil immer nur die beharrliche Lüge als unumstößliche Wahrheit verkauft wird.
Das Strafrecht kennt den Straftatbestand Lügen nicht. Das ist deshalb so, weil in der Sprache des Alltags jede Aussage mit einer Aura von ungeprüften Fakten und Argumenten umgeben ist und die Lüge des einen die Wahrheit des andren ist. Lügen zu bestrafen, würde das Gespräch zum gefährlichen Spiel machen und zur Verstummung führen.
Es ist nicht nur rechtlich höchst bedenklich, einen neuen Straftatbestand „Lüge“ einzuführen, sondern auch, seine Anwendung auf Onlinebeiträge zu beschränken, weil es zwei Sorten von Lüge so einfach nicht geben kann. Man muss sich also schon etwas Mühe geben, wenn man beispielsweise strategische Desinformationen im Internet außer Kraft setzen will.
Betrachtet man die Szene der fiesen Onlinekommentare genau, dann ist es wie im Rest des Lebens, man sucht sich die Argumentationsstränge, die zu einem passen. Man ändert also nur selten seine Meinung, sondern sucht bevorzugt für die eigene Meinung eine Bestätigung und läßt dabei gern Fragwürdigkeiten außerhalb der Betrachtung.
An vielen Stellen der Onlinedebatte findet man auch Straftatbestände, wie zum Beispiel in den vielen Aufrufen, irgendjemandem Schaden zuzufügen. Es bestehen allerdings keine Einschränkungen, Straftatbestände zu verfolgen. Das passiert auch tagtäglich. Deshalb kann man mit der Rechtslage und der Rechtsanwendung zufrieden sein.
Nicht zufrieden sein kann man allerdings mit der Strategie der Betreiber der weltweiten Onlinekommunikation, wie zum Beispiel Facebook. Diese Betreiber fühlen sich und agieren als global player mit Gewinnabsicht frei von Ländergrenzen und meinen, ihre Idee der Gegenrede (counter speech) würde im Vorfeld aller Rechtsnormen das Gemeinwesen auf die richtige Spur führen. Diese Lehre nimmt der Rechtsstaat mit aller Erfahrung nicht an und der irgendwie durch fiese Sachen beschwerte Nutzer auch nicht.
Ich würde mir das Lügen als Freiheitsrecht nicht nehmen lassen.
Vorbei sind die Zeiten, als wir im Diktat null Fehler hatten. Da kannst du schreiben, was du willst. Am Ende ist doch noch ein Fehler drin. In der digitalen Textablage ist der Fehler schnell behoben, im handschriftlichen Brief bleibt manchmal nur ein Verbessern durch Überschreiben.
Also finden wir es allzu menschlich, wenn jemand Fehler macht und freuen uns dann aber darüber, wenn unfreiwillig, und oft mit der Unterstützung der automatischen Rechtschreibkorrektur. ein neues Wort entsteht oder wenn wir uns triumphierend sicher sind, derart blöde Fehler niemals selbst zu machen.
In der letzten Zeit sehe ich aber, dass der mittelwertige Journalistenprofi sich in Onlinediensten Fehlerquoten gestattet, die in den Printmedien bisher nicht vorkommen. Offenbar muss es immer schnell gehen. Deshalb wird die notwendige und übliche Endkorrektur dem Leser überlassen, so als würde er für Möbel die Endmontage selbst übernehmen.
Wenn man für sich ganz allein schreibt, dann kann man ja machen was man will. Aber bei Texten, die auch für viele andere gedacht sind, hat die Sorgfalt eine gute Tradition.
Ich finde diese Art von Fehlern in den Onlinemedien ärgerlich, weil sie den gewohnten Lesefluss hemmen und dem Leser zumuten, journalistischen Texten den letzten Schliff und manchmal sogar auch einen vertretbaren Sinn zu geben, ohne dass der Leser dafür bezahlt wird.
Die Egomanen basteln sich eine Öffentlichkeit, um sich darin zu sonnen. Ihr Leben geht ziemlich armselig an den Interessen der anderen Menschen vorbei.
Wie wäre es, wenn sie so wären, wie ich?
Dies nur zum Beispiel. Sie könnten auch einmal sein, wie du …
☀️ Es ist Sommer.
Die meisten Versuche zur engagierten Pressearbeit kitzeln fast schon traditionell an Nebensächlichkeiten, wie an denen des sommerlichen Outfits. Zur Kundenbindung und zur Ankurbelung des textilen Beschaffungswesens wird dann gleich auch die Umfrage gestartet, welches neuzeitliche Kleidungsstück darauf wartet, von dir oder mir nach der Ershoppungsphase ausgeführt und im Sommerloch drapiert zu werden.
Für mich ist die Sache klar. Mit einer Antwort lasse ich mich nicht lumpen:
Für den Sommer habe ich mir ein Querdrim, zwei Walmoris und einen Rollwast ershoppt.
☀️ Er kann kommen.
Jeder, der eine Fernsehfilm oder Spielfilm anguckt, begibt sich in fiktionale Zusammenhänge, in denen etwas gilt, das abseits der Wirklichkeit ist. Diese Erkenntnis ist banal. Dass sie es ausschließt, die Wirklichkeit an der Fiktion zu messen, ist neuerdings aber nicht mehr selbstverständlich. Jeder Experte, dem sein Spezialgebiet im Film vorgeführt wird, könnte zahlreiche Belehrungen als Kommentar anführen, Polizisten und Ärzte wohl tagtäglich. Sie tun es aber nicht, um nicht andere mit der Wirklichkeit zu langweilen, und lassen sich auf die Fiktion ein. Es sind auch meist die besseren Filme, in denen beispielsweise der Kommissar weitab der Wirklichkeit einen Individualstil praktiziert, der die Aufklärungsquote bei 100% hält und nebenbei oft auch noch eine erotische Beziehung mit einer Mitarbeiterin pflegt.
Um so erstaunlicher ist es, dass der Spiegel einen „Tatort“-Faktencheck vorgibt zu machen. Es ist ein sinnloses Unterfangen und verknüpft nur Wirklichkeit und Fiktion mit dem Effekt, dass wir die Fiktion zur Grundlage unserer Realitätsprüfung zulassen. Das Prinzip der Realitysoap wird unaufhörlich universell. Es ist ja bekannt, dass der Oberinspektor Derrick, den man aus dem Fernsehen kennt, unter seinem eigentlichen Namen weitgehend unbekannt geblieben ist. Demnächst werde ich Prinzessin Lillifee heiraten.