Hopp oder Flop

Dass im Spitzenfußball eigennützig Geldbeträge bewegt werden, deren Höhe jede Vorstellung sprengt, ist ein großes Thema in den Medien. Die dumpfen Fans mit Affengebrüll in einer Eliteverkleidung als Kutte oder unerkennbar sind einflusslos auf das, was Vereine mit Mäzenen, Konzernen und Scheichs so inszenieren. Fans in den Stadien haben weder die wirksame Sprache noch die Kommunikationskanäle, sich Gehör zu verschaffen. Ihre Sprache ist speziell für Stadien und die Welten rund um Stadien entwickelt. Dass diese Sprache gefährliche Elemente enthält die dann gern auch mal praktisch werden, zeigt die Polizeipräsenz an jedem Fußballwochenende. Und der Steuerzahler unterhält die Polizei ziemlich ärmlich, wenn man das Geld im Profikerngeschäft als Referenzgröße nimmt. Alles in allem darf man sich nicht beschweren, wenn die langjährig gezüchtete Fankultur so spricht, wie sie es mühsam gelernt hat. Allerdings ist die mediale Aufmerksamkeit diffus. Das, was die Fans zu sagen haben, bleibt irgendwie versteckt. Selbst im TV kann man nicht vollständig lesen, was die Fans da wirklich zu sagen haben. Es bleibt nur der Kommentar, Herr Hopp sei beleidigt worden. Es war lange Zeit zu hoffen, dass der Hype gesprochener und erlittener Beleidigungen abebbt. Die Zeiten der Ehre und der Ehrverletzungen sind ja auch weitgehend Geschichte. Duelle nach Ehrverletzungen finden nur noch verborgen oder im Dunstkreis entwicklungsgestörter Subkulturen statt. Es gibt kaum noch jemanden, der sich beleidigt fühlt, auch wenn ihm böse Sachen entgegen geschleudert werden. Insofern wundert es, dass man so einfach eine Beleidigung ausmacht. Das Beleidigtsein wird gar nicht erst abgefragt. Herr Hopp kann jederzeit Strafanzeige stellen. Aber offenbar sind die Akteuere der vermeintlichen Beleidigung in ihrer Fankultur unangreifbar sicher aufgehoben und tun dort, was sie gelernt haben. Impulse für eine bessere Fankultur kann man nicht ausmachen.

Ich meine, wir sollten das fragwürdige Gebilde Profifußball mit seinen Disfunktionalitäten allein lassen und sich anderen Sportarten zuwenden. Alle Probleme sind ja benannt und die gefragten Akteure sind bekannt, wie auch ihre Einbettung in den international desolaten Verbandsstrukturen. Konkurrenzverhältnisse begünstigen die Suche nach guten Lösungen. Das gilt nicht nur zwischen den Fußballvereinen, sondern auch zwischen den Sportarten. Biathlon ist doch ’ne tolle Sache – oder nicht?

Es ist ganz einfach: Wenn jemand zu mir sagt: „Ich fick deine Mutter!“, dann will er mich gehörig auf die Palme bringen. Über meine Mutter sagt er also nichts. Ein Gefühl, beleidigt zu sein, stellt sich bei mir auch nicht ein. So ähnlich ist das, wenn Herr Hopp in Fußballstadien als „Hurensohn“ tituliert wird. Es findet gerade eine große Bedeutungsverschiebung statt. Das hätte man sich ersparen können, wenn man rechtzeitig geredet hätte. Jetzt ändert man daran nur schwer etwa.

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