Auf allen Viren

Virulina (Symbolbild)

Wir schreiben das Jahr 2020. Es gibt einen neuen Virus. Er wird im Volksmund Coronavirus genannt, wie er so schön aussieht. Er ist derart neu, dass niemand über irgendwelche Antikörper gefügt, die ihn unschädlich machen könnten. Allerdings ist es auch so, dass gesunde und junge Menschen oft gar nichts vom Virus spüren. Andere allerdings können daran sterben. Man kann die Symptome bekämpfen oder erträglicher machen, aber gegen den Virus selbst ist noch kein Kraut gewachsen. Bis es einen Impfstoff geben wird, ist es die Strategie, die üblichen Wege der Verbreitung über Tröpfcheninfektion zu versperren. Man wäscht sich oft die Hände und meidet öffentliche Ansammlungen von Menschen. Dass man oft Viren verteilt, ohne sich krank zu fühlen, macht den ganze Auftritt des Virus tückisch. Die Menschen ändern ihre Lebensgewohnheiten und kaufen anders ein, als bisher. Verbreitet wird der Vorwurf, Leute würden hamstern und Unmengen Lebensmittel in ihre Kammern schaffen. Es gibt Fotos von leeren Regalen. Aufrufe, das nicht zu tun, haben offenbar keine Wirkung. Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken sind ausverkauft und werden sogar in Krankenhäusern geklaut und tauchen sogar auf Märkten wieder auf, weil sich ihr Wert gesteigert hat. Dabei ist ihr Nutzen gegen den Virus für Privatpersonen begrenzt. Allerdings sind die Ärzte und Krankenhäuser an der Materialknappheit auch selbst schuld. Die Vorratshaltung ist schlecht und die Lieferketten sind derart auf Sparsamkeit getrimmt, dass weltweit der Nachschub fehlt, weil die chinesischen Produzenten ausfallen und den chinesischen Markt bedienen.

Das mit den Hamsterkäufen sehe ich zudem vollkommen anders, als es gerade medial vermittelt wird.
Wenn wir, wie gewünscht, unsere Umtriebigkeit reduzieren, was ja zur Verzögerung der Ausbreitung des besagten Virus beiträgt, weil man eben Verbreitungswege reduziert, wenn man also auch verstärkt zu Hause bleibt, dann ändern sich auch die Einkaufsgewohnheiten. Man kauft eher dann, wenn es in den Läden weniger drängelig und hektisch ist und kauft mehr, aber auch seltener. Das Warenangebot richtet sich hauptsächlich danach, was gekauft wird. Wenn sich die Kaufgewohnheiten ändern, dauert es also etwas, bis die Änderung logistisch nachvollzogen ist. Der just-in-time-Ablauf hat also einen kleinen Knick. Wenn beispielsweise jeder Käufer plötzlich zwei Großgebinde Toilettenpapier mitnimmt anstatt einem, dann ist bereits eine Lücke auf der Palette, wie man sie noch nie gesehen hat, die aber dann auch wieder aufgefüllt wird. Der Einkauf folgt den Versorgungsansprüche im Alltag und der Vorratshaltung aus akutem Anlass. Und ab und zu springt dabei auch mal ein Hamster vom Warenbeförderungsband und verschwindet in der Cerealienabteilung. Das ist normal! Es wird selten sein, dass in diesen Zeiten jemand mehrere Großpackungen Hackfleisch in den Kühlschrank stopft.

Die Vorratshaltung ist unter Mensch und sogar im Tierreich immer und überall ein Thema des Überlebens. Sie ist in den tiefsten Schichten der Entwicklung und des Bewusstseins verankert und läuft bereits ab, ohne dass man daran denkt, also im Kleinhirn. Dagegen kann man sich zwar intellektuell positionieren, aber nicht mit Erfolg.

Ach: Eine Apotheke in Bonn bietet gerade erfolgreich 100 ml Sterillium für 32 € an. Ein gutes Geschäft.

Ein kleiner Nachtrag:
Im Jahr 1961, also im kalten Krieg, hat die Bundesregierung alle Bürger mit sehr viel Aufwand zu Hamsterkäufen aufgefordert. Der Grund war die prekäre Sicherheitslage, in der man mit dem Schlimmsten zu rechnen hatte. Es gab sogar besondere Plakate mit Eichhörnchen, den vermeintlichen Superhamstern. Die Aktion war erfolglos. Es fehlte eben das Gefühl, in einer Notlage zu sein.
Das belegt meine These, dass über Hamsterkäufe nicht mit Argumenten entschieden wird.

Kommentar

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