Impfpflicht als Politshow

Ich habe mir mal die Statistik beim Robert Koch Institut (RKI) angeguckt. Dort wird akribisch die Impfstatistik geführt. Die Impfquote gegen Masern steigt über viele Jahre – wenigstens seit 2004 – bis zum heutigen Tag kontinuierlich und liegt bei 97,1% bzw. 92,8% für die 2. Impfung. Beide Impfungen sind für einen dauerhaften Schutz erforderlich.

Das bedeutet zunächst, dass es überhaupt keinen Grund für den Gesundheitsminister Spahn gibt, das Thema überhaupt, und dann auch noch gerade jetzt, in die Öffentlichkeit zu tragen.

Man kann zwar stets mit einer Quote von unter 100% unzufrieden sein, wird sich ihr annähern, aber sie letztlich nicht erreichen können. Die Quote der 1. Impfung zeigt, dass das System zur Werbung und Unterstützung für das Impfen nahezu lückenlos funktioniert. Der angestrebte Herdenschutz wird bei 95% angenommen. Wenn also die Quote der 2. Impfung etwas unter dem Herdenschutzniveau liegt, dann liegt das offenbar daran, dass das enge Betreuungssystem von Kinderärzten und Erziehern, das zur erfolgreichen Impfung beiträgt, bei älteren Kindern etwas gelockerter ist. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass – bis auf unvermeidbare Einzelfälle – Eltern die erste Impfung der Kinder durchführen lassen, die zweite aber plötzlich verweigern. Die 2. Impfung geht wahrscheinlich oft einfach nur in der Alltagsgestaltung als wichtiges Thema verloren. Gerade deshalb ist es aber wichtig, durch eine gezielte Wertschätzung betroffener Kinder und Eltern neue Wege zur 2. Impfung einzurichten und verlässlich zu etablieren. Bei ca. 6 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland reichen dann auch Werbebroschüren und Briefe zur Werbung nicht aus.

Der aktuelle Hype um die Impfpflicht ist jedenfalls ein politisch aufgeblasenes Medienmonster ohne sachliche und aktuelle Bedeutung.

Es gibt allerdings eine nicht zu unterschätzende punktuelle Ideologisierung rund um bestimmte Einrichtungen, die Impfungen ablehnen. So gibt es Freundeskreise und Subkulturen, in denen die Impfquote bei der 2. Impfung bei 25% liegt. Das wurde wohl auch einmal in der Freien Waldorfschule Erftstadt so ausgezählt. Und das ist gefährlich! Es trifft nicht die Volksgesundheit, sondern auch die Menschen in der jeweiligen Einrichtung.
Aber in solchen Fällen hilft auch keine Impfpflicht, sondern eine deutliche Ansprache der jeweiligen Ideologieträger und ihrer Gefolgschaft, ohne dass man dazu ein spezielles Gesetz mit Sanktionspotential benötigt. Die Experten fordern so ein Gesetz ja wohl auch nicht, sondern nur ein Minister.

Dass der Hype je nach Medium auch noch von dämlichen Symbolbildern und Symbolfilmen der Kategorie „Spritze sticht im Fleisch“ begleitet wird, verursacht zudem Schmerzen.

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