Das Urheberrecht führt unweigerlich zum Geld

No saben el camino

Das Urheberrecht und ähnliche Schutzrechte und die damit geschützter Produkten sind ein Hebel, um Geld anders zu verteilen. Ob es damit gerechter verteilt wird, ist damit noch nicht gesagt.

Seit jeher wird gehandelt. Man gibt seine Arbeitskraft ab und bekommt dafür Geld. Das, was erarbeitet wurde, ein Brot oder ein Auto, wird auch wieder gegen Geld verkauft. Das Geld sammelt sich hier um dort und macht das Leben meist einfacher. Ob das Geld als Lohn gerecht ist, war noch nie unumstritten.

Karl Marx arbeitete die Idee aus, dass der Arbeiter letztlich auch im käuflichen Produkt steckt, das er miterarbeitet hat, obwohl es für ihn so fremd gehandelt wird, wie alle anderen Produkte auch. Der Arbeiter könnte ja auch so eine Art Urheberrecht haben, das ihm auch weiterhin Einnahmen an dem von ihm mitgeschaffenen Produkt sichert. 

Für das geltende Urheberrecht wurde deshalb eine fragwürdige erhebliche Schöpfungshöhe erfunden, die erfüllt sein muss, damit der Mensch auf ewig mit seinem Produkt verbunden bleibt und mitbestimmen kann, wer gegen welche Bezahlung damit wie umgehen kann. Man hat also einfach das geistige Eigentum vom Eigentum an sich abgeschnitten, um es anders zu behandeln. Dabei gilt auch für Musik, Literatur, Kunstobjekte und Erfindungen, dass sie, wie andere Produkte auch, gegen Geld an den Menschen gebracht werden.

In Zeiten grenzenloser Reproduzierbarkeit wird allerdings die Reproduktion nicht mehr als kostenlose Werbung für den Urheber verstanden, sondern als Einnahmequelle. Während der Pianist früher für ein Konzert bezahlt wurde, sind es heute außerdem die Tonaufnahmen dieses Konzerts und andere mühelos reproduzierbare Medien. An solchen Tonaufnahmen sind weiterhin Aufnahmespezialisten, ein Tonstudio, Werbefachleute, viele Vertriebskanäle und anderes mehr beteiligt. Es gibt für den Künstler im Reproduktionskontext heutzutage im allgemeinen einen Vertrag einer meist großen Produktionsfirma, die sich aus einem hauptsächlich geschäftlichen Interesse heraus um alles kümmert und auch bezahlt werden will. Die Firma produziert also einen verkaufsträchtigen Rahmen für den Pianisten. Verlage organisieren sich wie die Musikproduzenten ebenfalls als Mitverdiener. Und im Überbau der ganzen Branche gibt es die monopolistisch agierenden Rechteverwertungsgesellschaften wie GEMA und VG Wort, die darüber wachen, dass bei jeder Nutzung geschützter Werke das Geld fließt und nach einem Schlüssel verteilt wird. Seit langem weiß man, dass im gesamten Überbau der eigentliche Rechteinhaber an Bedeutung verliert. Er wird allerdings mit Tantiemen bei Laune gehalten, nachdem der Eigenbedarf des Überbaus bereits abgeräumt worden ist. Man kann dem traditionell armen Künstler zurufen, dass das besser als nichts ist. Viele Künstler sind mittlerweile bereit, den Weg zurück zu gehen. Sie stellen ihre Produkte zur freien Verfügung oder lassen den Konsumenten entscheiden, was sie bereit sind, für eine Musik oder einen Text zu zahlen. Sie leben derweil hauptsächlich von öffentlichen Auftritten gegen Bezahlung und unterscheiden sich nicht mehr so sehr vom Handwerker, der sein Arbeitsergebnisse auch nicht bis zum Lebensende als sein Werk vermarktet.

Wenn nun von der Europäischen Union im März 2019 das Urherberrecht gegen großen Widerstand an die digitale Welt angepasst wurde, dann ist dabei in der Hauptsache das Interesse an viel Geld im Spiel, von dem die Künstler und andere Urheber traditionell den kleinen Teil bekommen. Daran ändert sich auch mit der neuen gesetzlichen Verpflichtung der Medienkonzerne, für geschützte Werke zu zahlen, oder sie auszuschließen, nichts. Den Verlagen, Produktions- und Verwertungsgesellschaften wäre damit gedient, wenn die Internetgiganten YouTube, Instagram, Facebook usw. ihren Usern alles mögliche durchgehen lassen und dafür ordentlich Geld abdrücken, um das System der Verwertungsgewinnler reich zu machen. Die Internetgiganten ihrerseits werden sich fragen, ob sie zum eigenen Wohl auf solche Zahlungen verzichten und deshalb stattdessen lieber die User aussortieren, die geschütze Medien oder auch kleinste Teile davon hochladen wollen. Das werden sie, allein wegen der unüberschaubaren Menge, mit Uploadfiltern machen, die nach einem Algorithmus das Angebot sauber schießen und weitgehend uninteressant machen. Auch geschützte Schnipsel in einer satirischen Verarbeitung würden solche Filter nicht passieren, selbst wenn es dazu keine Rechtsgrundlage gibt. Eine kulturelle Verarmung wäre die Folge. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Internetgiganten alle gleich reagieren oder sich einen Konkurrenzvorteil davon versprechen, wenn sie zahlen anstatt zu filtern. Man liest gerade, YouTube würde sich unter diesen Bedingungen gleich selbst einstellen.

Mir kommt das alles so vor, als ob mit Hilfe politischer Entscheidungen ohnehin reiche Gewinnler das große Rad drehen, um die soziale Ungleichheit in der Welt auf die Spitze zu treiben, indem sie mit Recht, aber rücksichtslos ihre Taschen füllen, während der Rest der Welt verarmt.

Urheber agieren selbst am Markt, an dem tatsächlich auch Geld zu verdienen ist. Wenn man mit politischer Absicht die kulturelle Vielfalt vertiefen und verbreitern will, dann sollte man Künstler fördern. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Das System der urheberrechtlichen Geldgenerierung ist dazu ungeeignet und es zwingt den Werktätigen der einfach so seine Arbeit auf nimmerwiedersehen aus der Hand gibt in eine Ungleichbehandlung. Für meinen Geschmack könnte es sogar notwendig werden, dass man die alte Raubkopie entkriminalisiert und zur neuen Werbung umdeutet und damit seinen Lieblingskünstler feiert und ehrt.

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