Toll, was du so alles weißt!

Man zeigt ja immer gern auf, wenn man die Frage des Lehrers beantworten kann. Und so kommt es auch, dass vor allem die ganz, ganz einfachen Fragen nach irgend etwas sehr beliebt geworden sind. Man kann scheinbar risikolos mitreden. Bei derart einfachen Fragen wird deine Antwort bestimmt keinen Shitstorm auslösen.

In den sozialen Netzen trifft man nun täglich auf das Schema „Wer erinnert sich noch …“ und dann kommt ein Ereignis zu dem man sich bekennen kann oder das man sogar auch noch spezifizieren kann. Heute wurde gefragt: „Wer erinnert sich noch an seine alte vierstellige Postleitzahl?“ Man könnte die Antwort gern für sich behalten, weil es anderen Menschen vermutlich nichts nutzt, wenn sie deine Postleitzahl von 1993 erfahren und sie auch nicht beeindruckt, dass du dich daran erinnerst. Der wer-erinnert-sich-noch-Trick wird auch liebend gern in in Überschriften von Zeitungen und Mediensendungen eingesetzt, weil das nach aller Erfahrung stets Leser beziehungsweise Zuhörer und Zuschauer in Bewegung setzt.

Obwohl es nichts zu sagen gibt, klicken jedenfalls in den sozialen Medien stets tausende Menschen trotzdem und fügen direkt auch noch im gegebenen Fall als Beleg die alte Postleitzahl an. Der, der da fragt, den kennt man meist nicht. Man trägt aber seinen Anteil dazu bei, dass er begehrte Daten bündeln kann. Er weiß, dass du schon ziemlich erwachsen bist. Er erkennt meistens dein Geschlecht und kann dich mutmaßlich in einer begrenzten Gegend verorten. Und er weiß von vornherein, dass du beispielsweise bei Facebook leichtfertig mit deinen Daten umgehst und möglicherweise auch anderswo. Wenn er nun für den Verkauf entsprechende Datensätze von zigtausend Menschen zusammenstellt, möglicherweise mit anderen Datensätzen verknüpft, dann verdient er Geld damit und du bekommst unerwarteten, manchmal auch unbemerkten, Kontakt zu anderen, die dir maßgeschneiderte Angebote unterbreiten, weil ihnen das den Weg zu deinem Geld ebnet.

Es ist in jedem Fall besser, auf Fragen nicht zu reagieren, wenn deren einziger erkennbarer Sinn darin besteht, massenweise Klicks einzusammeln.

Und das ist noch längst nicht alles!

Facebook beispielsweise sammelt alles auch noch einmal mit, um es ebenfalls zu verkaufen und hat mindestens 98 Daten von dir zur Ergänzung. Da kommen dann im Verkauf schon mehrere Milliarden Euro bei rum und man fragt sich welch weltbewegenden Dinge passiert sind, um dieses Geld zu erwirtschaften. Du hast ja eigentlich nur 4 belanglose Ziffern in die Öffentlichkeit getragen.

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