Falsche Fahnder [aus gegebenem Anlass]

Es ist schon sehr hysterisch, dass sich nun in den mehr und weniger sozialen Medien sogar selbsternannte Fahnder zur Aufklärung des Missbrauchs von Kindern einschalten, wenn ein Kind nicht mehr erreichbar ist.

Es ist ebenso schlimm, wenn Kinder, die so langsam erwachsen werden – heute aktuell eine A. in O. – die Entscheidung treffen, nicht mehr nach Hause zu gehen und dann plötzlich eine Armada selbsternannter Helfer per Mausklick das arme Geschöpf zum Treibjagdobjekt machen und dabei höchstens das Ziel verfolgen, dass alles wieder so wird wie früher. Das wird es aber nicht! Würde man A. ernst nehmen, dann würde man vermuten, dass es tiefe Gräben zwischen „zu Hause“ und A. gibt. Da ist niemandem geholfen, denen da zu Hause zu einem wirksamen Zugriff zu verhelfen. Wer reif ist, punktuell einen abweichenden Weg zu gehen, der ist sicherlich auch reif, diesen Weg zu einem glücklichen Ende zu führen und adäquate Hilfsstellen zu finden.

Im übrigen sei noch einmal drauf hingewiesen, dass solche Fahndungsaufrufe im Netz in die Persönlichkeitsrechte eingreifen und strafbar sind, so lange die Polizei keine bestimmten Details zum Anlass nimmt, ihrerseits zur Mitthilfe bei der Fahndung aufzurufen. Bisher hat die Polizei dazu keine Initiative ergriffen.

Stellt euch vor, ihr würdet, weil ihr eine nicht jedem verständliche Entscheidung über einen Aufenthalt trefft, eure höchstpersönliche Angaben mit Bild überall und für sehr lange Zeit im Web sehen.

Ein Vertrauen auf die Erziehung und die Beziehung zum Kind erscheint besonders fragwürdig, wenn hier der Vater selbst zur Jagd nach seinem Kind ruft.