Über Atomstrom aus Tihange und Doel

Die Lichtgestalt Schulz aus Würselen bei Brüssel erlebt, wenn er zu Hause ist, Tag für Tag einen Protest gegen belgische Atomkraftwerke. Der Protest ergibt sich aus der Angst, dass eine dieser Havarien der Atomkraftwerke bald blitzschnell über Leben und Tod im Großraum Aachen entscheiden könnte. Diese Angst ist keine kollektive Phantasie und gut begründet. Schulz‘ Parteigenossin und Bundesministerin Hendricks konnte nach langen Zögerlichkeiten dazu überredet werden, ebenfalls gegen die Atomkraftwerke hinter der Grenze zu reden. Aber der Nachbar in Belgien zieht Geld aus den Kraftwerken in den Betriebsphasen, die zwischen den Störfällen bleiben – so lange es geht. Frau Hendricks steht nun aber auch dafür, dass diese Kraftwerke aus Deutschland ziemlich heimlich und immer weiter mit Brennmaterial befeuert werden. Zur Rede gestellt, heißt es jetzt aus dem Ministerium, Lieferverträge wären als Entscheidungsgrundlage dem Widerspruch aus der Region vorzuziehen. Ein Lieferstopp dagegen, der als politische Entscheidung zur Gefahrenabwehr jeder Zeit möglich wäre, wird einer merkwürdigen Vertragsdisziplin untergeordnet. Grotesk, gespenstisch und entpersonalisiert kommt so eine Wendung in die Unkalkulierbarkeit des politischen Willens in der Region an.
Wenn nun die Lichtgestalt Schulz die in seinem Umfeld propagierte Bürgernähe auslebt, wird er schnell merken, dass seine Visionen von der Bodenständigkeit und Verbindlichkeit von der Genossin Hendricks mit Füssen getreten wird. Erlebnisse kurz vor der Todesangst, die kommunal mit Gaben von Jodtabletten etwas abgedämpft werden, werden einer fragwürdigen ministerialen Geschäftigkeit untergeordnet. Einen Aufschrei in der SPD gibt es wohl nicht und Herr Schultz leuchtet plötzlich überhaupt nicht mehr. Aber vielleicht hat der Schulz-Effekt ja nur eine kleine Pause.

„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom!“ Loriot

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