Lack ab und OBsolet

Gestern war ich mal wieder in Oberhausen.

Ich bin dort bedingt einheimisch.

Deshalb habe ich eine überzogene Sensibilität für die Lebenswertigkeit und Liebenswürdigkeit dieser Stadt.

Ich war abends in der Luise-Albertz-Halle und habe mich mit Herbert Knebels Affentheater und ein paar Freunden amüsiert. Das Affentheater wirkte weit über den Einsatz der gitarrensaitige Massachusetts-Klemme hinaus.

Die Halle ist ein Zweckbau der 60er Jahre und wird gnadenlos als „gute Stube“ der Stadt angepriesen, obwohl sie schon bald nach der Fertigstellung zum bundesweit führenden Zuschussgeschäft dieser Art wurde. Heutzutage ist es ein Hohn, die aus der Zeit gefallene Halle als gute Stube zu bezeichnen. Aber es wird trotzdem gern gemacht. Die Vielzweckoptimierung erlaubt alles, aber nichts so richtig. Die Gemütlichkeit einer guten Stube ließ und lässt sich hier auf keinen Fall vermitteln. Man sieht es dem Haus an, dass es nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Man kann sich allerdings mit dem Bühnenprogramm ablenken. Ab und zu ist der große Saal also voll, während der weit überwiegende Rest des Hauses künstlich umnachtet überdauert.

Bei der Anfahrt habe ich als Anführer eines Konvois einen Fehler gemacht und das benachbarte Parkhaus angesteuert. Was in anderen Städten zum Wohl des Besuchers wirksam entschärft ist, trifft den Konzertbesucher in Oberhausen an dieser Stelle knochenhart: Um die Fahrzeuge nach der Veranstaltung auszulösen, bildete sich in Kälte und Feuchtigkeit eine dichte Menschenschlange von 80 Metern, die sich dann über eine Stunde so langsam selbst unter den Augen herumstehender Sicherheitsarbeiter abarbeitete. Ich habe so etwas anderenorts bei keinem Theater- oder Konzertbesuch erlebt. Meist sind solche Parkplätze sogar anlässlich einer Veranstaltung schrankenlos und kostenfrei, selbst dann, wenn sie ein kulturferner Eigentümer betreibt

Ja, Oberhausen, das wird wohl nichts mehr!

Dabei gibt es dort ein Publikum, das sachkundig den Humor des westlichen Ruhrgebiets nicht nur versteht, sondern selbst auch hervor bringt. Herbert Knebels Affentheater hätte in anderen Gegenden der Republik arg zu knacken. In Oberhausen ist das wohltuend anders.

Wie ich höre, muss aus Kostengründen demnächst ein AfD-Parteitag in der guten Stube veranstaltet werden.

Aber ich bin ja schon längst auf der Autobahn …

Luck up! & Glück auf!

 


Aktuelle Ergänzung:

In Oberhausen veranstaltet die AfD einen Parteitag in der Luise-Albertz-Halle.
Ein Protest gegen die AfD ist vorbereitet, aber in diesem speziellen Fall nachrangig.
Die mit der Stadtpolitik verbandelte Geschäftsführung der Halle hat einen Vertrag mit der AfD abgeschlossen! Ziel einer Protestkundgebung muß nach meinem Verständnis diese Geschäftsführung sein.
Solche Proteste gegen die AfD wirken wie eine Konfektionsware, man verzichtet auf ein passgenaues Finish.


Aktuelle Ergänzung II:

Der öffentlich Druck wirkt. Armselig ist es, dass die Geschäftsführung der Halle noch eine Arbeitsanweisung beim Hauptausschuss  bestellt, nachdem sie zuvor der AfD ein Mietangebot gemacht hat, das auch angenommen wurde. Solche Spiele sind Aufwind für die Rechtsradikalen!

Und nun offenbaren die Hallenverantwortlichen, dass sie nicht wissen, was unter dem entscheidenen juristischen Aspekt ein Vertrag ist. Es sind zwei übereinstimmende Willenserklärungen (die ja offenbar vorliegen). Ein Anspruch auf Erfüllung des Vertrags ist dann eigentlich eindeutig und kaum zu vermeiden. Ich bin gespannt!

 

Kommentar

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