Der Nikolaus – abseits ausgetretener Pfade

Der Nikolaus ist die Personifizierung des guten Menschen.

Das ist seit langem so, besonders in den Niederlanden.

Nun wird er dort aber begleitete vom „zwarte Piet“, dessen Charakter und Aussehen nicht so ganz makellos sein sollen. Es hat sich eingebürgert, dass er dem Nikolaus assistiert und das eigene Bedürfnis, seinen Auftritt etwas unberechenbar zu gestalten, nicht so sehr auslebt. Er ist so wie der gefährliche Hund, der nur seinem Herrchen ergeben ist. Zu Recht gilt der „zwarte Piet“ als Kind des Kolonialismus. Das, was nicht so ganz ins Bild passte, hat man damals gern den Kolonialländern zugeschrieben und es ist bis heute dabei geblieben. Es war, wie vieles in dieser Zeit, kräftige Schwarzweißmalerei. Geblieben ist davon die Tradition, die die Anmutung einer unmittelbare rassistische Schau verloren hat. In anderen Gegenden wechselt die Begleitfigur die Hautfarbe, aber kaum den Charakter. Der bayrische Krampus ist noch weitaus furchteinflößender und entstammt wahrscheinlich auch einer problematischen Randgruppe. Dass in Büchern, Opern und anderen Kulturgütern es nur so von Mohren mit zweifelhaften Rollen wimmelt, hat bisher kaum Kritik an einem eventuell überdauernden Rassismus hervorgebracht. Beim „zwarte Piet“ ist das anders. In den Niederlanden formieren sich seit ein paar Jahren Initiativen zur Ausrottung des rassistischen Beiwerks.

Weil ja Traditionen kein Selbstzweck sind und so durch die Jahrhunderte schlittern sollen, ist es durchaus erlaubt, dem Nikolaus, der unbeweglich gekleidet ist und zudem viel zu tragen hat, auch einmal andere Hilfsmöglichkeiten zukommen zu lassen. Es muss ja nicht gleich ein mit Rentierbasteleien verzierter Gabelstapler sein. Es tut auch ein kräftiger Engel oder mehrere zarte. Die Geschenke selbst unterliegen dem Wandel der Zeit. Der Nikolaus kommt mit vielen Änderungen auch gut zurecht. Der „zwarte Piet“ spricht privat schon lange mit der „groene Antje“. Da bahnt sich was an. Das wäre viel besser, als den dummen und willfährig kapitalistischen Weihnachtsmann gegen den Nikolaus auszuspielen oder irgendetwas auszurotten, weil man den Weg der Entwicklung nicht sieht.

Es ist auch vollkommen überflüssig, den Nikolaus als einen hinter einem Kunstbart versteckten Darsteller ins Gefecht zu schicken. Wenn es einmal kein Darsteller ist, sondern ein Mensch, der für kurze Zeit seine Identität wechselt, dann bewirkt er allein durch seine Rolle Wunder. Er ist dann der Nikolaus und nicht freigegeben für Spekulationen darüber, wer den denn da spielt.

Ich weiß, wovon ich spreche.

 

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