Radikal fiktional

Jeder, der eine Fernsehfilm oder Spielfilm anguckt, begibt sich in fiktionale Zusammenhänge, in denen etwas gilt, das abseits der Wirklichkeit ist. Diese Erkenntnis ist banal. Dass sie es ausschließt, die Wirklichkeit an der Fiktion zu messen, ist neuerdings aber nicht mehr selbstverständlich. Jeder Experte, dem sein Spezialgebiet im Film vorgeführt wird, könnte zahlreiche Belehrungen als Kommentar anführen, Polizisten und Ärzte wohl tagtäglich. Sie tun es aber nicht, um nicht andere mit der Wirklichkeit zu langweilen, und lassen sich auf die Fiktion ein. Es sind auch meist die besseren Filme, in denen beispielsweise der Kommissar weitab der Wirklichkeit einen Individualstil praktiziert, der die Aufklärungsquote bei 100% hält und nebenbei oft auch noch eine erotische Beziehung mit einer Mitarbeiterin pflegt.

Um so erstaunlicher ist es, dass der Spiegel einen „Tatort“-Faktencheck  vorgibt zu machen. Es ist ein sinnloses Unterfangen und verknüpft nur Wirklichkeit und Fiktion mit dem Effekt, dass wir die Fiktion zur Grundlage unserer Realitätsprüfung zulassen. Das Prinzip der Realitysoap wird unaufhörlich universell. Es ist ja bekannt, dass der Oberinspektor Derrick, den man aus dem Fernsehen kennt, unter seinem eigentlichen Namen weitgehend unbekannt geblieben ist. Demnächst werde ich Prinzessin Lillifee heiraten.

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