Beitrag zum Rohstoffmanagement in den Zeiten der Tierliebe

Der Mensch ist anpassungsfähig wie kein anderes Lebewesen. Das Nachdenken  und das Vorausdenken über sich selbst und andere führt zu einer ungeheuren Vielfalt, sich so oder aber auch ganz anders einzurichten und zu meinen, dass die getroffene Wahl einzigartig richtig ist. Wenn er erst einmal entschieden ist, neigt der Mensch nicht nur dazu, diese Entscheidung für gut und richtig zu halten. Sogar die begleitenden Emotionen richtet er so ein, dass das in seiner Welt alles ganz normal ist. Mir fällt als gutes, aber unbedeutendes Beispiel wieder der Hundebesitzer ein. Würde er seine eigene Notdurft eintüten und in der Jackentasche herumtragen, bis ein Abfallbehälter auftaucht? Weil es nicht sein muss, würde man ihn wohl nicht dazu bewegen können. Er würde es extrem unangenehm empfinden und sähe sich im Beisein anderer Leute sogar gedemütigt. Verschärft man aber das Gedankenspiel und bietet die Notdurft eines andern an, dann ändert sich an der Ablehnung nichts. Verschärft man das Gedankenspiel noch einmal und nimmt ein ganz anderes Säugetier, etwa einen Hund, dann sieht die Sache auch nicht gerade appetitlich aus, aber doch wesentlich entspannter. Man kommt im Rahmen der Urbanisierung des Hundelebens eben nicht daran vorbei, soziales Verhalten vorzuleben, indem man den Hundekot aufklaubt und wegträgt. Mittlerweile wird Hundekot in Plastiktüten als besondere Belastung der Zivilisation erkannt. Der Hundebesitzer wird es selbstverständlich auch gut finden, den Hund an geeigneten Vorrichtungen rektal abzusaugen, wenn der Mensch damit als Freund der Hunde und der Menschen überleben kann, weil er ja so anpassungsfähig ist. Die Absaugvorrichtung gäbe es – ganz nebenbei – an jeder Tankstelle und würde den Rohstoff direkt zu einem Dünger für urbane Tomatenzuchten aufbereiten und in einem Rohrsystem weiterleiten. Es wäre zweifellos aber noch besser, wenn der Hund das Ende seiner Entwicklung noch nicht erreicht hat und irgendwann ein Leben ganz ohne Verdauungstrakt bewerkstelligen könnte. Das Tamagochi kehrt zurück und markiert in weiser Voraussicht den Höhepunkt der Tierliebe. Sogar einen Tod könnte man dann durch einen Batteriewechsel als Intermezzo gestalten. Auf Messen für Senioren werden jetzt bereits solche Tiere angeboten. Die Resonanz ist überwältigend.


Und dann auch noch dies:

Ich spüre ein Defizit.

Wenn ich eine meiner Freundinnen mit dem Kinderwagen durch die Großstadt schiebe, verfängt sich immer wieder und dann aber urplötzlich ein Hundehaufen in einem der Räder. Offenbar muss ich während der Fahrt so viel Weitblick und Umsicht walten lassen, dass die Anforderungen der allgemeinen Verkehrssicherheit dagegen unbedeutend sind. Damit fühle ich mich überfordert.
Ich möchte sagen, dass es ja nur immer ein einzelnes schwarzes Schaf ist, das sich einen ungeeigneten Hund hält, der in die gänzlich unvorhersehbare Fahrspur des Kinderwagens kackt. Aber das ist nicht so! Das schwarze Schaf hat ja bereits unter der sengenden Sonne seinen Hund im verschlossenen Auto zu Tode gegrillt, als das Schaf mal kurz im Biergarten war. Zum Glück lag der Hund auf Backpapier.
Jetzt bleibt mir nur, auf den städtischen Grünflächen bei den spielenden Kindern stets noch eine reinigende Sonderfahrt anzuhängen. Oder ich warte darauf, bis der Heimwerkermarkt ein Spray anbietet, daß wie von Zauberhand alle Räder kurz und schmerzlos keimfrei macht.

Und dann auch noch das (im November 2015):

15 000 € hat die Stadt Bonn jährlich für die Hundekottüten ausgegeben. Jetzt ist Schluss damit!
Es ist mir zu ekelig, jetzt auszurechnen, wie viele Hundekottüten man für das Geld bekommt und für die Hunde in der Stadt Durchschnittswerte zu entwickeln, wie viele solcher Tüten man für so einen Hund mit wie viel Inhalt veranschlagen könnte.
Zu vermuten ist aber, dass Tüten dieser Art als Gefrierbeutel zweckentfremdet werden.

Kommentar

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