Die Entwicklung der Medien ist atemberaubend, aber zeitgeisttreu

Ich verdeutliche das einmal im Vergleich zweier Katastropheninszenierungen, nämlich zur Ermordung des US-Präsidenten Kennedy 1963 und zum Absturz eines Linienflugzeugs in diesen Tagen. Dazwischen liegen also mehr als 50 Jahre.

Damals war die Berichterstattung kurz und auf das wesentliche beschränkt. Nach etwa 5 Minuten wurde ohne Rücksicht auf das Publikum auf eine kollektive Trauer übergeleitet. Die öffentlich rechtlichen Anstalten hatten dazu die Hoheit. Es war also für den Rest des Tages „ernste Musik“ zu hören. So nannte man das damals. Die Information war zufriedenstellend, die Musik war mir ein Ärgernis.
Heute wird das eigentliche Ereignis, zu dem kaum mehr Erkenntnisse vorliegen als zu dem historischen Attentat, mit Wiederholungen, Perspektivwechseln, Mutmaßungen und Expertenbefragungen nahezu rund um die Uhr behandelt. Die Trauerarbeit wird dabei selbst zu einem Ereignis, über das die Presse inklusive berichtet und daran beteiligen sich Politiker in öffentlichen Auftritten vor Ort. Das Ereignis wird also letztlich medial zelebriert und mit nichtssagenden Floskeln so lange verdünnt, wie sich die Medienkonsumenten binden lassen. Der Klick ist im Zweifel wichtiger als die Information. Über die bereits gut eingeführte Secondscreennutzung ist der Medienkonsument aufgefordert, sich zur Verstärkung der tragenden Stimmung aller Berichte zu äußern. Dass kollektive Gefühl der Betroffenheit bleibt unecht, zeigt aber auf, dass das Thema so bald kein Ende haben wird.

Damals war das für mich auch nicht optimal mit der Berichterstattung in den Medien. Mittlerweile scheinen mir die Medien die Zeit mit einer eigenwilligen Unterhaltung zu stehlen, in der unbedeutende Dinge bis ins unendliche aufgefächert werden. – Oh, du schöne bunte Medienwelt!

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