Meine angehende Profilierung als Falschsager

Die Idee wurde mir auf dem Weihnachtsmarkt zugetragen, als ich neugierig – wie ich bin – eine exotische zurechtgemachte Frau hinter einem Vorhang erblickte und dann über dem Eingangsbereich „Wahrsagerin“ las.

Wie wäre es denn, wenn ich im nächsten Jahr – vielleicht vis a vis – eine Dienstleistung als Falschsager anbiete? Ich will die Frau nicht schlecht machen. Eine fachgerechte Ausbildung habe ich auch. Und deshalb weiß ich, dass es mit der Wahrheit nicht so einfach ist. Mittlerweile wurde sogar herausgefunden, dass es mehrere Wahrheiten geben kann, dass das, was wahr ist, sich mit der Zeit ändert, und dass die Unwahrheit ihren festen Platz im Leben jeden Individuums hat.
Mit der Unwahrheit ist es jedenfalls viel einfacher umzugehen, als mit der Wahrheit. Kann man einer gekauften Wahrheit vertrauen? Wenn die verkaufte Wahrheit sich als Unwahrheit erweist, wer übernimmt dann die Verantwortung? Erwiese sich die Unwahrheit als wahr, dann könnte das sogar Glück bedeuten, zumindest aber eine Gewissheit herbeiführen.
Ich glaube fest, dass die Menschen sehr viel mehr davon haben, wenn sie von mir auf einem Weihnachtsmarkt die Unwahrheit kaufen und erfahren als eine vermeintliche Wahrheit.
Was haltet ihr von meiner Geschäftsidee?
Nun sagt mir bitte nicht, dass es solche Geschäfte schon zu genüge gibt, dass sie aber nicht als Falschsagerei am Markt operieren, weil das ja noch nicht einmal gelogen wäre, sondern mit sehr viel unverfänglicheren Namen in Erscheinung treten.

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